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Trainer für die Welt aus Leipzig

3. Juni 2009

Sport hält fit, ist gesund und kennt keine kulturellen Grenzen. Auf dem Sportcampus der Universität Leipzig werden jedes Jahr Sportler aus aller Welt zu professionellen Trainern ausgebildet.

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Behindert sind die Trainerkandidaten nicht - aber sie müssen lernen, wie es ist
Behindert sind die Trainerkandidaten nicht - aber sie müssen lernen, wie es istBild: DW/Rottenkolber

Mit einem bunten Springseil hat Daniel einen seiner Arme so fest an seinen Körper gebunden, dass er ihn nicht mehr bewegen kann. Den anderen Arm hat er abgewinkelt. In der Hand hält er eine vier Kilogramm schwere Eisenkugel. Breitbeinig steht er in einem am Boden aufgezeichneten Kreis. Vorsichtig legt er die Kugel an seinen Hals, beugt seinen Oberkörper über das rechte Bein und geht in die Knie. Dann der Abwurf: Daniel stößt die Kugel gekonnt einige Meter weit auf eine Weichbodenmatte.

Daniel kommt aus Peru und ist einer der 16 Teilnehmer des Behindertensportkurses. Er hat über eine Arbeitskollegin von den Kursen in Leipzig erfahren. In seiner Heimatstadt Lima arbeitet er bereits seit 17 Jahren als Blindentrainer und Sportlehrer für Personen mit Körperbehinderung. Der Lehrgang in Deutschland ist für Daniel von großem Nutzen, da er seine Ausbildungsmethoden und Techniken hier verfeinern kann.

Sprachprobleme bremsen den Eifer nicht

Daniel aus Peru
Daniel aus PeruBild: DW/Rottenkolber

So sehr ihm aber der Kurs in Deutschland und auch seine Zeit hier gefällt, lässt sich eines nicht leugnen: Die Kommunikation ist nicht gerade einfach. Denn auch wenn ein Sprachkurs Bestandteil der Trainerkurse ist, so spricht Daniel doch nur sehr wenig Deutsch. "Ich kann mich nicht direkt mit den Lehrern verständigen. Das ist die größte Schwierigkeit für mich. Sich nicht unterhalten zu können ohne einen Übersetzer.“, bedauert er. Der Unterricht selbst wird von einer Dolmetscherin übersetzt, aber natürlich kann die nicht den ganzen Tag an der Seite der Kursteilnehmer sein. Diese Schwierigkeiten nimmt Daniel allerdings gerne auf sich. Der Trainerschein, den er nach bestandenen Prüfungen am Ende des Kurses erhält, bedeutet nicht nur einen beruflichen Fortschritt für ihn, sondern auch eine persönliche Bereicherung.

Kurse mit Tradition

Während die Gruppe der Lateinamerikaner noch die beste Technik des Kugelstoßens mit nur einem Arm in der großen Universitätssporthalle am Campus Jahnallee diskutiert, macht eine Gruppe von Afrikanern in der Halle nebenan Konditionsübungen. Die Internationalen Trainerkurse, kurz ITK, wollen Sportlehrern und Trainern aus Afrika, Asien, Lateinamerika und dem Kaukasus die Möglichkeit geben, ihre Kenntnisse auf zu frischen und zu vertiefen. Dabei können sie auf eine lange Tradition zurückblicken. Bereits 1964 hat der erste Lehrgang stattgefunden. Damals waren vor allem Sportler aus Mosambik und Angola zu Gast in Leipzig. Seit 1990 hat das Auswärtige Amt die Ausbildung und deren Finanzierung übernommen. Die Tradition sollte auch nach der Wende weitergeführt werden.

Verschiedene Schwerpunkte

Grundlagentraining
GrundlagentrainingBild: DW/Rottenkolber

Im Rahmen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik des Auswärtigen Amtes führt die Sportwissenschaftliche Fakultät der Universität Leipzig seither jährlich zwei 5-monatige Weiterbildungslehrgänge durch. Dabei wechseln die Spezialisierungen der Kurse von Lehrgang zu Lehrgang und damit auch die Fremdsprachen. Im aktuellen Semester sind zum Beispiel ein Basketball- und ein Volleyballkurs auf Englisch, ein Konditionstrainerkurs auf Französisch und ein Kurs mit dem Schwerpunk Behindertensport auf Spanisch im Angebot. Dabei bestehen die Lehrgangsinhalte sowohl aus Praxis als auch aus Theorie. Neben aktiven Stunden in der Turnhalle erhalten alle Teilnehmer auch Unterricht in Sportmedizin, Sportpädagogik, Sportpsychologie und –massage.

Wachsende Beliebtheit

Die Bilanz nach knapp 18 Jahren ist beachtlich: 1815 Sportler aus 115 Ländern haben bereits an den Internationalen Trainerkursen teilgenommen. Tendenz steigend. Laut Elke Kosel, einer Mitarbeiterin der ITK, gibt es jedes Jahr fast doppelt so viele Bewerbungen wie Plätze. Die größte Hürde muss zu Beginn genommen werden. Die Teilnehmer müssen die Zulassungsvoraussetzungen erfüllen: Eine abgeschlossene Hochschulbildung im Bereich des Sports, gute körperliche und psychische Verfassung und Erfahrungen als aktive Sportler oder Trainer sind Pflicht. Wer einen der Lehrgangsplätze ergattert hat, bekommt dann auch einen Platz im Studentenwohnheim und ein monatliches Stipendium. Nur die Kosten für An- und Abreise müssen die Teilnehmer noch selbst übernehmen.

Autor: Elke Rottenkolber

Redaktion: Wolfgang van Kann