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Theaterstreit im "Heidiland"

2. September 2002
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Zürichs gekündigter Theaterchef Christoph Marthaler will seinen "Rauswurf" nicht hinnehmen. "Sie müssen mich rauswerfen, freiwillig gehe ich nicht", zitiert eine in Zürich erscheinende Zeitung den Intendanten. Zuvor hatte der Verwaltungsrat des Zürcher Schauspielhauses überraschend beschlossen, den Vertrag des 51-jährigen Theatermanns aufzulösen. Als Begründung wurden sinkende Zuschauerzahlen und wirtschaftliche Zwänge angeführt. "Es sei klar geworden, dass Marthalers künstlerisches Konzept mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nicht weitergeführt werden könne", hieß es.

Unter anderen ergriff Regisseur Falk Richter nach dem Bekanntwerden der Entscheidung Partei für Mahrtaler. Er kritisierte zugleich die Schweizer Politik scharf: "Natürlich wird Zensur in diesem Land immer über Geld ausgeübt, denn alles hier kann und darf nur über die finanzielle Seite, niemals inhaltlich abgewickelt werden", sagte Richter im Zeitungsinterview. Richter ist überzeugt: Die wirtschaftliche Begründung für Marthalers Kündigung sei nur vorgeschoben.

Der Intendant und seine Chefdramaturgin Stefanie Carp seien von Anfang an Anfeindungen und Intrigen ausgesetzt gewesen, erinnert sich der Regisseur. Er bewertet diese Vorgehensweise als "eine Art radikaler Finanzfundamentalismus mit absoluter Gewaltbereitschaft". Für Richter steht fest: "Die Fiktion vom idyllischen, friedliebenden Heidiland ist zusammengebrochen."