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Terror und Piraterie - Sicherheit wird für Firmen immer wichtiger

Sabine Kinkartz31. Mai 2006

Europa und die USA sind für Unternehmer berechenbar - in den meisten übrigen Ländern sehen sie sich Sicherheitsproblemen gegenüber. Doch viele Firmen, die im Ausland aktiv sind, nehmen das Thema nicht ernst genug.

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Polizisten vor einer Düngemittelfabrik in Karatschi, PakistanBild: picture-alliance / dpa
Jahresrückblick Januar 2006 Entführung in Irak Rene Bräunlich und Thomas Nitzschke
Falsche Zeit, falscher Ort: Bräunlich und Nitzschke im IrakBild: picture-alliance/ dpa/dpaweb

Kaum ein Land profitiert so stark von der Globalisierung wie Deutschland: Jeder dritte deutsche Arbeitsplatz ist vom Export abhängig und mehr als 400.000 deutsche Unternehmen sind mittlerweile im Ausland aktiv. Doch dort wird das Klima immer rauer. Turbulente Rohstoffmärkte, politische und wirtschaftliche Konflikte und die weltweiten Terrorgefahren tun ein Übriges, um das Auslandsgeschäft zu erschweren.

Geschäfte im Irak etwa sind so gefährlich, dass sie sich kaum lohnen. Der Aufwand für die Sicherheit steht in keinem Verhältnis zu den Gewinnaussichten. Trotzdem sollen derzeit noch rund 30 Deutsche im Irak vor Ort im Einsatz sein. Sie gehen ein hohes Risiko ein, wie bei der Entführung der beiden Ingenieure von der Leipziger Firma Cryotec deutlich wurde. Thomas Menk, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit der Wirtschaft, kurz ASW, meint, dass der Terror jederzeit wieder zuschlagen kann: "Die Frage, ob man ein Verfahren oder einen Prozess etablieren kann, der solche Ereignisse ausschließt, würde ich mit einem klaren Nein beantworten."

Keine Frühwarnstrukturen

Die Bundesregierung rät von Reisen in den Irak ab. Unternehmen sollten stattdessen vor Ort Mittelsmänner einsetzen. Doch die deutsche Wirtschaft wünscht sich vom Staat mehr als Pauschalverbote: Gefragt ist kompetente Beratung für ein Engagement im Ausland. "Die Zusammenarbeit ist gut. Wir können uns aber vorstellen, dass sie rationaler, unbürokratischer und noch stärker fokussiert auf einzelne Problemstellungen stattfindet", sagt Menk. "Wünschenswert wären außerdem gemeinsame Frühwarnstrukturen oder der Aufbau eines nationalen Sicherheitsrates."

Doch dafür müssten Informationen weitergegeben werden und die gesetzlichen Hürden für insbesondere für die Weitergabe von vor allem personenbezogenen Daten sind hoch. Hier sei der Gesetzgeber gefragt, so die ASW. Die Bundesregierung reagiert dagegen zurückhaltend. Staatlicher Einfluss bringe immer Einschränkungen mit sich, so Staatssekretär Joachim Wuermeling vom Bundeswirtschaftsministerium. Um aber Innovationen und Wachstum zu fördern, müsse auch die Freiheit der Wirtschaft gefördert werden. Das Thema Sicherheit sei also Sache der Unternehmen und angesichts der wachsenden globalen Risiken eine Investition in die Wettbewerbsfähigkeit.

"Uns wird es schon nicht treffen"

Doch viele Unternehmen scheuen die Kosten und stellen die eigene Sicherheit hinten an, wie ASW-Chef Menk bemängelt. "Überlegungen wie: Uns wird es schon nicht treffen und wenn es uns trifft, wird der Schaden schon nicht so groß sein, dass wir existenziell gefährdet wären, sind für uns als Verband eher Wünsche als realistische Risikoprognosen." Das betrifft nicht nur die Einschätzung von Risiken bei Kriegen, Terrorismus oder politischen Krisen, sondern auch in Fällen von Wirtschaftsspionage, Sabotage, Markenpiraterie und Korruption.

Abgesehen von Nordamerika und Europa, so urteilt Thomas Menk, habe man es heute in jedem Land dieser Welt mit signifikanten Sicherheitsproblemen zu tun. Doch wie kann ein Unternehmen diesen Risiken begegnen? Großkonzerne leisten sich eigene Sicherheitsabteilungen - Thomas Menk beispielsweise ist Sicherheitschef von Daimler-Chrysler. In vielen Ländern sind aber auch ihm die Hände gebunden. "Ein Land wie China wird es nur ganz begrenzt dulden, dass Sicherheitsstrukturen von Unternehmen autonom neben den staatlichen Sicherheitsstrukturen in China tätig werden", erklärt Menk. "Das heißt, dass Unternehmen gerade in Hochrisikoländern nur begrenzte Möglichkeiten haben." Wichtig, so Menk, sei vor allem die Schulung der Mitarbeiter, insbesondere im Umgang mit Informationen - in China etwa müssten die Mitarbeiter dafür sensibilisiert werden, dass Dritte versuchen könnten, sich vertrauliche Informationen zu beschaffen.

Für die einen ist das Thema Sicherheit ein Kostenfaktor, für die anderen eröffnet es neue Geschäftsfelder. Der Markt boomt, private Anbieter bereiten auf Geiselnahmen vor, stellen Leibwächter und Sicherheitskonvois und liefern Expertisen für einzelne Länder. Im Bundeswirtschaftsministerium sieht man auf diesem Gebiet gute Chancen auch für deutsche Unternehmen. Hochtechnologie werde in Zukunft eine immense Bedeutung haben und der Merkt für sicherheitstechnische Produkte und Sicherheits-Dienstleistungen verspreche hohe Wachstumsraten.