1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Grüne Reinigung

Charlotta Lomas, Paris / yz16. August 2013

Wenn wir Kleidung zur chemischen Reinigung bringen, holen wir sie fleckenfrei wieder ab. Doch die Reinigungsmittel enthalten oft krebserregende Chemikalien. Frankreich will das stoppen.

https://p.dw.com/p/19P3I
Sweatshirts auf Kleiderbügeln (Foto: William Wang)
Bild: Fotolia/W. Wang

Perchlorethylen, auch bekannt als Perchlor, PER, oder Tetrachlorethen, ist eine farblose Flüssigkeit und eine Verbindung aus Kohlenstoff und Chlor. Als günstiges und effektives Reinigungsmittel benutzen es 95 Prozent aller chemischen Reinigungen in Europa täglich - obwohl die Chemikalie gesundheitsgefährdend ist.

Laut internationalem System zur Kennzeichnung von Chemikalien kann Perchlorethylen "vermutlich Krebs erzeugen". Im Tierversuch ist das eindeutig, aber die Ergebnisse aus den Tierversuchen lassen sich nicht einfach so auf den Menschen übertragen. Vorsicht ist dennoch geboten: In Deutschland und vielen anderen Ländern gelten Richtwerte, wieviel der Chemikalie die Raumluft maximal enthalten darf, damit Angestellte dort arbeiten dürfen.

Frankreich hat jetzt ein neues Gesetz eingeführt, das den Einsatz unterbinden soll. Chemischen Reinigungen in dicht besiedelten Wohngebieten ist es künftig verboten, Perchlor zu benutzen. Das Gesetz tritt allerdings erst 2020 vollständig in Kraft. Ähnliche Gesetzentwürfe gibt es bereits in Dänemark und den USA.

Risikoreiche Alternative?

Nicolas de Bronac begrüßt die Entscheidung der Regierung ganz besonders. Er ist der Gründer von Sequoia, einer neue Franchise-Kette von Öko-Reinigungen in Frankreich. Vor vier Jahren gründete er sein Unternehmen, das mit Flüssigsilikonen anstelle des gesundheitsschädigenden Perchlors arbeitet.

Sequioa-Gründer Nicolas de Bronac (Foto: Charlotta Lomas)
Sequoia-Gründer Nicolas Bronac: "Französische Konsumenten haben Vorbehalte gegenüber grünen Produkten"Bild: Charlotta Lomas

"Unser Konzept ist verantwortungsbewusst - auch gegenüber unseren Angestellten, denn Perchlorethylen ist sehr gefährlich", sagt de Bronac im Gespräch mit der DW.

Flüssigsilikon ist ein farb- und geruchsloses Lösungsmittel, das normalerweise in Kosmetikartikeln verarbeitet wird. Das US-amerikanische Unternehmen GreenEarth Cleaning setzte im Jahr 1999 erstmals Flüssigsilikone in der chemischen Reinigung ein. Bei Freisetzung in die Umwelt zerfällt Flüssigsilikon zu Wasser, Sand und Kohlendioxid. Es gilt bislang als beste Alternative zu Perchlor.

Aber Wissenschaftler mahnen zur Vorsicht, solange keine Untersuchungen vorliegen, die mögliche Schäden für Mensch und Umwelt vollständig ausschließen. Zwar haben sowohl die kanadische als auch die britische Regierung Flüssigsilikone als "nicht umweltschädlich" eingestuft. Bisher besteht jedoch kein globaler wissenschaftlicher Konsens über die potenziellen Risiken.

Der European Chemicals Agency (ECHA) zufolge ist Flüssigsilikon "bioakkumulierbar". Das bedeutet, dass es nur schwer zerfällt und sich im Körper anhäufen könnte. Die europäische Verordnung zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe (REACH) fordert daher weitere Untersuchungen auf diesem Gebiet.

Ein lukrativer Wechsel

Im Rahmen des Verbots PER-basierter Reinigung will die französische Regierung landesweit 4800 Perchlor-Maschinen aus dem Umlauf nehmen. Das wird viele traditionelle Reinigungen dazu bewegen, Perchlorethylen gegen alternative ökologischere Mittel einzutauschen.

Marie Chantale Mbedey arbeitet seit über 14 Jahren in der Reinigungsindustrie. Aber Sequoia ist das erste Unternehmen, für das sie arbeitet, das komplett auf Perchlorethylen verzichtet.

Marie Chantale Mbedey in einer Filiale der Reinigungskette Sequioa in Paris (Foto: Charlotta Lomas)
Marie Chantale Mbedey ist froh, nicht mehr mit perchlorhaltigen Reinigungsmitteln arbeiten zu müssenBild: Charlotta Lomas

"Perchlorethylen ist nicht gut. Ich fühle mich so viel besser hier", sagt sie im Gepräch mit der DW. "Ich hatte immer Kopfschmerzen, als ich mit Perchlor gearbeitet habe. Jetzt habe ich diese Beschwerden nicht mehr."

Die Alternative sei auch finanziell lohnenswert, erklärt Sequoia-Gründer Nicolas de Bronac: Flüssigsilikon kostet etwa vier Euro pro Liter. Das ist zwar erstmal doppelt soviel wie Perchloretyhlen, aber Flüssigsilikon lässt sich leicht mehrfach verwenden. "Wir nutzen fünfmal weniger Silikon als Perchlorethylen", erläutert er.

Grün und erfolgreich

Französische Konsumenten haben laut Bronac große Vorbehalte gegenüber ökologischen Produkten und Dienstleistungen. Trotzdem scheint seine grüne Geschäftsidee Erfolg zu haben: In nur vier Jahren hat er Dutzende Franchise-Ketten in ganz Frankreich eröffnet. "Die Kunden kommen, weil es etwas Neues ist. Es ist cool, trendy und nicht teuer", sagt er.

Für die Kundin Fabrice war der Punkt Umweltfreundlichkeit ein Hauptgrund, die Sequoia-Kette aufzusuchen. "Meine Tochter ist sehr allergisch und ich merke, dass sie tatsächlich viel weniger allergische Reaktionen zeigt", erzählt sie. "Als ich das erste Mal zu Sequoia kam, hatte ich zwar Bedenken, ob diese Art der Reinigung effektiv genug ist. Aber das Ergebnis ist einwandfrei."