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Terror, Sex: Die Fron der Frauen für den IS

26. Juni 2015

Zwei Meldungen, die nur noch erschaudern lassen: Frauen aus Deutschland werden immer häufiger von der Terrormiliz angeworben. Und versklavte Jesidinnen aus dem Irak verkauft der "Islamische Staat" an seine Kämpfer.

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Vor dem IS geflohene Jesidinnen (Foto: Getty Images/AFP/Al-RubayeI)
Vor dem IS geflohene Jesidinnen aus dem IrakBild: Getty Images/AFP/Al-Rubaye

Immer mehr junge Frauen aus Deutschland werden nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden gezielt für die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) angeworben. Die Zahl der Frauen, die sich am Terror beteiligten, steige überproportional, sagte Innenminister Thomas de Maizière der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. "Das bezieht sich insbesondere auf junge Frauen."

IS-Frauenhaus in syrischer Stadt Raqqa

Das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz bestätigte einen Bericht von WDR, NDR und "Süddeutscher Zeitung", wonach den Behörden rund ein Dutzend Anwerberinnen bekannt sind, die Frauen für den IS rekrutieren. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) hat bisher allerdings keinen Beweis für eine systematisch und zentral gesteuerte Ausreise von Frauen zum Kampf für das Terrornetzwerk. Zwar gebe es im Internet in großem Umfang Aufrufe zur Ausreise von Frauen in den sogenannten Heiligen Krieg nach Syrien oder in den Irak, teilte das BfV mit. "Bislang existieren keine Belege, dass die Ausreisen in Deutschland zentral und gezielt organisiert werden." Hinweise zu möglichen "Anwerberinnen" lägen bislang nur in Einzelfällen vor.

In dem Bericht von WDR, NDR und "Süddeutscher Zeitung" ist die Rede von einem "Mädchennetzwerk". Dieses gebe es nur im Internet, nicht physisch vor Ort, erklärte das LKA Rheinland-Pfalz. Die Frauen werden dem Bericht zufolge in Syrien bereits erwartet: In Raqqa betreibe die Terrormiliz ein schwer bewachtes Frauenhaus. Mehrere Quellen hätten berichtet, ankommende Frauen würden dorthin gebracht, eingesperrt und zu ihren künftigen Ehemännern gebracht. Bisher sind nach Informationen des Verfassungsschutzes 700 Islamisten aus Deutschland in die Kampfgebiete in Syrien oder im Irak ausgereist, darunter annähernd 100 Frauen. Ein Drittel der bisher Ausgereisten ist nach BfV-Angaben wieder zurückgekehrt, mehr als 50 von ihnen gelten als besonders gefährlich, weil sie Kampferfahrungen gesammelt haben.

Frauen ab 500 Dollar

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte unterdessen mit, dass der IS zahlreiche irakische Jesidinnen an Kämpfer der Terrormiliz in Syrien verkaufe. Es handle sich um insgesamt 42 Frauen, die von den Extremisten als "Sklaven" gehalten würden, teilte die in London ansässige Organisation mit. Sie seien "für 500 bis 2000 Dollar" (447 bis 1785 Euro) verkauft worden. Die Frauen seien im vergangenen Jahr in der nordirakischen Sindschar-Region verschleppt worden. In diesem Monat seien sie in die vom IS kontrollierte Stadt Majadeen in der ostsyrischen Provinz Deir Essor gebracht worden. "Einige wurden mit ihren Kindern verschleppt, aber wir wissen nichts über ihr Schicksal", sagte der Chef der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman.

Die Jesiden leben vorwiegend im Nordirak und sind mehrheitlich ethnische Kurden. Der IS verübte Massaker unter den Jesiden, zwang zehntausende in die Flucht und verschleppte tausende Mädchen und Frauen, die als Sexsklavinnen missbraucht wurden. Nach UN-Angaben könnten die Grausamkeiten als Genozid gewertet werden.

sti/cw (afp, dpa)