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Politik

"Carlos" wegen Anschlag von 1974 vor Gericht

13. März 2017

Spät kommt sie, die Gerechtigkeit: Bald 43 Jahre nach der Attacke auf ein Pariser Luxuskaufhaus hat der Prozess gegen Ilich Ramírez Sánchez begonnen - d e n Terroristen der 1970er und 80er Jahre.

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Ilich Ramirez Sanchez alias "Carlos" (Foto; Getty Images/AFP/B. Guay)
Ilich Ramirez Sanchez alias "Carlos" auf einem Foto von 2013 Bild: Getty Images/AFP/B. Guay

Der 67-jährige Venezolaner muss sich vor einem Sondergericht in der französischen Hauptstadt wegen einer Granaten-Attacke im September 1974 verantworten. Damals waren im "Drugstore Publicis" auf dem bekannten Boulevard Saint-Germain zwei Menschen getötet und 34 weitere verletzt worden.

Bereits zu zweimal lebenslanger Haft verurteilt

Ilich Ramírez Sánchez alias "Carlos" auf einer Aufnahme aus den 1970er Jahren (Foto: Keystone/Getty Images)
"Carlos" auf einer Aufnahme aus den 1970er Jahren Bild: Keystone/Getty Images

"Carlos, der Schakal", der mit richtigem Namen Ilich Ramírez Sánchez heißt, hatte 1979 in einem Interview gesagt, die Granate geworfen zu haben. Später bestritt er aber, das Interview gegeben zu haben. Carlos könnte wegen terroristischer Morde zu lebenslanger Haft verurteilt werden. Allerdings wurde er in der Vergangenheit in Frankreich wegen mehrere Morde und Anschläge ohnehin schon zweimal zu lebenslanger Haft verurteilt.

Bei dem Anschlag auf den "Drugstore Publicis" verletzte Opfer und die Witwen der beiden getöteten Männer drängten auf einen Prozess: "Die Nebenkläger erwarten, dass Carlos' Schuld festgestellt wird", sagte Opferanwalt Georges Holleaux. "Sie haben in Stille und Einsamkeit diese lange Wartezeit ertragen müssen, aber sie haben nie aufgegeben." Die Verteidiger des angeklagten Terroristen halten die Vorwürfe dagegen für verjährt. Die Ermittlungen gegen Carlos zu dem Anschlag seien zudem in der Vergangenheit zwei Mal, 1989 und 1999, eingestellt worden, sagte Anwalt Francis Vuillemin. "Aber mein Mandant ist aus Stahl gemacht und bereit für den Kampf."

"Berufsrevolutionär" in Namen der "palästinensischen Sache"

In der Zeit des Kalten Krieges war "Carlos" einer der meistgesuchten Terroristen der Welt. 1975 war er auch an der Geiselnahme von OPEC-Ministern in Wien beteiligt. Jahrzehntelang inszenierte er sich als "Berufsrevolutionär" im Namen der "palästinensischen Sache". Erst 1994 wurde er im Sudan festgenommen.

Der Prozess ist auf 15 Verhandlungstage angesetzt. Befragt werden sollen 17 Zeugen und zwei Experten.

sti/rb (afp, dpa)