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Politik

Tote bei neuen Protesten in Venezuela

20. April 2017

Angekündigt waren die Demonstrationen der Opposition gegen den sozialistischen Staatschef Maduro als "Mutter aller Demos". Hunderttausende gingen auf die Straßen. An diesem Donnerstag soll der Protest weiter gehen.

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Venezuela Schwere Ausschreitungen bei Protesten
Bild: picture alliance/dpa/AP Photo/A. Cubillos

Bei der "Mutter aller Demonstrationen" gegen eine drohende Diktatur des sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro ist es in der Hauptstadt Caracas zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Menschen auseinanderzutreiben. Nach Angaben der Behörden wurden mehr als 400 Personen festgenommen.

Venezuela Schwere Ausschreitungen bei Protesten
Mit Tränengas treiben Sicherheitskräfte Demonstranten vor sich herBild: picture alliance/dpa/AP Photo/A. Cubillos

Zwei Demonstranten kamen ums Leben. In Caracas starb ein 17-Jähriger an den Folgen eines Kopfschusses, berichteten Korrespondenten. In San Cristóbal im Westen des Landes starb eine Frau, ebenfalls durch Schüsse in den Kopf, wie der örtliche Bürgermeister mitteilte. Für beide Todesfälle macht die Opposition gewaltbereite Milizen der Sozialisten verantwortlich, die von Motorrädern aus in die Menge schießen und so immer wieder Angst und Schrecken unter den Demonstranten verbreiten. Die Nachrichtenagentur AFP meldet, bei den Demonstrationen sei erstmals auch ein Soldat des Regierungslagers getötet worden.

Machtkampf auf der Straße

Offizielle Zahlen, wie viele Menschen sich an dem seit zwei Wochen angekündigten Protesttag beteiligten, gibt es nicht. Schätzungen gehen von mehreren Hunderttausend aus. Das der konservativen Opposition nahestehende Umfrageinstitut Meganalisis spricht sogar von bis zu sechs Millionen Menschen. Viele Zufahrtsstraßen nach Caracas und Metrostationen waren am Mittwoch geschlossen, um eine Anreise zu der Oppositions-Demonstration zu erschweren.

Venezuela Schwere Ausschreitungen bei Protesten
Unversöhnlich - Demonstranten und der Machtapparat MadurosBild: Getty Images/AFP/F. Parra

Von Dialog ist in Venezuela keine Rede mehr. Die Verteidiger des venezolanischen Sozialismus und die Verfechter eines radikalen Politikwechsels stehen sich unversöhnlich gegenüber. Die Opposition fordert Neuwahlen und macht den Präsidenten für die schwere politische und ökonomische Krise des Landes mit den großen Ölreserven verantwortlich. Sie verlangt daher eine Volksabstimmung über Maduros Amtsenthebung. Außerdem fordert die Opposition ein Datum für die verschobenen Regionalwahlen. 

Bei einer Gegendemonstration marschierten Zehntausende Anhänger des sozialistischen Staatschefs in Caracas. Sie nannten ihren Protestzug "Großen Marsch für die Unabhängigkeit und den Frieden", mit dem sie Maduro den Rücken stärken wollen.

Nächste Massendemonstration schon geplant

Der Präsident, Nachfolger des 2013 verstorbenen Hugo Chávez, war an diesem Mittwoch exakt vier Jahre im Amt. Was für die Opposition ein Grund war, die "Mutter aller Demos" für den 19. April anzusetzen. Aber die Planungen gehen schon weiter. Für diesen Donnerstag kündigte die Opposition eine Ausweitung der Massenproteste gegen den Präsidenten an.

"Morgen zur selben Stunde rufen wir das ganze venezolanische Volk auf, sich zu mobilisieren", sagte Oppositionsführer Henrique Capriles bei einer Pressekonferenz des Oppositionsbündnisses "Tisch der Demokratischen Einheit" (MUD). "Heute waren wir Millionen und morgen müssen noch mehr Menschen hinausgehen", fügte Capriles hinzu.

720 Prozent Inflation

Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet damit, dass die Wirtschaftsleistung von Venezuela im laufenden Jahr um 7,4 Prozent schrumpft. Die Inflationsrate könnte laut der Prognose bei 720 Prozent liegen. Für das kommende Jahr rechnet der IWF sogar mit einer Teuerungsrate von rund 2000 Prozent.

qu/gri (dpa, afp, rtr, APE)