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Togo: Opposition beklagt skandalösen Verlauf der Wahlen

27. April 2005

Etienne Dablé, Oppositioneller aus dem Bündnis der Neuen Demokratischen Kräfte Togos, im Interview von DW-RADIO

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"Dass die westafrikanische Staatengemeinschaft ECOWAS von einem befriedigenden Verlauf der Wahlen in Togo gesprochen hat, ist ein Skandal. Es ist eine Beleidigung nicht nur des togolesischen Volkes, sondern des ganzen afrikanischen Geistes von Freiheit und Demokratie." Das sagte Etienne Dablé, Oppositioneller aus dem Bündnis der Neuen Demokratischen Kräfte Togos (AFAD-Togo), im Interview von DW-RADIO. "Die Wahlen wurden gestohlen, die Milizen der Regierungspartei RPT (Rassemblement du Peuple Togolais) haben die Wahlurnen beschlagnahmt und auf die Leute geschossen, die Wahlzettel sind in die Militärcamps überstellt worden", so Dablé gegenüber dem deutschen Auslandsrundfunk.

Nach der Verkündung des Wahlergebnisses kam es in der Hauptstadt Lomé zu schweren Unruhen mit mehreren Toten. Allein am Dienstag (26. April 2005) habe es in Bé, einem Stadtteil der Hauptstadt Lomé, 15 Tote gegeben. Heute habe er, so Dablé, der derzeit in Hamburg im Exil lebt, von zivilgesellschaftlichen Gruppen in Lomé erfahren, dass das Massaker an der Zivilbevölkerung fortgesetzt werde. "Das sind bewaffnete Milizen, die gehen in die Häuser, schießen auf wehrlose Bürger, auf Frauen, auf Kinder, auch Vergewaltigungen hat es schon gegeben. Dieselben Ereignisse werden auch aus anderen Stadtteilen gemeldet."

Insbesondere Deutschland sei in Togo in Schwierigkeiten, "denn der bisherige togolesische Innenminister François Boko sitzt seit zwei Tagen in der deutschen Botschaft in Lomé fest, und da er als Hoffnung der Opposition gilt, ist die Botschaft von schwer bewaffneten Regierungstruppen umstellt."


Dablé appellierte an "die ganze demokratische Welt", die Opposition bei ihrem Aufstand gegen Präsident Faure Gnassingbé zu unterstützen. "Wir möchten keinen Bürgerkrieg in Togo, wir möchten keinen bewaffneten Kampf, wir sind Demokraten. Aber diese Leute verstehen keine andere Sprache als Gewalt, und anders können wir Freiheit nicht durchsetzen. Nach fast 40 Jahren unter der Diktatur von Eyadema wollen wir nicht von seinem Sohn Gnassingbé regiert werden."


Dablé forderte die Offiziere der togolesischen Armee auf, "dass sie den Mut finden, die Massaker zu stoppen". Dablé: "Auch deshalb brauchen wir materielle Unterstützung." Mit einem Übergangspräsidenten Bob Akitani, der sich inzwischen als Wahlsieger ausgerufen hat, wären die Oppositionellen in Togo einverstanden. Nach einer Übergangsphase wären aber Neuwahlen nötig, "um zurück zu gehen zu unserer Verfassung von 1992, die seitdem massiv verändert worden ist. Und dann könnte sich jeder Bürger zur Wahl stellen."

27. April 2005
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