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Terrorverdächtiges Paar in Haft

30. April 2015

Die Sicherheitsbehörden haben in Hessen nach eigenen Angaben einen islamistischen Terroranschlag vereitelt. Das Radrennen, auf das der Anschlag vemutlich zielte, wurde abgesagt. Das verdächtige Ehepaar sitzt in U-Haft.

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Polizisten vor der Wohnung der Verdächtigen in Oberursel (Foto: dpa)
Polizisten vor der Wohnung der Verdächtigen in OberurselBild: picture-alliance/dpa/Boris Roessler

Wie das hessische Landeskriminalamt in Wiesbaden mitteilte, wurde gegen das Paar Haftbefehl wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat erlassen. Es handelt sich um einen 35-jährigen Deutschtürken und seine 34 Jahre alte türkische Frau.

Die Behörden gehen davon aus, dass das Paar einen islamistisch motivierten Terroranschlag plante und möglicherweise das für diesen Freitag angesetzte Radrennen "Rund um den Finanzplatz Frankfurt-Eschborn" im Visier hatte. Aus Sicherheitsgründen wurde das Rennen abgesagt.

Transparent am Ziellauf des Raderennens (Foto: dpa)
Transparent am Ziellauf des RaderennensBild: picture-alliance/dpa/A. Dedert

"Gefahr für Bevölkerung"

Die Absage sei wegen Hinweisen auf eine eventuelle Gefährdung der Bevölkerung notwendig gewesen, sagte LKA-Präsidentin Sabine Thurau. Es sei unklar, ob es weitere Sprengsätze oder Mittäter gebe. Der Radklassiker "Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt" - früher bekannt als "Rund um den Henninger Turm" sollte am 1. Mai durch die Taunusberge führen.

In der Nacht zum Donnerstag hatten Einsatzkräfte der Polizei in Oberursel im Taunus das verdächtige Ehepaar festgenommen. In dessen Keller fanden sie eine funktionsfähige Rohrbombe, 100 Schuss scharfer Munition, Teile eines Sturmgewehrs G3 und eine Übungsgranate für eine Panzerfaust. Neben drei Litern Wasserstoffperoxid fand sich auch Aceton. In Mischung mit Salzsäure entstehe daraus hochexplosiver Sprengstoff, teilte der Leiter der Frankfurter Staatsanwaltschaft, Albrecht Schreiber, mit.

"Anschlag verhindert"

Es sei davon auszugehen, "dass wir einen Anschlag verhindern konnten mit den sichergestellten Gegenständen", sagte Schreiber. Der beschuldigte Mann sei in den vergangenen Tagen auf Parkplätzen und im Wald entlang der Rennstrecke von Oberursel auf den Feldberg beobachtet worden, berichtete Schreiber. Deshalb habe sich die Polizei zum Zugriff entschlossen. Mehrere Hundert Polizisten durchkämmten am Donnerstag den Wald an der Strecke, fanden aber nichts Verdächtiges.

Polizisten suchen die Rennstrecke ab (Foto: Reuters)
Polizisten suchen die Rennstrecke abBild: Reuters/R. Orlowski

Der Polizeipräsident für Westhessen, Stefan Müller, berichtete, das Paar habe das Wasserstoffperoxid Ende März in einem Frankfurter Baumarkt gekauft, unter Angabe falscher Personalien. Der Baumarkt habe die Polizei informiert. Der Kauf der Chemikalie in größeren Mengen ist meldepflichtig.

Verbindungen zur Sauerland-Gruppe

Nach Angaben der Frankfurter Staatsanwaltschaft hatte der Mann vor Jahren Verbindung zur islamistischen Sauerland-Gruppe gehabt. Vier Mitglieder dieser Gruppierung waren 2012 wegen der Planung von Terroranschlägen verurteilt worden. Der Deutschtürke war der Polizei auch wegen anderer Delikte wie Körperverletzung, Einbruch und Nötigung bekannt. Im hessischen Landtag sprach Innenminister Peter Beuth von einem salafistischen Hintergrund der Beschuldigten. Die Verdachtsmomente bestünden auch gegen die Frau, ergänzte Polizeipräsident Müller.

Im Rhein-Main-Gebiet gibt es eine sehr aktive salafistische Szene. Am Frankfurter Flughafen ereignete sich 2011 der bislang einzige islamistische Terroranschlag in Deutschland. Ein 22-jähriger Islamist mit Wurzeln im Kosovo ermordete zwei US-Soldaten und verwundete zwei weitere lebensgefährlich.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) lobte den Polizeieinsatz. Die Festnahme in Hessen sei ein Beleg für die effektive Arbeit der Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern, sagte der CDU-Politiker in Berlin. Dies zeige: "Wir sind wachsam und wir sind wehrhaft."

wl/qu (dpa, afp, rtr)