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Terrorbotschaft im Wahlkampf-Endspurt

Daniel Scheschkewitz30. Oktober 2004

Mit einer Videobotschaft an das amerikanische Volk hat Osama Bin Laden in die Schlussphase des Wahlkampfes eingegriffen. Präsident Bush und Senator Kerry reagierten mit einer entschlossenen Kampfansage.

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Bin Laden soll sich im Grenzgebiet zwischen Pakistan und Afghanistan aufhaltenBild: dpa

In dem Film, der am Freitagabend (29.10.04) vom Fernsehsender Al Dschasira ausgestrahlt wurde, bekannte sich der Chef des Terrornetzwerks Al Kaida erstmals direkt zu den Anschlägen vom 11. September 2001 und deutete weitere Terrorattacken an. "Eure Sicherheit liegt nicht in den Händen von Kerry oder Bush oder Al Kaida. Eure Sicherheit liegt in Euren Händen", sagte Bin Laden mit Blick auf die Präsidentenwahl. Es waren die ersten Bilder von Bin Laden seit mehr als einem Jahr, der US-Geheimdienst stufte die Aufnahmen als echt ein.

Die Kandidaten sind sich einig

Die Botschaft Osama Bin Ladens hätte zu keinem dramatischeren Zeitpunkt kommen können. Vier Tage vor der Wahl, die als eine der knappsten in die US-Geschichte eingehen könnte, war das Video eine krasse Erinnerung für jeden Amerikaner, dass der Drahtzieher der Terroranschläge vom 11. September lebt und offenbar wohlauf ist.

Präsident Bush gab auf dem Weg zu einer Wahlkampfveranstaltung in Ohio folgende Erklärung ab: "Amerikaner lassen sich von einem Feind dieses Landes nicht einschüchtern und auch nicht beeinflussen. Ich bin mir sicher, dass Senator Kerry der gleichen Meinung ist. Dem amerikanischen Volk sage ich, wir sind im Krieg mit den Terroristen und wir werden siegreich sein."

John Kerry reagierte so, wie man das von amerikanischen Politikern in solchen Situationen gewohnt ist. Mit einem Schulterschluss: "Als Amerikaner sind wir absolut vereint in unserer Entschlossenheit, Osama bin Laden aufzuspüren und ihn und die anderen Terroristen zu zerstören. Es sind Barbaren und ich werde vor nichts zurückschrecken, um die Terroristen zur Strecke zu bringen, koste es was es wolle."

Endspurt mit allen Mitteln

In einem Fernsehinterview wenig später konnte Kerry dann doch nicht der Versuchung widerstehen, aus dem Bin-Laden-Video politisches Kaptial zu schlagen: "Als George Bush in Afghanistan in Tora Bora mit eigenen Truppen Osama bin Laden hätte jagen können, hat er diesen Job an afghanische Warlords abgetreten. Das wäre mir nie passiert."

Für John Kerry ist das Video unbequem. Die terroristische Bedrohung dürfte nun bei der Wahlentscheidung in wenigen Tagen die auschlaggebende Rolle spielen. In allen Umfragen schlägt Bush jedoch seinen Herausforderer Kerry bei diesem Thema um Längen.

Am Freitagabend (30.10.04) hatte sich Bush mit dem kalifornischen Gouverneur und früheren Body-Builder Arnold Schwarzenegger prominente Unterstützung für einen seiner letzten Wahlkampfauftritte geholt. Auf einer Kundgebung im Schlüssel-Staat Ohio ermunterte der Action-Held das Publikum so: "Ich baue Euch auf, mache Euch stark, damit ihr Präsident Bush wiederwählt."

John Kerry wollte da nicht nachstehen. Er hatte sich lautstarke Unterstützung in Form des Rockmusikers Bruce Springsteen besorgt. Der griff auf einer Wahlkampfveranstaltung in Miami in die Saiten seiner Guitarre und empfahl ansonsten dringend John Kerry zu wählen. "Der Schutz unserer Umwelt, eine vernünftige und verantwortungsbewusste Außenpolitik, Bürgerrechte und der Schutz unserer Demokratie. Ich glaube, Senator Kerry steht für diese Ideale."