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Thailand erstickt im Rauch

5. März 2012

Im Nordwesten Thailands brennen die Bauern ihre Felder ab, um sie für die neue Saison vorzubereiten. Jedes Jahr wiederholt sich die Brandrodung, dieses Mal leiden die Menschen besonders stark unter der Rauchentwicklung.

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Die Menschen in der thailändischen Provinzstadt Chiang Mai versuchen sich mit Händen und Mundschutz vor dem beißenden Rauch zu schützen (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Der Zug nach Chiang Mai ruckelt über die Bahnstrecke. Bei fünfunddreißig Grad flimmert die Luft. Sogar die Händler, die den ganzen Vormittag im Zug auf und ab gegangen sind, um ihre Waren zu verkaufen, haben sich ein Plätzchen gesucht und dösen in der Mittagshitze.

Mit jedem Kilometer, den sich der Zug der nordthailändischen Provinzhauptstadt Chiang Mai nähert, wird die Luft stickiger. Der mineralische Geruch von Asche breitet sich aus. Schwarze Rußpartikel schweben durch die Luft. Die Augen fangen an zu brennen. Das Atmen fällt schwer. Die Landschaft verschwindet in den Rauchschwaden.

Brandrodung nimmt zu

Wie jedes Jahr brennen die thailändischen und birmanischen Bauern ihre Felder am Ende der Trockenzeit ab. Während der Trockenzeit ruht die Landwirtschaft. Gestrüpp und Unkraut ergreifen von den Feldern Besitz. Die einfachste Methode, um sich gegen den Vormarsch der Natur zu wehren, ist die Brandrodung. In den nordwestlichen Provinzen Thailands und den östlichen Provinzen Birmas werden auf diese Weise nicht nur die Felder vorbereitet, sondern es wird auch Wald niedergebrannt, um neue Anbauflächen zu gewinnen. In Thailand ist die Brandrodung seit einigen Jahren illegal, aber die Behörden greifen nur selten ein.

Dieses Jahr ist die Situation besonders brisant. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, werden 2012 ungewöhnlich große Flächen niedergebrannt. Der Grund sind die hohen Preise für Reis, Süßkartoffeln und andere Feldfrüchte, das  ermutigt die Bauern, immer größere Felder anzulegen. Die Folgen: Der dichte Rauch verursacht Gesundheitsprobleme, schränkt den Verkehr ein und erste Touristen flüchten aus der Region.

Massive Gesundheitsprobleme

Der Arzt Chaicharn Photilak aus dem Krankenhaus in Chiang Mai sagt der dpa, dass die Zahl der Patienten mit Atemproblemen zugenommen habe, vor allem unter Kindern und Älteren. "Die Situation ist dieses Jahr schlimmer als in den letzten Jahren. Es wird mehr Farmland in Thailand und Burma verbrannt als sonst." Viele seiner Patienten litten unter schwerem Husten und Asthma. Er empfehle den Menschen in den betroffenen Regionen, möglichst im Haus zu bleiben.

Das thailändische Gesundheitsministerium registrierte in acht nördlichen Provinzen fast 25.000 Patienten mit Atemproblemen, und das nur zwischen dem 19. und 25. Februar. Messungen in dem am stärksten betroffenen Landkreis Mae Sai überschreiten die Grenzwerte der Gesundheitsgefährdung um ein Vielfaches. Die Behörden verteilten daraufhin Gesichtsmasken, die die Bewohner vor dem Rauch schützen sollen. Verkehr stark eingeschränkt

Am Wochenende (26.02.2012) scheiterte der Gouverneur der Provinz Mae Sot mit dem Versuch, sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Die starke Rauchentwicklung verhinderte eine Inspektion der brennenden Flächen, darunter auch Waldgebiete, vom Hubschrauber aus, wie die thailändische Zeitung "Bangkok Post“ berichtete.

Die thailändische Billigfluglinie Nok Air, die auch in die nördlichen Provinzen fliegt, ist seit Tagen gezwungen, ihre Flüge umzuleiten. Auch ein Flugzeug der international operierenden Fluggesellschaft Bangkok Airways war am Samstag (26.02.2012) aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse auf einem weiter südlich gelegenen Flughafen als geplant gelandet.

Die Polizei hat auf mehreren Hauptstraßen Kontrollpunkte errichtet. Motorradfahrer werden dazu angehalten, besonders vorsichtig zu sein und das Licht wegen der schlechten Sicht einzuschalten.

Tourismus gefährdet

Somrit Haikham, Vorsitzender der thailändischen Fremdenführer-Vereinigung, sagt, dass die Zustände den Tourismus gefährdeten. Viele Touristen führen in den Norden, ohne vorgewarnt zu werden. Sie rechneten nicht mit der Luftverpestung, die einen Aufenthalt im Freien fast unmöglich macht. Haikham fordert zum Schutz des Tourismus die strikte Durchsetzung des Verbots der Brandrodung.

Autor: Rodion Ebbighausen (mit dpa)
Redaktion: Hans Spross

Die Bewohner des birmesischen Dorfes im Hintergrund gewinnen ihr Ackerland durch Brandrodung (Foto: dpa)
In Myanmar ist die Brandrodung nach wie vor weit verbreitetBild: picture-alliance/dpa