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Schwarze stirbt in texanischer Gefängniszelle

22. Juli 2015

Weil sie ihren Blinker nicht setzt, hält die Polizei sie an. Die Kontrolle eskaliert. Drei Tage später wird die schwarze Sandra Bland leblos in ihrer Zelle in Texas gefunden. Ihr Tod wirft viele Fragen auf.

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Eine Frau legt Blumen für die in einer texanischen Zelle verstorbene Sandra Bland an der Prairie View A&M Universität in Texas nieder (Foto: AP Photo/Pat Sullivan)
Bild: picture-alliance/AP Photo/P. Sullivan

Nach dem Tod einer schwarzen Frau in einer Gefängniszelle in den USA hat der texanische Senator Royce West die am 13. Juni tot aufgefundene Sandra Bland in Schutz genommen. Wer die Videoaufnahmen der Festnahme der jungen Frau gesehen habe, werde zustimmen, "dass Sandra Bland es nicht verdiente, festgenommen zu werden", sagte Royce. Der texanische Vizegouverneur Dan Patrick sprach von einer Tragödie: "Sie hat ihr Leben im Gefängnis verloren und dem müssen wir nachgehen."

Polizeiaufnahme Sandra Blands nach der Festnahme (EPA/WALLER COUNTY SHERIFF'S OFFICE / HANDOUT)
Polizeiaufnahme Sandra Blands nach der FestnahmeBild: picture-alliance/dpa/Waller County Sheriff's Office

Kein Blinker - Festnahme

Bei einer Verkehrskontrolle nahe der texanischen Stadt Houston hatte die Polizei die 28-jährige Sandra Bland am 10. Juli gestoppt. Sie hatte bei einem Spurwechsel nicht geblinkt. In einem inzwischen veröffentlichten Polizeivideo ist zu sehen, wie der weiße Polizist Bland anhält und beide danach in Streit geraten.

Bland erklärt, sie habe nur dem Streifenwagen Platz machen wollen. Der Polizist erteilt ihr eine schriftliche Verwarnung. Als sich die Frau weigert, aus ihrem Auto auszusteigen, erklärt er ihr, sie sei verhaftet. Weil sie sich "streitlustig und unkooperativ" verhalten und sich über die Staatsgewalt lustig gemacht haben soll, droht der Polizist mit dem Einsatz seines Elektroschockers. Als sie schließlich aussteigt, sind beide nur noch zu hören. Bland beschwert sich über die grobe Behandlung und droht dem Polizisten mit einer Klage.

Familie verlangt Autopsie

Ein Überwachungsvideo aus dem Gefängnis in Waller County zeigt, wie der leblose Körper Sandra Blands aus der Zelle geschoben wird (Foto: EPA/WALLER COUNTY SHERIFF'S OFFICE / HANDOUT)
Suizid? Die Familie Blands verlangt eine neue UntersuchungBild: picture-alliance/dpa/Waller County Sheriff's Office

Nach Behördenangaben nahm sich Bland drei Tage nach ihrer Festnahme das Leben. Mit einer Plastik-Mülltüte soll sich Bland in ihrer Zelle erhängt haben. Ihren Tod stufte ein Gerichtsmediziner als Suizid ein. Ihre Familie und ihr Umfeld bezweifeln jedoch stark, dass sich Bland selbst getötet hat. Sie verlangten eine neue, "unabhängige" Autopsie. Nach Angaben der Familie kam die 28-Jährige nach Texas, um an der Prairie View A&M Universität einen neuen Job zu beginnen. Das spreche gegen Suizid-Absichten. Blands Schwester Sharon sagte vor Journalisten, diese Darstellung sei für sie unbegreiflich.

Bei den Ermittlungen wurde die Bundespolizei FBI um Unterstützung gebeten. Der Polizist wurde aus dem Streifendienst genommen. Die Behörden sagen, sie wollen gründlich ermitteln. Staatsanwalt Elton Mathis hatte bereits zu Wochenbeginn angekündigt, die Untersuchung werde so intensiv geführt, "als wäre sie eine Mordermittlung".

Dauerthema: Polizeigewalt gegen Afroamerikaner

Der Fall Bland hat in den sozialen Medien für große Empörung gesorgt. Unter den Hashtags #JusticeForSandy und #WhatHappened ToSandyBland wird er diskutiert. Mehrere Menschen demonstrierten vor dem Gefängnis in Hempstead, in dem Bland starb. Aktivisten halten die Vorgänge für ein weiteres Beispiel von Rassismus in Zusammenhang mit Polizeigewalt.

Bei einer Polizeikontrolle im US-Bundesstaat Ohio ist es am vergangenen Sonntag zu einem tödlichen Zwischenfall gekommen. Ein weißer Polizist erschoss einen 43-jährigen Schwarzen, nachdem beide in Streit geraten waren. Der 13-fache Familienvater Samuel D. fuhr einen Wagen ohne vorderes Nummerschild. Als der Polizist ihn aufforderte, aus dem Wagen zu steigen, kam es Berichten zufolge zu einem Handgemenge. Der Polizist griff zur Waffe und erschoss den offenbar unbewaffneten Mann.

In den vergangenen Monaten hatte eine Reihe von Fällen tödlicher Polizeigewalt gegen Afroamerikaner in den USA Diskussionen über Rassismus und stellenweise auch gewalttätige Proteste ausgelöst. Ende April wurde die Ostküstenstadt Baltimore von schweren Ausschreitungen erschüttert, nachdem ein junger Afroamerikaner dort im Polizeigewahrsam ums Leben gekommen war. Anfang April hatte ein Polizist den fliehenden Walter Scott mehrfach in den Rücken geschossen und den 50-jährigen Afro-Amerikaner getötet.

sp/stu (ap/dpa)