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Todesurteil gegen Saddams Vize Tarik Asis

26. Oktober 2010

Ein Gericht in Bagdad hat den früheren irakischen Vize-Regierungschef Tarik Asis zum Tode verurteilt. Die Begründung: Er soll an der Verfolgung religiöser Parteien beteiligt gewesen sein.

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Tarik Asis vor einem irakischen Gericht (Foto: AP)
Tarik Asis vor einem irakischen GerichtBild: AP

Im Ausland galt er als die Stimme Bagdads. Unter der Herrschaft von Saddam Hussein war Tarik Asis nicht nur stellvertretender Regierungschef, sondern auch viele Jahre Außen- und Informationsminister des Irak. Das Sondertribunal für die Verbrechen des Regimes von Ex-Diktator Saddam Hussein hat Asis jetzt vorgeworfen, an der Verfolgung von Mitgliedern religiöser Schiiten-Parteien beteiligt gewesen zu sein. Die Strafe: Tod durch den Strang.

Zugleich wurden laut einem Bericht der irakischen Agentur Sumeria News auch Saddams ehemaliger Privatsekretär Abdulhamid Hammud und der ehemalige Geheimdienstchef Saadun Schakir zum Tode verurteilt.

Bereits mehrfach verurteilt

US-Truppen in Bagdad vor stürzender Saddam-Statue, 2003 (Foto: AP)
Triumph für die US-Truppen: Sturz der Saddam-Statue in Bagdad 2003Bild: AP

Asis hatte sich im April 2003 nach dem US-Einmarsch im Irak der US-Armee ergeben. Im Juli dieses Jahres hatten die USA Tarik Asis dann an die irakischen Behörden übergeben.

Er war in zwei anderen Prozessen, in denen es um seine Rolle bei der Hinrichtung von irakischen Händlern und bei der Vertreibung der Kurden ging, bereits zu insgesamt 22 Jahren Haft verurteilt worden. In einem weiteren Verfahren wegen der brutalen Niederschlagung eines Schiiten-Aufstandes im Jahr 1991 hatte ihn das Gericht freigesprochen.

Kritik vom Vatikan

Der Vatikan hat das Todesurteil mittlerweile scharf kritisiert. Eine Hinrichtung des christlichen Politikers trage nicht zur Befriedung des Landes bei, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Dienstagabend. Er äußerte die Hoffnung, dass das Urteil nicht vollstreckt werde.

Saddam Hussein (Foto: dpa)
Die Politik Saddams trug Asis mitBild: dpa-bildfunk

Asis galt während seiner Zeit im Außenamt als "freundliches Gesicht des Irak". Er gab sich als versöhnlicher Gegenpol zum irakischen Diktator Saddam Hussein. Der schlug in seinen Reden zu außenpolitischen Fragen fast immer aggressive Töne an. Asis war jedoch ein absolut treuer Gefolgsmann Saddams und ein Mitgestalter seiner Außenpolitik. Nach außen trat er als gewandter Diplomat auf, der es verstand, Militär-, Finanzhilfe und technisches Wissen an den Tigris zu bringen.

Dem 74 Jahre alten Tarik Asis geht es offenbar gesundheitlich schlecht. Im Januar soll er einen Schlaganfall erlitten haben. Seine Familie hat wiederholt auf seinen kritischen Gesundheitszustand aufmerksam gemacht.

Autorin: Katrin Ogunsade (afp, ap, dpa)
Redaktion: Anne Allmeling