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Tom Koenigs: Kabul muss sich auf "dauerhafte Partner verlassen können"

16. Januar 2006

Künftiger UN-Sondergesandter für Afghanistan im Interview von DW-WORLD.DE

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"Ein Strohfeuer schadet manchen Ländern mehr als dass es nützt": Tom KoenigsBild: dpa - Bildfunk


Der neue UN-Sondergesandte für Afghanistan, Tom Koenigs, geht nicht davon aus, dass mehrere Länder ihre Hilfe für Afghanistan einstellen und dies auf der Afghanistan-Konferenz Ende Januar in London verkünden werden. In einem Interview von DW-WORLD.DE sagte Koenigs, die Geber-Länder seien sich einig, "dass nur eine langfristige und zuverlässige Unterstützung Stabilität für das Land bringt". Die Regierung in Kabul müsse sich auf die internationale Gemeinschaft "als dauerhaften Partner verlassen können". Koenigs, der sein Amt am 15. Februar 2006 in der afghanischen Hauptstadt antritt, erklärte, vor allem die wohlhabenderen Länder müssten sich "daran gewöhnen, dass man Hilfe nur durch langfristige Aufbauprozesse wirklich effizient leisten kann. Ein Strohfeuer schadet manchen Ländern mehr als dass es nützt."

Kurzfristige Interventionsmaßnahmen seien alle daran gescheitert, dass es an der Zuverlässigkeit der Geberländer und an der "notwendigen Aufmerksamkeit gegenüber dem, was die Afghanen selbst brauchen und wie sie sich selbst regieren wollen", gefehlt habe.

In einem der ärmsten Länder der Welt "mit einer riesigen Analphabetenrate und sehr geringen Durchschnittseinkommen" wolle er mit der Regierung eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten, "mit dem Ziel, die Effizienz der Regierungsinstitutionen zu steigern und an deren Modernisierung mitzuwirken". Der bislang als Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechte und humanitäre Hilfe amtierende Koenigs (Bündnis 90/Die Grünen) zog zugleich eine positive Bilanz seiner 13-monatigen Amtszeit. "Es ist ein wichtiges Amt und eine wichtige Schnittstelle zu den Nicht-Regierungsorganisationen, zur Zivilgesellschaft. Es ist gut, dass es eine Stelle gibt, die die Menschenrechtspolitik immer wieder in den Mittelpunkt stellt", sagte der 61-jährige Koenigs in der Deutschen Welle. Es sei eine dauerhafte Aufgabe auch in den deutschen Auslandsvertretungen, die Kontakte zu Menschenrechtlern in den jeweiligen Ländern zu vertiefen. "Besonders freut mich, dass Themen wie das Menschen-recht auf Wasser und vor allem die Wahrung der Menschenrechte bei der Bekämpfung des Terrorismus stärkeres Interesse finden und die Bundesregie-rung ihre Position dazu deutlich definiert hat", sagte Koenigs weiter. Er hoffe, dass sein – noch nicht feststehender Nachfolger – vor allem die Rechte und Ansprüche der Opfer von Menschenrechtsverletzungen in den Vordergrund seiner Arbeit stelle.
16. Januar 2006
25/06