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Swing mit neuem Pep

Antje Hollunder25. Februar 2009

Juliano Rossi gehört seit neuestem zu den renommierten Künstlern des legendären Jazzlabels Blue Note. Dort veröffentlichte er jetzt sein zweites Album, das den Titel "Free Runner" trägt.

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Juliano Rossi, alias Oliver PerauBild: www.julianorossi.de

Eigentlich war das Album "Free Runner" schon vor eineinhalb Jahren fertig aber Juliano Rossi war unzufrieden damit. Die Aufnahmen in kleiner Besetzung waren ihm zu puristisch, zu "jazzig" geraten. "Ich wollte keine Bigband-Platte machen aber doch irgendwas hinzufügen und etwas Neues ausprobieren", sagt er dazu. So nahm er Kontakt zu Musikern aus der Hiphop und Techno Szene auf. Mit ihnen überarbeitete Juliano Rossi noch einmal ganz behutsam seine neuen Songs.

Swing Klänge mit Hiphop Sounds

Nach und nach fügte Juliano Rossi in seinen klassisch angelegten Swing eine Menge Geräusche ein. So unterstützt er die Songinhalte und schafft Atmosphäre. Singt er zum Beispiel, dass er sich betrogen fühlt und sein Geld zurück haben will, kullern im Song auch hörbar Münzen. "I want my money back" handelt von Juliano Rossis ehemaligem Manager, der ihn um sein Geld brachte. Dabei geht der 39-Jährige das Thema liebevoll ironisch an, denn verbittert ist er keineswegs, trotz aller Erfahrungen, die er in seiner 20-jährigen Laufbahn als Musiker machte. Mit 18 begann er in der Rockband Terry Hoax zu singen, obwohl er auch damals schon den Swing liebte.

Die Liebe zum Swing in Zeiten der Rockmusik

Juliano Rossi
Der King of Swing aus Laatzen bei HannoverBild: www.julianorossi.de

Der Swing war bei Juliano Rossi zu Hause allgegenwärtig, denn sowohl seine Eltern als auch sein großer Bruder hörten ihn. Als er im Alter von 20 Jahren auszog, nahm er die Swing-Plattensammlung mit und vervollständigte sie nach und nach. Auf Tourneen mit seiner Rockband vermisste er, keinen Jazz hören zu können. Selbst zum Swing kam Juliano Rossi erst, als er 1996 für einen Freund auf einer Vernissage spielen sollte, sich aber gerade von seiner Rockband getrennt hatte. Swing-Klassiker zu singen erschien ihm von daher das Einfachste, denn diese Songs brauchte er nicht groß proben, weil er sie auswendig kannte. Jazzpianist Lutz Krajenski, mit dem Juliano Rossi bis heute zusammen arbeitet, rief das Who is who der Hannoveranischen Jazzszene zusammen und die begleiteten den Rocksänger so, dass der erste Auftritt als Swingmusiker für ihn zur Offenbarung wurde.

Free Running in der Musik

Heute schreibt Juliano Rossi längst eigene Swing-Stücke. Darin gedenkt er mal seinem verstorbenen Hund, mal deutet er seine bewältigte Krise als Musiker an, die der Hannoveraner hatte, als er mit deutschsprachigem Soul scheiterte - bevor er regelmäßig und erfolgreich als Juliano Rossi auftrat. Der Titel des Albums "Free Runner" zeigt seine Verbundenheit zur Trendsportart "Free Running".

Doch auch als Musiker bewegt sich Juliano Rossi gerne grenzenlos. Seine aktuelle CD ist gleichzeitig trendig und nostalgisch, z.B. durch wohlig anmutende Rotationsgeräusche im Song "I wish that I could play piano". Juliano Rossi erzählt hier von seinem alten Traum, Klavier spielen zu können. Mit gesampeltem Plattenknistern, dem Rauschen eines alten Films und Kinderlachen versetzt er seine Hörer in die Vergangenheit, so dass man den Pianisten förmlich am Klavier sitzen sieht, während die Freunde im Hinterhof spielen. Musikalisches Kino für die Ohren.

CD-Tipp: Juliano Rossi, Free Runner, Label Blue Note, Best.Nr. EMI 931662