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Tourismusbranche sucht Wege aus der Krise

Thomas Latschan6. Oktober 2009

Wie kann sich der globale Tourismus von Wirtschaftskrise, Schweinegrippe und Naturkatastrophen erholen? Darüber beraten derzeit über 600 Delegierte aus 140 Ländern im kasachischen Astana.

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Stadtansicht Astana (Bild: DW)
Kasachstans neue moderne Hauptstadt AstanaBild: DW

Kurz zuvor erst war der Jordanier Taleb Rifai zum neuen Generalsekretär der UN-Welttourismusorganisation UNWTO gewählt worden. Doch schon seine erste Verkündung im neuen Amt fiel eher nüchtern aus. Um vier bis sechs Prozent werde der weltweite Tourismus auch 2009 noch schrumpfen, erklärte Rifai. Und das, nachdem die Reisebranche bereits 2008 Einbrüche von bis zu 13 Prozent verzeichnen musste. Es gebe aber erste Anzeichen für eine Erholung. Für 2010 sehen die Verantwortlichen der UNWTO wieder Licht am Ende des Tunnels. Der internationale Tourismus hänge extrem von der Entwicklung der Weltwirtschaft ab, erklärte Rifais Stellvertreter Geoffrey Lipman. Und da der Internationale Währungsfonds ein globales Wachstum von drei Prozent vorausgesagt habe, hofft Lipman auch für die Tourismusindustrie auf schwarze Zahlen.

Fragiler Hoffnungsschimmer

Naturlandschaft in Vietnam (Bild: Hartert)
Vietnam boomt bei Touristen - wegen Wirtschaftskrise und Naturkatastrophen bleiben aber derzeit die Reisenden wegBild: Hartert

Doch das wird nur gelingen, solange die jüngsten Naturkatastrophen in Asien der Reisebranche keinen Strich durch die Rechnung machen. Asien, sagt Lipman, sei die Region, von der man sich für 2010 das größte Wachstum versprochen habe. Doch nachdem Wirbelsturm Ketsana auf den Philippinen und in Vietnam schwere Schäden angerichtet und das Erdbeben vor der Küste Sumatras neue Fragen zur Sicherheit von Indonesien-Reisen aufgeworfen hat, wurde der Optimismus der UNWTO gerade wieder gedämpft.

Schwer wiegt auch, dass sich die Wirtschaftskrise in den einzelnen Weltregionen ganz unterschiedlich auf den Tourismus ausgewirkt hat. In den meisten Staaten Europas, Nord- und Südamerikas konnten die hohen Einbrüche beim internationalen Tourismus noch zum großen Teil durch einheimische Urlauber aufgefangen werden. Doch besonders die Entwicklungsländer sind auf zahlungskräftige ausländische Touristen angewiesen. Auch deshalb wurden sie von der Krise in der Reisebranche hart getroffen. Gerade in diesen Staaten seien massive Investitionen nötig, vor allem im Bereich der Infrastruktur: So soll der Bau von Straßen und Flughäfen vorangetrieben und Touristen durch verbesserte Fluganbindungen an ihre Reiseziele gelockt werden.

Stufenplan zur Erholung

Bekaa Ebene im Libanon
Öko-Tourismus ist in vielen Ländern auf dem VormarschBild: picture-alliance / Alan Keohane / Impact Photos

Immer mehr Staaten entdecken den Tourismus als großen Wirtschaftsfaktor. Weltweit sind bereits rund 18 Millionen Arbeitsplätze von der Reisebranche abhängig. Deshalb bringt die UNWTO auf ihrer Tagung auch einen besonderen Strategieplan auf den Weg. Darin sollen nicht nur die bestehenden Reiseangebote ausgebaut, sondern auch der grüne Tourismus weiter gefördert werden. Die Industriestaaten und die weltweiten Finanzinstitutionen sollen einen großen Teil ihrer Konjunkturpakete für den Ausbau von Verkehrswegen nutzen. Darin, sagt der UNWTO-Mitarbeiter Geoffrey Lipman, liege ein wichtiger Schlüssel für die Entwicklung auch der ärmsten Länder: Wer in ein Entwicklungsland reist, der kauft einheimische Waren, der isst einheimisches Essen, der reist im gesamten Land herum, und das sollten wir fördern“, erklärt der UNWTO-Funktionär. Nur wenn diese Erkenntnisse auch in strategische politische Überlegungen münden, könne die zukünftige Entwicklung dieser Länder auch in die richtige Richtung gelenkt werden. Genau das sei jedoch bisher versäumt worden. Mit dem neuen Stufenplan wolle die UNWTO daher vor allem auch ein Zeichen dafür setzen, dass nachhaltiger Tourismus Arbeitsplätze schaffen und den Lebensstandard der Beschäftigten steigern kann.

Autor: Thomas Latschan

Redaktion: Nicola Reyk