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Terrorgefahr in Europa

13. Juli 2009

Bisher hat es zwei Terroranschläge durch Al-Kaida-Terroristen auf europäischen Boden gegeben: In Spanien 2004 und ein Jahr später in der Londoner Innenstadt. Doch die vermeintliche Ruhe der letzten Jahre täuscht.

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Ein Londoner Doppeldecker-Bus nach dem Terror-Anschlag vom 7. Juli 2005 (Foto: DPA)
Ein Londoner Doppeldecker-Bus nach dem Terror-Anschlag vom 7. Juli 2005Bild: dpa

Regelmäßig kehren die Schlagzeilen wieder, in denen von einer wachsenden Terrorbedrohung in Europa zu lesen ist. So verkündete die europäische Polizeibehörde Europol zum Beispiel im Juni 2007, dass die Bedrohung durch islamistische Terroristen so groß wie nie zuvor sei. Im Prinzip sei es nicht mehr die Frage, ob ein Anschlag innerhalb der EU bevorstehe, sondern nur noch die Frage wann und wo.

Der letzte große islamistisch motivierte Terroranschlag in Europa war der in Großbritannien im Juli 2005. Damals kamen bei einer Serie von Angriffen auf den Londoner Nahverkehr 52 Menschen ums Leben. Seitdem warnen Geheimdienste immer wieder vor neuen Anschlägen, zumeist im Vorfeld politischer oder sportlicher Großereignisse wie Wahlen, Olympischen Spielen oder Fußball-Weltmeisterschaften. Doch passiert ist bisher zum Glück nichts.

Bevorzugtes Ziel Großbritannien

Konkrete Sorgen um einen bevorstehenden Terroranschlag macht man sich neben Deutschland innerhalb Europas vor allem in Großbritannien. Erst im März warnte die britische Regierung vor Terroranschlägen mit Massenvernichtungswaffen. Terrororganisationen strebten den Einsatz chemischer, biologischer und sogar atomarer Waffen an, heißt es im jüngsten Antiterror-Bericht.

Trauerfeier mit der Königsfamilie nach dem Anschlag in Madrid 2004 (Foto: AP)
Trauerfeier mit der Königsfamilie nach dem Anschlag in Madrid 2004Bild: AP

Konkret befürchtet das britische Innenministerium einen Anschlag mit einer so genannten schmutzigen Bombe, also einem Sprengsatz, der radioaktive Strahlung freisetzt, ohne dass es zu einer nuklearen Kettenreaktion kommt. Diese Gefahr sei angesichts neuer technischer Möglichkeiten sowie eines illegalen Handels mit solchen Materialien realistischer als in den vergangenen Jahren.

Anschlag in Spanien

Neben Großbritannien wurde bisher nur Spanien Ziel eines Al-Kaida-Anschlags. Drei Tage vor der Parlamentswahl 2004 explodierten in Vorortzügen in der Hauptstadt Madrid Bomben und rissen 191 Menschen in den Tod. Es war einer der schlimmsten Terroranschläge in der europäischen Geschichte.

Nun will Spanien gemeinsam mit Frankreich den Kampf gegen den islamistischen Terror weiter verschärfen. Dazu haben die Nachbarn eine engere Zusammenarbeit vereinbart. Mit gemeinsamen Polizeieinheiten wollen Paris und Madrid Schleuserbanden das Handwerk legen, denn ein Großteil islamistischer Terroristen kommt aus Nordafrika.

515 Anschläge

Logo der Europäischen Polizeibehörde, Europol

Zur Wachsamkeit rät ebenfalls der jüngste Terrorismus-Jahresbericht der Europäischen Polizeibehörde Europol, der im April vorgestellt wurde. Er sieht im islamistischen Terrorismus, auch wenn die Zahlen vielleicht eine andere Sprache sprechen, nach wie vor die größte Bedrohung. Im vergangenen Jahr 2008 zählte die Behörde 515 "fehlgeschlagene, vereitelte oder gelungene terroristische Anschläge". Das ist ein Rückgang gegenüber 2007 um 23 Prozent. Mit Ausnahme eines Bombenanschlags in Großbritannien seien "in der EU 2008 durch islamische Terroristen keine erfolgreichen Anschläge verübt worden", heißt es.

Unter dem Verdacht, an der Vorbereitung islamistisch motivierter Anschläge beteiligt zu sein, wurden in der EU im vergangenen Jahr 187 Menschen festgenommen - sieben Prozent weniger als im Vorjahr, die meisten von ihnen in Frankreich und Spanien. Vereinzelte Festnahmen mutmaßlicher islamistischer Terroristen habe es auch in Deutschland, Belgien, Dänemark, Irland, Italien, den Niederlanden, der Slowakei und in Schweden gegeben. Das klingt fast ein wenig nach Entwarnung, doch nach Einschätzung von US-Präsident Obama ist das Risiko von Al-Kaida-Terroranschlägen in Europa größer als für die USA, allein schon wegen der territorialen Nähe zu Afghanistan.

Autor: Frank Gazon

Redaktion: Kay-Alexander Scholz