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Trauer nach Anschlag auf Bundeswehrcamp

19. Februar 2011

Die Bundesregierung ist entsetzt über den "hinterhältigen Terrorakt", bei dem drei deutsche Soldaten getötet wurden. Sie wurden erschossen von einem afghanischen Soldaten, der eigentlich zu ihrem Schutz abgestellt war.

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Soldaten in Afghanistan mit Trauerflor (Foto: AP)
Bild: AP

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg zeigte sich erschüttert. Der Täter habe mit einer Handfeuerwaffe "völlig überraschend aus kurzer Distanz" auf die Bundeswehr-Soldaten gefeuert. Sie waren mit Instandhaltungsarbeiten im Außenposten "Observation Point North" (OP North) in der Provinz Baghlan beschäftigt.

Motiv unklar

Der Attentäter wurde bei dem nachfolgenden Gefecht getötet. Über sein Motiv gibt es noch keine Erkenntnisse. Bundesaußenminister Guido Westerwelle erklärte: "Der Anschlag hat nicht nur der Bundeswehr gegolten: Es war ein Angriff auf all jene, die sich für ein friedliches Afghanistan einsetzen."

Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr berichtete in der Nacht zum Samstag (19.02.2011) in Potsdam, dass ein dritter Soldat seinen Verletzungen erlegen sei. Der Hauptgefreite hätte in knapp zwei Wochen seinen 22. Geburtstag gefeiert. Bei den anderen beiden Toten handelt es sich um einen 22-jährigen Stabsgefreiten und einen 30 Jahre alten Hauptfeldwebel. Zwei weitere schwerverletzte Soldaten wurden zur Behandlung in die Rettungszentren der Feldlager Kundus und Masar-i-Scharif gebracht. Ihr Zustand sei "kritisch", sagte ein Sprecher der Bundeswehr am Freitagabend. Vier weitere Soldaten hätten leichte Verletzungen erlitten.

Anschlagsort (Foto: AP)
Am Ort des Anschlags im Bezirk Pul-i-KumriBild: AP

Der "Observation Point North" gehört zu den gefährlichsten Stützpunkten der Bundeswehr in Afghanistan. Derzeit sind dort etwa 500 deutsche Soldaten stationiert. Erst in der Nacht zum Donnerstag hatte Guttenberg selbst in dem Camp übernachtet.

"Miteinander birgt Risiken"

Nach Angaben des Befehlshabers des Einsatzführungskommandos, General Rainer Glatz, gehörte der Attentäter vom Freitag zum 209. Korps der afghanischen Armee ANA. Die deutschen Soldaten leben im Rahmen des sogenannten Partnering mit den ANA-Soldaten zusammen und bilden diese aus.

Guttenberg warnte davor, das Partnering nun in Frage zu stellen. Wer dies tue, spiele dem Gegner in die Hände. "Allerdings birgt dieses Miteinander auch Risiken", räumte Guttenberg ein. Als Konsequenz aus dem Anschlag wurde inzwischen eine andere Einheit der afghanischen Streitkräfte mit der Außensicherung des Camps betraut.

Bundeswehr im Visier

Am Freitagabend wurde die Bundeswehr erneut Ziel eines Anschlages. Bei dem Angriff auf eine Patrouille nahe Kundus wurde eine Einheit mit Handfeuerwaffen und Panzerabwehrgranaten beschossen. Dabei wurden vier Soldaten verwundet. Von ihnen sei aber niemand in Lebensgefahr, teilte ein Bundeswehr-Sprecher mit.

Seit Beginn des ISAF-Einsatzes 2001 kamen in Afghanistan bereits 48 deutsche Soldaten ums Leben, 30 von ihnen starben im Gefecht oder bei Anschlägen. Die Bundeswehr ist im Rahmen der ISAF für den Norden des Landes zuständig. Ende dieses Jahres soll mit dem Abzug der fast 5000 deutschen Soldaten begonnen werden.

Autor: Christian Walz (dpa, dapd, afp)
Redaktion: Hans Ziegler