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Tote bei Kurden-Demos

8. Oktober 2014

In der Türkei wurden bei Protesten von Kurden mindestens 14 Menschen getötet. Auch in Westeuropa wurde demonstriert. In Hamburg kam es zu Auseinandersetzungen mit radikalen Muslimen.

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Ausschreitungen in der Türkei (Foto: AFP)
Bild: GettyImages/Ilyas Akengin

Es ist die vermeintliche Tatenlosigkeit der Regierung in Ankara, die am Montagabend erneut Tausende Kurden auf die Straße trieb. Vor allem im Südosten des Landes kam es dabei zu Zusammenstößen mit der Polizei und Islamisten. Die Demonstranten werfen der türkischen Regierung vor, dem drohenden Fall der syrischen Stadt Kobane tatenlos zuzuschauen. Die Stadt ist mehrheitlich von Kurden besiedelt und wird seit Tagen von Kämpfern der Extremistengruppe "Islamischer Staat" belagert. Erste Stadtteile fielen gestern bereits trotz des erbitterten Widerstands durch kurdische Einheiten.

Das türkische Parlament hatte am vergangenen Donnerstag den Einsatz der Armee in Syrien und dem Irak autorisiert, die Regierung von Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sah bislang aber von einer militärischen Invention ab. Die Kurdenpartei HDP rief deshalb zum landesweiten Protest auf, dem sich tausende Menschen anschlossen.

Proteste auch in Westeuropa

In der südöstlichen Stadt Diyarbakir wurden nach Medienberichten acht Menschen getötet, als es zu Schusswechseln zwischen prokurdischen Aktivisten und Islamisten kam. Weitere Tote wurden aus Mardin, Siirt, Batman und Mus gemeldet. Die Polizei verhängte in mehreren Städten eine Ausgangssperre.

Auch in mehreren westeuropäischen Ländern gingen Kurden auf die Straße, um auf die Situation in Kobane aufmerksam zu machen. Am Dienstag drangen mehrere Dutzend kurdische Demonstranten in das Europaparlament in Brüssel ein. Nachdem sich mehrere Abgeordnete mit ihnen zu Gesprächen trafen und Parlamentspräsident Martin Schulz seine Unterstützung gegen die Dschihadisten zusagte, zogen sie wieder ab. Auch in mehreren deutschen Städten kam es zu Kundgebungen und Protestaktionen, die überwiegend friedlich verliefen.

Straßenschlacht in Hamburg

Einzige Ausnahme war eine Demonstration in Hamburg, in deren Anschluss es zu einer Straßenschlacht zwischen Kurden und radikalen Muslimen kam. Wie ein Polizeisprecher mitteilte, hatten sich etwa 400 Kurden in der Nähe einer Moschee versammelt. Dort stellten sich ihnen etwa 400 radikale Muslime entgegen. Dabei habe es sich mutmaßlich um Salafisten gehandelt. Zwischen einigen Mitgliedern der beiden Gruppen gab es "gewalttätige körperliche Auseinandersetzungen". Die Polizei konnte die beiden Gruppen nur durch den Einsatz von Wasserwerfern trennen.

Unterdessen sollen sich die Kämpfer des IS aufgrund der internationalen Luftangriffe aus Teilen Kobanes zurückgezogen haben. Das berichtet die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Dem widerspricht allerdings ein Bericht der USA, nach dem der Fall der Stadt nur noch eine Frage der Zeit zu sein scheint. Nach syrischen Angaben wurden seit Beginn der IS-Offensive auf beiden Seiten mehr als 400 Menschen getötet. Kobane ist die letzte Bastion in einer Enklave, die bisher von den kurdischen Volksschutzeinheiten kontrolliert wurde. Die Dschihadisten haben dort seit September rund 300 Dörfer eingenommen. 185.000 Menschen flohen in die Türkei.

djo/mak (afp, dpa)