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Tourismus als Boombranche in Montenegro

28. Juni 2007

Der Tourismus gilt in Montenegro als große Zukunftshoffnung und bedeutender Wirtschaftsfaktor. Prognosen versprechen Umsätze in Milliardenhöhe. Doch auch kritische Stimmen werden lauter.

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Nicht nur Meer im AngebotBild: DW/Marcus Bösch

In einer Analyse des Internationalen Reise- und Tourismusrats (WTTC) zur Entwicklung des Tourismus und der damit verbundenen Wirtschaftszweige bis 2017 heißt es, Montenegro werde in zehn Jahren rund zwei Milliarden Euro jährlich durch Tourismus einnehmen. In diesem Jahr erwartet Montenegro rund 650 Millionen Euro Einnahmen aus dem Fremdenverkehr. Dies entspricht einem Zuwachs von 21 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr.

Täuschende Zahlen

Für Rade Ratkovic, Professor an der touristischen Fakultät im montenegrinischen Bar, ist diese Nachricht allerdings weniger beeindruckend als sie klingt. Er erklärte gegenüber DW-RADIO: "Seit 1990 ist der Tourismus stark zurückgegangen. Daher starten wir nun von einem sehr niedrigen Ausgangspunkt, so dass die steigenden Umsätze sehr groß erscheinen." So seien vergangenes Jahr nur sechs Millionen Übernachtungen verzeichnet worden. "Ende der achtziger Jahre waren es dagegen etwa 12 Millionen", sagte Ratkovic.

Problematischer Bauboom an der Küste

Trotz der optimistischen Prognosen wird Montenegro von ausländischen Fachleuten kritisiert. Es fehle an einer eindeutigen Strategie, wo sich das Land in der internationalen Tourismusbranche einordnen möchte – ob im Massen- oder Exklusivtourismus. Insbesondere wird darauf hingewiesen, dass Montenegro auf eine nachhaltige Entwicklung achten müsse. Dazu sei es etwa erforderlich, den unkontrollierten Bau an der Küste zu unterbinden. Ferner müsse die Entwicklung des Nordens vorangetrieben werden, der Naturschätze wie Gebirge und Wildwasser berge.

Auch Touristikexperte Ratkovic sieht im unkontrollierten Bauboom ein großes Problem. "Das Bauen an der Küste hat sich jeglicher Kontrolle entzogen. Es werden sogar Berge abgetragen. Viele Investoren können machen, was sie wollen, als ob es hier keine staatlichen Institutionen gebe", meint der Wissenschaftler. Zeljka Radak, Vertreterin des Tourismusministeriums, versicherte DW-RADIO, der Staat werde den Küstenstreifen vor illegalem Bauen schützen. Ihr zufolge wird sich Montenegro als Urlaubsziel positiv entwickeln. Der Internationale Tourismusrat bestätigt diese Vermutung: Nach Angaben der Organisation gehört Montenegro im Bereich Tourismus schon das vierte Jahr in Folge zu den drei am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt – gleich nach China und Indien.

Vesna Rajkovic, Podgorica
DW-RADIO/Serbisch, 22.6.2007, Fokus Ost-Südost