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Thomas Lang erhält Bachmann-Preis

26. Juni 2005

"Fast zu perfekt" seien einige Texte gewesen, die auf dem Klagenfurter Literaturfestival vorgetragen wurden, meinten Kritiker. Durchgesetzt hat sich in einer spannenden Abstimmung der deutsche Schriftsteller Thomas Lang.

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So strahlen Schriftsteller, wenn sie einen Preis gewinnen: Thomas LangBild: AP

Thomas Lang überzeugte die Jury des Wettbewerbs um den Ingeborg-Bachmann-Preis 2005 mit seinem Text "Am Seil". Darin schildert er eine schwierige Vater-Sohn-Beziehung und lässt das Ende zwischen Selbstmord und Sterbehilfe offen. Der in München lebende und 1967 in Nümbrecht (Nordrhein-Westfalen) geboren Schriftsteller setzte sich in dem am Sonntag (26.6.) in Klagenfurt (Österreich) zu Ende gegangenen Wettbewerb gegen 16 Mitbewerber aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich durch.

In drei Fällen war eine Stichwahl nötig, um die Preisträger für die insgesamt fünf Auszeichnungen zu ermitteln. Das spannende Finale spiegelte damit den Verlauf des Wettbewerbs: von wenigen Ausrutschern abgesehen, bewegten sich die vorgestellten Texte auf sehr hohem handwerklich-literarischen Niveau. Manche Beobachter bewerteten die sprachliche Fertigkeit sogar als "fast zu perfekt".

Weitere Preise

Bachmann-Preisträger 2005
Die diesjaehrigen Bachmann-Preistraeger Sasa Stanisic, Julia Schoch, Thomas Lang, Anne Weber und Natalie Balkow, alle aus Deutschland posieren am Sonntag, 26. Juni 2005 im ORF-Theater in Klagenfurt fuer die Fotografen. Der Bachmannpreis gilt als eine der wichtigsten literarischen Auszeichnungen im deutschsprachigen Raum und ist mit 22.500 Euro dotiert Hauptpreistraeger ist Thomas Lang. (AP Photo/Gert Eggenberger)Bild: AP

Julia Schoch gewann den Preis der Jury (10.000 Euro), Anne Weber den 3sat-Preis (7500 Euro), Natalie Balkow den Ernst-Willner-Preis (7000 Euro) und Sasa Stanisic den Kelag-Publikumspreis (5000 Euro).

Auffällig war die starke Hinwendung zu realistisch-distanzierten Schilderungen privater Themen. Die Hinwendung zu politisch- gesellschaftlichen Fragen wurde ebenso vermisst wie das literarische Experiment. Auch Jury-Sprecherin Iris Radisch wertete den Tonfall der Autoren als sprachlich "erstaunlich homogen".

Mehr Mut erwünscht

Als Erklärung für die Konzentration der Autoren auf sachlich-nüchterne Wirklichkeitsbeschreibungen vermutet die Literaturkritikerin: "Vielleicht passt das Experiment nicht in unsere schwierige Welt." Dennoch wünscht sie sich mehr Mut, die Ränder der Sprache auszudehnen und "Poesie in der Prosa".

Bachmann-Preisträger Lang arbeitet neben dem Schreiben als freier Journalist für Computer-Zeitschriften und lektoriert Sachtexte. 1999 erhielt er ein Literaturstipendium der Stadt München, 2002 wurden ihm der Bayerische Staatsförderungspreis Literatur und der Marburger Literaturpreis zuerkannt. Zu seinen Veröffentlichungen gehören neben Texten in Literaturzeitschriften der Debütroman "Than" (2002) sowie "Sex-Monster" in dem von Margit Knapp herausgegebenen Sammelband "Neue deutsche Liebesgeschichten" (2005).

Bei dem Wettbewerb, der sich als "Spiegel der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur" versteht, lesen die Autoren bislang unveröffentlichte Texte, die eine Jury in spontanen Debatten analysiert und bewertet. Das "Wettlesen" wurde 1977 in Gedenken an die Dichterin Ingeborg Bachmann (1926-1973) ins Leben gerufen, die in Klagenfurt geboren wurde. Der Hauptpreis gilt als eine der wichtigsten literarischen Auszeichnungen im deutschsprachigen Raum. (mas)