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Terror in Assam

30. Oktober 2008

Bei einer Serie von Terroranschlägen sind in Indien etwa 60 Menschen getötet und Hunderte verletzt worden. Hintergrund sind vermutlich separatistische Bestrebungen im nordöstlichen Bundesstaat Assam.

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Zwei Männer tragen einen Verletzten von einem Anschlagsort weg (Foto: AP)
Ein Verletzter wird gerettetBild: AP

"Die Opferzahl liegt bei 61 und mindestens 275 Menschen wurden verletzt", sagte der höchste Beamte des Innenministeriums von Assam, Subhash Chandra Das, am Donnerstag (30.10.2008) in der Hauptstadt Guwahati. 25 bis 30 Verletzte schwebten in Lebensgefahr. Es war die schwerste Bombenserie im Nordosten Indiens.

Von 11.20 Uhr Ortszeit an waren binnen rund 20 Minuten mindestens neun Sprengsätze detoniert, drei davon auf belebten Plätzen in Guwahati, die anderen im Westen Assams. Allein in Guwahati wurden nach Angaben der Behörden 31 Menschen getötet und 150 verletzt.

Der schwerste Anschlag richtete sich gegen den Sitz der Provinzregierung von Assam. In unmittelbarer Nähe des Gebäudes in Guwahati gingen nach Augenzeugenberichten drei oder vier Bomben hoch. Auf der Straße lagen zerrissene Körper, die von Polizisten zugedeckt wurden. Passanten brachten Verletzte zu Privatautos und fuhren sie ins Krankenhaus. Weitere Anschläge wurden aus der Stadt Barpeta mit elf Toten und aus dem Bezirk Kokrajhar mit 19 Toten gemeldet. Die Polizei suchte fieberhaft nach weiteren Sprengsätzen.

Unruhen nach der Anschlagsserie

Brennendes Fahrzeug (Foto: AP)
Nach den Anschlägen gingen viele Autos in Flammen aufBild: AP

Nach den Anschlägen brachen Unruhen aus. Mehrere Autos wurden angezündet. Zahlreiche Scheiben gingen zu Bruch. Die Polizei in Guwahati verhängte ein Ausgehverbot für die ganze Stadt. "Menschenmassen liefen Amok, warfen Steine auf Polizisten und versuchten, Streifenwagen und sogar Feuerwehrfahrzeuge in Brand zu stecken", sagte ein Augenzeuge. "Es herrscht völlige Gesetzlosigkeit."

Der Ministerpräsident von Assam, Tarun Gogoi, sagte, im ganzen Bundesstaat sei Großalarm ausgerufen worden. Es habe sich um geplante Terroranschläge gehandelt. Indiens Premierminister Manmohan Singh verurteilte die Anschläge und rief seine Landsleute dazu auf, Terrorismus vereint zu bekämpfen. Auch die US-Regierung verurteiltete die "entsetzlichen Angriffe auf unschuldige Menschen".

Separatisten im Verdacht

Mann mit Feuerlöscher vor brennenden Motorrädern und hoher Rauchsäule (Foto: AP)
Hilflosen Anwohnern fiel es schwer, die Brände zu löschenBild: AP

Indische Medien berichteten, die Polizei verdächtige die separatistische Vereinte Befreiungsfront Assams (ULFA), die die Anschläge möglicherweise gemeinsam mit einer muslimischen Extremistengruppe aus dem benachbarten Bangladesch verübt habe. Die ULFA wies jedoch eine Beteiligung zurück.

In Assam und in anderen nordostindischen Bundesstaaten kämpfen auch noch zahlreiche andere militante Gruppen für Autonomie oder Unabhängigkeit. Die Gewalt der Separatisten kostete in den vergangenen knapp 30 Jahren allein in Assam mehr als 20.000 Menschen das Leben.

Die Separatisten werfen der Zentralregierung in Neu-Delhi vor, die natürlichen Rohstoffe des Bundesstaates auszubeuten ohne die indigene Bevölkerung an den Einnahmen zu beteiligen. Assam liegt als isolierte Region zwischen Bangladesch, Bhutan, China und Birma, nur ein schmaler Korridor verbindet den Bundesstaat mit dem übrigen Indien. (gri)