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Trainer, Tröster, Motivator

Sebastian Mera6. Oktober 2002

Der "Personal Trainer" wird in Deutschland immer beliebter. Und er ist längst nicht nur dafür da, seine Kundschaft auf Trab zu bringen. Ein erfahrener Trainer berichtet.

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"Quäl dich, du Kunde": Alleine schwitzen ist outBild: Illuscope

Wer etwas für seine Gesundheit und Fitness tun möchte, hat heute viele Möglichkeiten. Die Idee, dabei die Hilfe eines Personal Trainers in Anspruch zu nehmen, ist - wie könnte es anders sein - in den USA schon seit langem etabliert und entwickelt sich auch in Deutschland mehr und mehr zum Trend. Was früher nur Spitzensportlern oder Hollywood-Schauspielern vorbehalten war, leisten sich jetzt auch gut betuchte Durchschnittsbürger - sei es der gestresste Börsenmakler, den nach den vielen Kursstürzen Rückenschmerzen plagen, oder die Karrierefrau, die abnehmen will.

Eginhard Kieß ist so ein Personal Trainer. Der 33-Jährige arbeitete nach seinem Studium an der Kölner Sporthochschule einige Jahre als Diplomsportlehrer und Fitnesstrainer, bevor er 1997 den Sprung ins kalte Wasser wagte und sich selbstständig machte. "Seitdem bin ich meine eigene Firma", erzählt Kieß, der durch zahlreiche Lehrgänge und Seminare Zusatzqualifikationen erworben hat.

Fit wie einst

Doch was genau ist unter Personal Training zu verstehen? Kieß definiert seine Tätigkeit als "zeitlich und räumlich flexible, ganzheitliche Gesundheitsberatung", die ganz individuell den Bedürfnissen des Kunden angepasst wird. Ob Aufbau von Muskelmasse, Fettabbau, Rehabilitationstraining oder einfach nur der Wunsch wieder fit wie einst werden - der persönliche Trainer plant, motiviert und - ganz wichtig - er macht auch mit. "Es ist immer eine Eins-zu-eins-Betreuung", erklärt Kieß das Prinzip. Der Trainer kommt zum Kunden, nicht umgekehrt.

Ein medizinischer Check sowie die Aufstellung eines Trainigsplanes ist Pflicht. Dem Training selbst sind dann so gut wie keine Grenzen gesetzt. Von der morgendlichen Joggingrunde über das Hanteltraining in der Mittagspause bis zum Schwimmen am Abend, der persönliche Trainer steht immer mit auf der Matte, sei es zu Hause, im Büro oder im Hotel. Auch Badminton, Rad fahren oder Inline-Skating können auf dem Programm stehen. Die hohe Flexibilität des Trainers ist hierbei der große Vorteil, den Sportvereine oder Clubs nicht bieten können.

Massage und Einkaufsberatung

Doch Personal Training ist mehr. Massage und Entspannungsübungen gehören in der Regel ebenso zum Angebot wie der gemeinsame Kauf von funktioneller Sportbekleidung und Jogging-Schuhen mit dem Kunden. Auch – oder gerade – im Urlaub kann ein persönlicher Trainer ein idealer Begleiter sein. Immer mehr Menschen nutzen ihre Ferien, um etwas für ihre Fitness zu tun. Laufen am Strand macht zu zweit eben mehr Spaß, zumal der Trainer die gesamten Reisevorbereitungen von der Flugbuchung über die Hotelreservierung bis hin zum Diätplan übernehmen kann.

Immer mehr Fitnessstudios bieten Betreuung durch persönliche Trainer an, die aber meist nicht im Mitgliedsbeitrag enthalten sind. Gerade beim Training an Geräten und mit Gewichten kann kaum etwas falsch gemacht werden, wenn jemand daneben steht und aufpasst. Ein Verletzungsrisiko ist so gut wie ausgeschlossen.

Tendez steigend

Rund 500 Personal Trainer arbeiten zur Zeit in Deutschland, Tendenz steigend. Um die Interessen dieses noch jungen Berufstandes zu vertreten, hat sich im Januar 2000 ein Bundesverband gegründet. Eine geschützte Berufsbezeichnung ist das Personal Training bislang jedoch nicht, theoretisch kann jeder als Trainer arbeiten, auch ohne Qualifikation. Der Kunde sollte sich deshalb vorab durch Referenzen und Empfehlungen informieren mit wem er in Zukunft seine Runden läuft, oder einfach einen unverbindlichen Probetermin vereinbaren, um sich gegenseitig kennenzulernen.

Natürlich ist so ein persönliches Training nicht umsonst, die Preise schwanken zwischen 50 und 75 Euro pro Stunde. Dafür erhält der Kunde aber auch einen Rund-um-die-Uhr-Service und kann bereits nach kurzer Zeit Ergebnisse sehen. "Jede Stunde wird vor- und nachgearbeitet", erklärt Kieß, der seinen Fulltime-Job sehr ernst nimmt. "Ich sehe mich nicht als Animateur, sondern als Motivator für meine Kunden."

An die Hand nehmen

Zehn Kunden, alle in der Wirtschaft tätig, betreut Kieß zur Zeit im Köln-Bonner Raum. "Gerade solche Menschen sind froh, wenn jemand sie bei der Hand nimmt", erzählt der Trainer. Außerdem würden sie es schätzen, wenn sie mal für zwei Stunden nicht per Handy zu erreichen sind und mal abschalten könnten. Dass dann auch öfter die Seele massiert werden muss liegt auf der Hand. Und so ist Verschwiegenheit eine Qualifikation, die einem Personal Trainer sicher nicht schadet.