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Topspiel unter Zeitdruck

21. Juni 2017

Drei Tage nach ihrem Auftaktspiel steht der DFB-Auswahl ein echter Härtetest bevor: In Kasan trifft der Weltmeister auf Südamerikameister und Turnierfavorit Chile.

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Fußball /  DFB Training in Kasan, Russland 21.06.2017
Bild: picture-alliance/GES/M. I. Guengoer

Man sollte eigentlich meinen, dass der Fußball-Weltmeister der Favorit sei im Duell mit dem Südamerikameister. Doch schaut man auf die Kader-Besetzung wird deutlich: Julian Draxler ist mit seinen 31 Länderspielen der erfahrenste Akteur der DFB-Auswahl, dazu kommt Bundesliga-erprobtes, jedoch nicht auf Nationalmannschafts-Ebene routiniertes Personal.

Dem gegenüber steht Chile - ein Team, das nicht nur über hervorragende Einzelspieler verfügt. Die Mannschaft von Trainer Juan Antonio Pizzi ist mit einem Durchschnittsalter von 29,1 Jahren sehr erfahren und taktisch glänzend geschult.

Und so steht die junge, zusammengewürfelte, aber hoch veranlagte Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw bereits in ihrem zweiten Gruppenspiel vor einem Härtetest. Nach dem zittrigen 3:2 zum Auftakt gegen Australien trifft sie am Donnerstag (Anstoß: 20 Uhr MESZ, ab 19:45 Uhr im DW-Liveticker) auf die hoch eingeschätzten Chilenen mit Bayern-Profi Arturo Vidal als Anführer und mit dem angeblich auch vom FC Bayern umworbenen Topstar Alexis Sánchez. "Chile wird noch intensiver, sehr körperbetont, das sind alles Soldaten auf dem Platz. Da kann man sehen, wo unsere Grenzen sind als Mannschaft", sagte Julian Brandt.

Steigerung nötig

Im Idealfall könnte die deutsche Elf nach einem weiteren Erfolg bereits die Runde der besten Vier erreichen. Dafür muss aber eine Steigerung zum holprigen Auftakt her - gegen den Asienmeister mangelte es an der defensiven Stabilität über 90 Minuten, zudem patzte Torhüter Bernd Leno mehrfach. Der Leverkusener wird wohl wegen der von Löw angekündigten Rotation Marc-André ter Stegen weichen, weitere Wechsel gegenüber dem ersten Gruppenspiel sind wahrscheinlich.

Dazu kommt die für viele Spieler ungewohnte Turnierbelastung: Das erste Gruppenspiel ist erst drei Tage her, nur eine Trainingseinheit blieb für den Feinschliff. "Gegen Chile dürfen wir uns nicht so viele Fehler erlauben und müssen vorne effizienter werden", sagte Joshua Kimmich angesichts einiger leichtfertig vergebener Torchancen gegen Australien. 

Schiedsrichter der Partie ist der Iraner Alireza Faghani - für einige deutsche Spieler kein Unbekannter. Faghani pfiff bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro unter anderem das Finale zwischen der deutschen Auswahl und Brasilien (4:5 i.E.).

Chile: "Unheimliche Wucht nach vorn"

Das Halbfinale ist aber auch für die Chilenen nah, die mit einem 2:0 gegen Afrikameister Kamerun erfolgreich in das Acht-Nationen-Turnier in Russland gestartet sind. Der Respekt vor dem Gegner ist jedenfalls hoch: "Sie haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass sie zur Elite des Weltfußballs gehören. Chile ist eingespielt, hat fantastische Einzelspieler und ist im taktischen Bereich flexibel wie wenige andere Mannschaften", sagte Löw.

Der 57-Jährige bewundert die chilenische Mannschaft und ihre Spielweise schon seit mehreren Jahren. "Sie haben eine unheimliche Wucht nach vorne. Die Spieler wechseln ständig ihre Positionen. Es ist absolut klasse, wie Chile spielt." Zudem inspirierte "La Roja" (die Rote) als Erfinder der modernen Dreierkette den Deutschen Fußball-Bund DFB. "Chile wird ein Spiel auf einem anderen Level. Chile spielt mit einer unglaublichen Variabilität und Intensität."

Russland Confed-Cup Kamerun - Chile
Bayern-Star Arturo Vidal (r.) ist der Anführer der Chilenen - hier erzielt er ein Tor gegen KamerunBild: picture-alliance/Offside/S. Stacpoole

Beim Erfolg gegen Kamerun, den die deutschen Kicker im Fernsehen verfolgten, offenbarten die Chilenen aber auch ungewohnte Schwächen in der Defensive. Diese will das DFB-Team nutzen. "Chile hat viel vor bei dem Turnier, wir wollen aber Paroli bieten", sagte Lars Stindl.

Für den viermaligen Weltmeister Deutschland kann es ein historischer Abend werden. Als erster Nationaltrainer könnte Löw in seiner 149. Partie als DFB-Chefcoach auf 100 Länderspielsiege kommen.

og/ck (sid, dpa)