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Telekom sagt Wall Street Goodbye

21. April 2010

Der Exodus deutscher Aktiengesellschaften von der Wall Street hält an: Nun macht auch die Deutsche Telekom einen Rückzieher. Am 21. Juni sollen die Aktien zum letzten Mal an der Wall Street gehandelt werden.

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Techniker demontieren ein Telekom-Logo (Foto: dpa)
Rückzug von der Wall Street: Nun auch die TelekomBild: picture-alliance / dpa

Die Flucht deutscher Konzerne von der New Yorker Börse geht weiter: Auch die Deutsche Telekom will künftig auf ein Listing am wichtigsten Aktienmarkt der Welt verzichten. Das Bonner DAX-Unternehmen verspricht sich davon Kosteneinsparungen. Denn mit dem Rückzug aus New York endet auch die Pflicht, an die US-Börsenaufsicht SEC zu berichten. Mit der Verabschiedung des Sarbanes-Oxley-Gesetzes in den USA im Jahr 2002 waren die Auflagen für eine Börsennotiz in den USA erheblich gestiegen, was den Kosten- und Zeitaufwand deutlich erhöhte.

Noch vor rund zehn Jahren hatten sich Deutschlands Großkonzerne genau wie viele Konkurrenten aus Europa für eine Aktienplatzierung in New York entschieden: Damals beflügelten junge, aufstrebende Technologie-Firmen die Phantasie der Anleger und die Märkte. Wer an der Wall Street gelistet war, der war dabei: Global und international am Puls der Zeit. In Spitzenzeiten waren 17 deutsche Unternehmen an der Wall Street notiert.

Schleichender Abstieg

Straßenschild Wall Street (Foto: apn)
Nicht mehr gefragt bei deutschen Unternehmen: Die Wall StreetBild: AP

Doch nach dem Platzen der so genannten Dot-Com-Blase begann der schleichende Abstieg der Kurse, und die Unternehmen merkten, dass sich in New York kaum einer für ihre Aktien interessierte. "Das Verhalten der Investoren hat sich geändert", sagte Sabina Schwarzer, Sprecherin von Allianz America, als sich der Versicherungskonzern im vergangenen Herbst von der Wall Street verabschiedete. "Aktien werden immer am liquidesten Markt gehandelt, und das ist in unserem Fall Frankfurt."

Vor der Allianz hatten schon Eon, BASF und Bayer der Wall Street den Rücken gekehrt. Bis 2007 war ein Börsenrückzug von der Wall Street kaum möglich. Noch vor zwei Jahren waren neun deutsche Unternehmen an der New York Stock Exchange notiert: Allianz SE, Daimler, Deutsche Bank, Deutsche Telekom, Fresenius Medical Care, Infineon, Qimonda, SAP und Siemens. Erst durch ein Entgegenkommen der Börsenaufsicht SEC im März 2007 wurde der Rückzug für ausländische Unternehmen eine Option. Nach dem Rückzug der Telekom werden nur noch zwei DAX-Unternehmen in New York gelistet sein: Daimler und Deutsche Bank.

Am 21. Juni ist Schluss

Telekom-Flaggen (Foto: apn)
Nach der Telekom bleiben nur noch zwei Unternehmen in New YorkBild: AP

Ungeachtet des Rückzugs von der Wall Street will die Telekom weiterhin sogenannte American Depositary Shares (ADS) ausgeben. Das sind Zertifikate, die von amerikanischen Depotbanken ausgegeben werden und die für eine bestimmte Anzahl ausländischer Aktien stehen. Die Stammaktien der Deutschen Telekom werden in Deutschland weiterhin auf dem elektronischen Handelssystem Xetra, an der Frankfurter Börse und an allen anderen deutschen Regionalbörsen gehandelt. Die Telekom rechnet damit, dass der Rückzug von der Wall Street am 21. Juni nach Handelsschluss vollzogen sein wird.

Autor: Rolf Wenkel (dpa, rtr, ots)

Redaktion: Zhang Danhong