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Terror in Uganda

Markus Frenzel28. Februar 2004

Die Situation im Norden Ugandas droht zu eskalieren. Nach den jüngsten Massakern kommt es nun zu Racheaktionen zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen - den Lango und den Acholi.

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Alltägliche Gewalt im Norden Ugandas

Tausende Kinder sind auf der Flucht vor den Rebellen der Lord's Resistance Army (LRA) - denn offenbar ist diese sehr an jungen Rekruten interessiert. Es ist ein fataler Kreis von Gewalt und Gegengewalt. Nachdem am vergangenen Wochenende (21./22.2.) über 200 Menschen in einem Flüchtlingslager niedergemetzelt wurden, kam es am Donnerstag (26.2.) in der Stadt Lira zu tödlichen Ausschreitungen auf einer Friedensdemonstration.

Uganda droht eine humanitäre Katastrophe, warnt Hans-Peter Hecking, Afrika-Experte der katholischen Hilfsorganisation "missio". Tagsüber sei die Situation im Norden Ugandas scheinbar normal. Bei Eintritt der Dämmerung böte sich aber ein gespentisches Bild: "Man sieht dann Tausende - jede Nacht schätzt man sind es an die 20.000 Kinder - die abends in die Stadt hineinflüchten, aus Angst, von den Rebellen entführt zu werden."

Killermaschinen und Sexsklavinnen

Seit Jahren versuchen christliche Organisationen zwischen der Armee und den Rebellen zu vermitteln. Missionare und Entwicklungshelfer wollen den Kreis der Gewalt aufbrechen, um so vor allem die Kinder vor einer blutigen Zukunft zu bewahren. Die LRA entführt gezielt jüngere Kinder und Jugendliche um aus ihnen Killermaschinen zu machen.

Eine perfide Strategie. Aber nicht nur männliche Jugendliche sind gefährdet. Auch Mädchen werden regelmäßig von den Rebellen entführt. Sie werden laut Hecking zu regelrechten Sexsklavinnen herangezogen.

Inzwischen rechnen Beobachter mit einem Rebellenheer von etwa 20.000 Kämpfern. Die Masse davon - schätzungsweise 18.000 - sollen entführte Kindersoldaten sein. Durch ein brutales Angst- und Unterdrückungssystem schafft es ein kleiner Führungskreis um den Anführer Joseph Kony, die Kinderkämpfer zu beherrschen.

Hexender Rebellenchef

Pater Josef Gerner arbeitet seit acht Jahren als Priester in der nordugandischen Kitkum-Mission. Bei ihm hat ein ehemaliger Vertrauter des LRA-Anführers Kony Zuflucht gefunden. So konnte er an Informationen über den mysteriösen Rebellenchef herankommen, über den so gut wie nichts bekannt ist: "Dieser Joseph Kony kommt aus einer großen Zauberer-Familie, mit Hexerei und so. Das gibt alles so einen mystischen Nimbus um ihn herum, was auch dann die große Angst bei den Leuten ausmacht."

Die ugandische Regierung könne das Morden im Norden des Landes nicht alleine beenden, meinen die christlichen Helfer. Sie fordern ein internationales Eingreifen. Vor allem aber müsse zuerst Rebellenchef Kony ausgeschaltet werden.