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Teheran in der Zwickmühle

Peter Philipp20. Januar 2003

Die Gefahr eines amerikanischen Waffenganges gegen den Irak ist gegenwärtig. Das bringt den Iran in eine Zwickmühle: Der Irak gilt zwar als Erzfeind; trotzdem will man keinen amerikanischen Militärschlag unterstützen.

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Sucht nach dem rechten Mittelweg: Irans Präsident Mohammad Khatami und Saddam Hussein

Bei aller Aversion gegenüber Saddam Hussein ist das Regime in Teheran nicht bereit, einen amerikanischen Angriff auf den Irak in irgend einer Weise zu unterstützen. Man warnt statt dessen vor den unabsehbaren Folgen, die solch ein Krieg in der Region haben könnte, man baut Auffanglager für die erwarteten Abertausende von Flüchtlingen und man unterstützt Initiativen zur Abwendung des Krieges.

Teheran ist aber gleichzeitig zum Treffpunkt verschiedener irakischer Exil-Führer geworden und es gibt Forderungen aus Kreisen der Reformer im Majlis (Parlament), der Iran brauche eine neue Politik gegenüber dem Irak und auch gegenüber den USA. So meinte Mohsen Mirdamadi, der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Majlis, Ende vergangenen Jahres, trotz der schlechten Beziehungen zwischen dem Iran und den USA könnten "beide vielleicht gemeinsame Interessen in bestimmten Fragen" haben. Es sei von immenser Bedeutung für den Iran, wer in Bagdad an der Macht sei und man könne sich keineswegs darauf verlassen, dass ein Sturz Saddams allein das traditionell gestörte Verhältnis zum Nachbarn wieder verbessern werde. Auch ein Saddam-feindliches Regime könnte dem Iran gegenüber eine feindselige Politik verfolgen.

Angst der Konservativen

Khatami weist Anschuldigungen zurück
Irans Präsident Mohammad KhatamiBild: AP

Genau davor haben die Konservativen in Teheran sichtlich Angst. Sie können sich natürlich ausmalen, dass der Iran nach einem Sturz Saddams nur noch von pro-amerikanischen Regimes umgeben ist und es ist nicht abwegig, einen Schritt weiter zu denken und daraus abzuleiten, dass der Iran dann zum nächsten Ziel der amerikanischen Kriegsmaschinerie werden würde.

Noch versucht man, mit markigen Sprüchen solche Gefahren zurückzuweisen: Die Amerikaner seien "hundertmal schlimmer als die Iraker", behauptet etwa der Chef der Revolutionsgarden, General Rahim Safavi, und wirft den USA vor, ihre Politik sei "von Gewalt getrieben" und orientiere sich an den Öl-Interessen. Die USA sollten sich hüten, den Iran anzugreifen - die Iraner würden siegreich Widerstand leisten.

Einsicht der Reformer

In Kreisen der Reformer um Präsident Khatami wächst hingegen gleichzeitig die Einsicht, dass - bei einer richtigen Einschätzung der gegenwärtigen Lage - durchaus Positives für den Iran herauskommen könnte. Mirdamadi meint sogar, Washington werde durch ein vernünftiges Verhalten Teherans letztlich von einem Angriff auf den Iran abgehalten. Und in der Bevölkerung scheinen die Sympathien eindeutig zu sein: Umfragen hatten bereits letztes Jahr ergeben, dass eine Mehrheit für Beziehungen mit den USA ist. Und die Erfahrungen des Irakkrieges werden auch künftig die Beziehungen zu Bagdad belasten. Zumal auch das Bagdader Regime keinerlei Anstalten macht, um Teheran zu werben.

Vizepräsident Taha Yassin Ramadan warf dem Iran erst kürzlich vor, noch nie "mit den Arabern gegen die Zionisten gearbeitet zu haben". Die Perser seien schlimmer als die Zionisten, aber man müsse nun einmal koexistieren, weil sie Nachbarn des Irak seien. In Teheran dürften solche Worte nicht gerade zur Verbesserung der nachbarschaftlichen Beziehungen beigetragen haben.