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Teil zwei der Vatileaks-Affäre

5. November 2012

Im Vatikan hat der zweite Prozess um gestohlene Dokumente vom Papst-Schreibtisch begonnen. Es geht um den italienischen Computertechniker Sciarpelletti und um die Frage: Steckt dahinter doch ein handfestes Komplott?

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Die Richter im Vatileaks-Prozess (Foto: rtr)
Vatileaks ProzessBild: Reuters

Juristisch gesehen geht es im Fall Claudio Sciarpelletti um Beihilfe zum Diebstahl. Die Anklage lautet auf "Begünstigung". Mit einem harten Urteil muss der 48-Jährige daher wohl eher nicht rechnen. Davon ist zumindest Vatikansprecher Federico Lombardi überzeugt. Maximal ein Jahr Haft, hieß es in Rom. Der Programmierer des vatikanischen Staatssekretariats soll den vor einem Monat verurteilten Ex-Kammerdiener des Papstes, Paolo Gabriele, beim Diebstahl geheimer Unterlagen unterstützt haben.

Ein Einzeltäter?

Die eigentliche Frage in diesem zweiten Verfahren im Vatikan ist jedoch: War der am 6. Oktober zu 18 Monaten Gefängnis verurteilte Ex-Kammerdiener Gabriele tatsächlich jener Einzeltäter, als der er sich präsentierte? Der Unterlagen vom Schreibtisch von Papst Benedikt XVI. klaute und Kopien an Journalisten weiterreichte, weil er "die Kirche retten wollte."

Oder steckt hinter der "Vatileaks"-Affäre doch ein handfestes Komplott? Im Raum steht weiterhin Gabrieles frühere Aussage in einem anonym geführten TV-Interview, er habe rund 20 Gesinnungsgenossen.

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Dubioser Brief im Schreibtisch

Sciarpelletti wurde ein Briefumschlag zum Verhängnis, den die Gendarmerie des Vatikan am 25. Mai in seinem Schreibtisch im Staatssekretariat sichergestellt hatte. Der Umschlag trug die Aufschrift "P. Gabriele persönlich" und enthielt eine Schmähschrift gegen den Kommandanten der vatikanischen Gendarmerie, Domenico Giani, sowie päpstliche Dokumente, die zu dem Zeitpunkt wohl schon von einem italienischen Journalisten veröffentlicht worden waren. Zunächst gab Sciarpelletti an, Gabriele habe ihm den Brief gegeben; später behauptete er, ihn von einer anderen Person erhalten zu haben.

Auch die Beziehung zwischen Sciarpelletti und Gabriele bleibt nebulös: Der Computertechniker sprach zunächst von einem "guten Arbeitsverhältnis". Später dann von Kontakten auch außerhalb der Arbeitszeit, die die Familien eingeschlossen hätten. Gabriele selbst lieferte ebenfalls unterschiedliche Versionen.

Auf Antrag seines Verteidigers war das Verfahren gegen Sciarpelletti vom Prozess gegen Gabriele abgetrennt worden. Er selbst war damals nicht vor Gericht erschienen. Auch deshalb ist Sciarpelletti der Öffentlichkeit bislang unbekannt.

se/rb (KNA, dpa, afp)