1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Thomas Brasch ist tot

7. November 2001
https://p.dw.com/p/1Kzo

Der Schriftsteller und Filmemacher Thomas Brasch ist am Samstag in Berlin im Alter von 56 Jahren an Herzversagen gestorben. Brasch, der in der DDR als Regimekritiker galt, hatte sich als Schriftsteller und Regisseur einen Namen gemacht.

Zuletzt hatte er am Berliner Ensemble gearbeitet und William Shakespeares "Maß für Maß" und "Richard II.“ für Inszenierungen von Claus Peymann neu übersetzt.

Als Sohn jüdischer Emigranten in England geboren, siedelte er 1947 mit seiner Familie in die spätere DDR über. Schreiben aus dem Widerstand gegen vorhandene Tabus oder verordnete Meinungen sei leichter, als wenn diese fehlten, hatte er in einer Rückbetrachtung auf seine DDR-Zeit einmal gesagt. Seine Werke, neben Dramen und Prosa auch Gedichte, kreisen um die Auflehnung des Individuums gegen Zwänge und Einengungen.

Als Unruhestifter und Querulant musste Brasch ein Journalistikstudium aufgeben, später die Hochschule für Film und Fernsehen in Babelsberg verlassen. Wegen "staatsfeindlicher Hetze“ wurde er sogar zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.

Seine DDR-Alltagsgeschichten "Vor den Vätern sterben die Söhne“ machten ihn in der Bundesrepublik 1977, ein Jahr nach seiner Ausreise, auf einen Schlag berühmt. Brasch war aber auch als Theaterautor ("Argentinische Nacht“, "Lovely Rita“) sowie als Filmregisseur ("Engel aus Eisen“) bekannt. Auf starke Beachtung stieß sein Streifen "Der Passagier - Welcome to Germany“ (1988).

Als Prosa-Autor meldete Thomas Brasch sich nach langem Schweigen 1999 mit "Mädchenmörder Brunke“ zurück. Diesem schmalen, knapp 100 Seiten starken Werk, von dem in der Rohfassung mehrere tausend Seiten existiert haben sollen, hatte er sich rund sieben Jahre ganz verschrieben.