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Trauer und die Suche nach dem Warum

25. März 2015

Flaggen auf Halbmast, Gebete für die Opfer. Nach der Flugzeugkatastrophe steht Deutschland weiter unter Schock. Bundeskanzlerin Merkel dankte den Menschen in Südfrankreich für ihre Unterstützung.

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Menschen stehen vor einem Germanwings-Logo (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/Ole Spata

Die Menschen in der Region würden "mit unglaublichem Engagement und einem großen Herzen Hilfe leisten", sagte Bundeskanzlerin Merkel bei ihrem Besuch in der Ortschaft Seyne-les-Alpes in den französischen Alpen. Hunderte Unterkünfte haben die Bewohner der abgelegenen Bergregion bereitgestellt, wenn morgen das Gros der Hinterbliebenen eintrifft, um Abschied zu nehmen von ihren Verwandten, die bei dem Absturz ihr Leben verloren. Dazu kommen Deutsch- und Spanisch-Lehrer, die sich bereiterklärt haben zu dolmetschen, sowie Seelsorger und Psychologen. "Es ist ein gutes Gefühl, dass wir in einer so schweren Stunde eng und freundschaftlich zusammenstehen", betonte die Kanzlerin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Frankreichs Präsident François Hollande und dem spanischen Regierungschef Mariano Rajoy.

Merkel und Hollande mit Rettungskräften (Foto: getty)
Merkel und Hollande danken den Einsatzkräften bei einem Besuch in der Nähe des AbsturzortesBild: Getty Images/P. Macdiarmid

Zusammen hatten die drei Politiker die Ortschaft in der Nähe der Unglückstelle besucht, an der am Dienstag der Germanwings-Airbus mit 150 Menschen in einer Bergregion zerschellte.

Hollande verspricht lückenlose Aufklärung

Hollande versprach der Kanzlerin eine umfassende Aufklärung der Unglücksursache. "Das schulden wir den Familien." Auch werde alles unternommen, um alle Opfer zu identifizieren und deren sterbliche Überreste den Familien zu übergeben. Begleitet wurde Merkel auch von der nordrhein-westfälischen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, aus deren Bundesland viele der deutschen Absturzopfer kommen.

Die Maschine, die von Barcelona nach Düsseldorf unterwegs war, hatte 144 Passagiere und sechs Crew-Mitglieder an Bord, darunter 72 Deutsche. Warum sie abstürzte, ist bislang unklar. Zwar gelang es den Ermittlern, vom Stimmenrekorder im Cockpit des Airbus eine verwertbare Audiodatei sicherzustellen. Aber es wird vermutlich noch Tage dauern, sie zu analysieren, wie die französische Flugsicherheitsbehörde BEA erklärte.

Ermittler schließen Explosion aus

Es sei viel zu früh, jetzt schon Schlüsse auf die Absturzursache zu ziehen, hieß es. BEA-Direktor Jouty schloss aber aus, dass es vor dem Absturz eine Explosion gab. Auch ein Druckabfall als Ursache ist für die Ermittler offenbar unwahrscheinlich. Von dem zweiten Flugschreiber, der die technischen Daten aufzeichnet, wurde nach Angaben des französischen Präsidenten Francois Hollande bislang lediglich der Behälter gefunden.

Zahl der deutschen Opfer auf 72 noch oben korrigiert

Germanwings korrigierte derweil die Zahl der deutschen Opfer auf 72 nach oben. Die Nationalität einiger Opfer ist allerdings noch unklar, weil einige eine doppelte Staatsbürgerschaft hätten, sagte Geschäftsführer Thomas Winkelmann. Die Bundesregierung wollte sich noch nicht auf eine konkrete Zahl festlegen. Nach jüngsten Angaben der spanischen Regierung waren mindestens 51 Spanier an Bord. Laut Germanwings kamen weitere Passagiere aus Australien, Argentinien, Venezuela, dem Iran, den USA sowie Großbritannien, den Niederlanden, Kolumbien, Mexiko, Japan, Dänemark, Belgien und Israel.

Schwierige Bergungsarbeiten

Germanwings Absturzstelle Trümmer (Foto: reuters)
Der Airbus wurde buchstäblich pulverisiertBild: Reuters/French Interior Ministry/Handout

Über der Absturzstelle in 2000 Metzern Höhe waren auch an diesem Mittwoch Hubschrauber pausenlos im Einsatz. Sie brachten Helfer in das schwer zugängliche Gelände, in dem der Airbus A320 zerbrach. Nach den Worten von Frankreichs Premierminister Manuel Valls wurde die Maschine "im wahrsten Sinne des Wortes pulverisiert". Nach Angaben der Einsatzkräfte wird die Bergung der Leichen mindestens eine Woche dauern.

Gedenken bei Germanwings

Mit einer Schweigeminute gedachten die Mitarbeiter von Lufthansa und Germanwings der Opfer. Am Donnerstag will die Lufthansa die Angehörigen mit Sondermaschinen aus Düsseldorf und Barcelona nach Südfrankreich fliegen. Dabei können sie so viele Seelsorger oder Helfer begleiten, wie sie benötigen, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Notfalls würden weitere Maschinen eingesetzt. Bewohner der Region bieten Unterkunft für die Trauernden an.

Große Trauer herrschte auch am Joseph-König-Gymnasium im nordrhein-westfälischen Haltern. 16 Schüler und zwei Lehrerinnen des Gymnasiums waren bei der Katastrophe ums Leben gekommen. Die Jugendlichen hatten an einem Schüleraustausch teilgenommen. Dafür waren sie ausgelost worden, weil es zu viele Bewerber gab.

Das Bundesinnenministerium ordnete Trauerbeflaggung an allen Bundesbehörden in Deutschland an. Auch in Nordrhein-Westfalen und anderen Bundesländern wehen alle Fahnen an Dienstgebäuden auf Halbmast. Im Bundestag soll am Donnerstag vor Beginn der Tagesordnung der Opfer des Unglücks gedacht werden. Spanien gedachte ebenfalls mit einer Schweigeminute der Absturzopfer.

uh/gmf (afp,rtr,dpa)