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Mehr als 120 Tote bei Terrorwelle in Bombay

27. November 2008

Am Tag nach Beginn der beispiellosen Terrorwelle in Bombay ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 125 gestiegen. Es kommt weiter zu Kämpfen zwischen Sicherheitskräften und islamischen Extremisten.

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Indische Sicherheitskräfte bringen einen Gast aus dem von Terroristen besetzten Taj Mahal in Bombay in SicherheitBild: AP

Die indischen Sicherheitskräfte sind am Donnnerstag (27.11.2008) in der westindischen Finanzmetropole Bombay in einem Großeinsatz gegen die mutmaßlichen islamistischen Angreifer vorgegangen. Diese halten sich in zwei Hotels verschanzt.

Indien Terror Bombay Karte
Stadtplan von Bombay mit den Orten der TerroranschlägeBild: AP Graphics

Soldaten und Polizisten drangen in die Luxushotels Taj Mahal und Oberoi/Trident ein. Aus beiden Gebäuden waren Schüsse und Explosionen zu hören, wie Korrespondenten berichteten. Im Oberoi/Trident brach ein Feuer aus.

Extremisten halten noch Geiseln fest

Während die Sicherheitskräfte im Taj Mahal nach eigenen Angaben vermutlich alle Geiseln befreien konnten, sollen sich im Oberoi/Trident noch bis zu 40 Menschen in der Gewalt der Extremisten befinden.

Nach Darstellung eines Armeegenerals halten sich in den beiden Hotels noch zehn bis 12 bewaffnete Kämpfer versteckt. Auch in einem jüdischen Zentrum in Bombay halten Extremisten offenbar Geiseln fest. Die Botschaft Israels in Neu Delhi teilte mit, zwischen zehn und 20 Israelis seien vermutlich in der Hand der Militanten oder in Gebäuden eingeschlossen.

Islamisten bekennen sich zu Anschlägen

Anschläge und Schießereien in Indien Bombay
Polizisten im Bahnhof von Bombay, der ebenfalls von den Extremisten angegriffen worden warBild: AP

Zu der beispiellosen Angriffsserie bekannte sich die bislang unbekannte islamistische Gruppe Deccan Mudschaheddin. Sie forderte in einem Anruf bei einer Fernsehanstalt die Freilassung inhaftierter Gesinnungsgenossen aus indischen Gefängnissen.

Nach neuen Angaben der Polizei wurden bei den Terrorangriffen seit Mittwochabend mindestens 125 Menschen getötet und mehr als 300 verletzt. Kleine Gruppen bewaffneter Kämpfer hatten in einer offenbar genau koordinierten Aktion die beiden Hotels, den größten Bahnhof Bombays, ein Krankenhaus, ein Touristen-Restaurant und mehrere weitere Orte der Millionenstadt angegriffen.

Auch ein Deutscher unter den Opfern

Unter den Todesopfern ist nach Mitteilung des Auswärtigen Amtes in Berlin auch mindestens ein Deutscher. Zudem seien offenbar mehrere Deutsche verletzt worden, sagte ein Sprecher. Zu ihrer Betreuung wurden Pschologen nach Bombay geschickt. Im Auswärtigen Amt und im Generalkonsultat in Bombay wurden Krisenstäbe eingerichtet.

Auf Bitten der EU stelllte Schweden ein spezielles Sanitätsflugzeug bereit, um verletzte Europäer auszufliegen. Mehrere Abgeordnete des Europaparlaments, unter ihnen zwei

Deutsche, die sich zu einem Besuch in Bombay aufhalten, überlebten die Angriffe unverletzt. Die Lufthansa will die Stadt am Freitag wieder anfliegen.

Merkel drückt Beileid aus

Die internationale Gemeinschaft reagierte auf die Terrorwelle im Trauer und Entsetzen. Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie Staats- und Regierungschefs aus aller Welt verurteilten die Anschläge und drückten ihr Mitgefühl mit den Opfern aus.

Die indische Marine suchte vor der Küste nach einem größeren Schiff, mit dem die Attentäter möglicherweise nach Bombay gelangt sind. Auch die Küstenwache suchte die Gewässer nach dem verdächtigen Schiff ab, wie ein Marinesprecher sagte. Unterstützt wurde der Einsatz von Hubschraubern.

Premier Singh warnt Nachbarländer

Nach den Worten des indischen Regierungschefs Manmohan Singh sind die Hintermänner der Angriffe "außerhalb des Landes" zu suchen. Seine Regierung werde den Nachbarstaaten "deutlich sagen", dass sie es "nicht hinnehmen wird, wenn ihr Territorium als Ausgangsbasis für Angriffe auf uns" verwendet werde, sagte Singh, ohne ein bestimmtes Land beim Namen zu nennen. Die indischen Behörden hatten in der Vergangenheit wiederholt Fundamentalisten aus Pakistan für Anschläge verantwortlich gemacht, die in Indien verübt wurden.