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This is Africa? Fragezeichen statt Klischees

28. Oktober 2009

Das Dokumentarfilmfestival in Leipzig ist eines der bekanntesten deutschen Filmfestivals und findet schon zum 52. Mal statt. Aber es gibt dieses Jahr eine Premiere: ein Sonderprogramm zum afrikanischen Dokumentarfilm.

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Filmausschnitt aus "For the best of the onion" (Foto: DOK Leipzig)
Szene aus dem Film "For the best of the onion"Bild: dok-leipzig.de

"This is Africa?" prangt auf den Plakaten zur afrikanischen Reihe bei DOK Leipzig. Den Titel haben sich die Organisatoren bei einem US-amerikanischen Film aus den 1930er Jahren geborgt – und ein ziemlich großes Fragezeichen dahinter gesetzt. Denn Klischees über den afrikanischen Kontinent verbreiten, so wie das der alte Film getan hat, will das Festival gerade nicht.

Logo DOK Leipzig (Foto: DOK Leipzig)

Von dem ewig gleichen Afrika-Bild von Krieg, Krisen und Krankheit wegzukommen, dass das deutsche Fernsehen dominiert, sei die wichtigste Motivation gewesen, betonte der Leiter des Festivals, Claas Danielsen, bei der Eröffnung von "This is Africa" am Dienstagabend (27.10.2009). Denn wenn man in einer Fernseh-Redaktion einen Film aus oder über Afrika vorschlage, dann rollten die meisten nur mit den Augen. "Die sagen dann, das ist alles so traurig, da kriege ich keine Einschaltquote."

Schlaglichter setzen

Schon seit Jahren war ein Programm mit afrikanischen Dokumentarfilmen in Leipzig im Gespräch, doch das Budget reichte nicht, um die Regisseure einzuladen. Mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes hat es 2009 dann doch geklappt, und so sind zwanzig Filme und immerhin zwölf Regisseure in Leipzig zu Gast.

Claas Danielsen (Foto: DOK Leipzig)
Claas DanielsenBild: dok leipzig

"Es ist natürlich eigentlich vermessen zu sagen, wir machen ein Sonderprogramm über den afrikanischen Dokumentarfilm", gibt Claas Danielsen zu. Den könne das Festival in seiner Vielfalt gar nicht abdecken. "Auch wenn die Filme aus vielen Ländern kommen, können sie uns natürlich nur Schlaglichter zeigen dessen, was dort passiert." Trotzdem vermitteln sie jedoch ein sehr viel reicheres Bild als es in den deutschen Medien meistens zu sehen sei, glaubt der Festivalchef.

Kleine Filme über große Themen

Das Festival erzählt Geschichten von Künstlern, einer Fußballmannschaft, und Fahrradtaxi-Besitzern, Geschichten aus Südafrika, Angola oder der Elfenbeinküste. Politische und wirtschaftliche Probleme werden dabei aber nicht ausgeblendet, denn Leipzig hat auch eine Tradition als politisches Festival. Diese Themen werden oft einfach nur anders verpackt als in den Fernseh-Nachrichten.

Filmausschnitt Luanda Flash-Galerie
Filmausschnitt aus "Luanda"Bild: dok leipzig

Es sind kleine, manchmal intime Filme, die bei "This is Africa?" zu sehen sind. Filme, die viel über den Alltag der Protagonisten verraten, wie zum Beispiel "For the best and for the onion" des Regisseurs Sani Elhadj Magori aus dem Niger, der die Geschichte des Zwiebelbauern Yaro erzählt.

Der Landwirt versucht, einen möglichst guten Preis für seine Zwiebelernte auszuhandeln, denn er braucht das Geld, um die Hochzeit seiner Tochter zu bezahlen. Schließlich möchte er ihr gern ein großes, repräsentatives Ehebett schenken. Doch der Preis für die Zwiebeln rutscht immer mehr in den Keller, je länger er mit dem Verkauf wartet. "For the best and for the onion" ist ein sehr behutsamer Film, der zurückhaltend seine Protagonisten beobachtet – und damit immer wieder ganz private Einblicke in die schier endlosen Hochzeitsverhandlungen gewinnt. Bis dann nach langem Warten und zähen Preisverhandlungen mit den Zwiebelhändlern am Ende doch noch das Geld für die Hochzeit zusammenkommt.

Autorin: Sarah Mersch

Redaktion: Christine Harjes