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Windenergie-Messe bietet Zukunftstechnologie

Gero Rueter22. September 2014

Die internationale Messe "WindEnergy" findet diese Woche erstmals in Hamburg statt. Ziel der Messebetreiber ist es, sich als internationale Leitmesse für Onshore- und Offshore-Windenergie-Industrien zu etablieren.

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Windmesse Husum
Bild: HUSUM WindEnergy/Messe Husum & Congress

Windkraft ist ein Wachstumsmarkt: Rund vier Prozent des globalen Strombedarfs wird damit schon heute gedeckt. Bis zum Ende dieses Jahrzehnts soll sich die Windstromerzeugung sogar verdoppeln - so die Prognosen der "World Wind Energy Association" (WWEA) .

Entsprechend zuversichtlich präsentieren sich die Veranstalter der internationalen Windenergie-Messe. Rund 1200 Aussteller haben sich angemeldet. 40.000 Fachbesucher werden bis Freitag erwartet.

Zusammen mit der WindEnergy findet auf dem Hamburger Messegelände auch die H2Expo statt, die internationale Messe für Speichertechnologie und Brennstoffzellentechnik. Viele Windanlagenhersteller bieten inzwischen auch Lösungen für die Stromspeicherung an, um eine kontinuierliche Stromversorgung zu garantieren.

Repower Windprojekt Clauen Deutschland
Immer größer: Diese Anlage deckt den Strombedarf von 1.900 deutschen Haushalten.Bild: Jan Oelker

Kostensenkung durch Größe

Auf dem Hamburger Messegelände lassen sich die Trends der Windenergie nachvollziehen: In den letzten Jahren wurden die Anlagen immer größer und wirtschaftlicher. Die Turmhöhe von Neuanlagen wuchs in den letzten zehn Jahren von 80 auf 135 Meter, die Flügellänge von 45 auf über 60 Meter und die Leistung der Turbinen von 1,5 auf drei Megawatt.

Anlagen der neuen Generation überstreichenn mit ihren großen Flügeln inzwischen eine Fläche von zwei Fußballfeldern. Der Windertrag ist entsprechend hoch und damit wird auch an windschwachen Standorten im Binnenland die Windkraft rentabel.

Durch die technologischen Entwicklungen konnten die Kosten für die Windstromerzeugung um "etwa 55 - 60 Prozent in den vergangen 20 Jahren sinken", erklärt Hermann Albers, Präsident vom "Bundesverband Windenergie" (BWE) im DW-Interview. In den nächsten Jahren rechnet die Branche mit einer weiteren Kostenreduktion von "etwa zwei bis drei Prozent pro Jahr".

Nach Berechnungen des Berliner Instituts für Wirtschaftsberatung "Prognos" gehört Windstrom aus neuen Kraftwerken schon heute zur günstigsten Form der Stromerzeugung. Im langfristigen Kostenvergleich von klimafreundlichen Energien sei Windstrom gegenüber konventioneller Technik nach Berechnungen von "Prognos" sogar über 50 Prozent günstiger.

Infografik Prognose von Stromkosten aus neuen Großkraftwerken
Windstrom verursacht wenig Umweltschäden.

Globales Wachstum

Vor allem in China boomt der Aufbau von Solar- und Windkraft. Fast die Hälfte aller weltweit aufgestellten Windanlagen wurde 2013 in China installiert, 16 Gigawatt kamen in nur einem Jahr hinzu. 2014 wird der Zubau in China nach Angaben des aktuellen"Word Wide Energy-Report" in einer ähnlichen Größenordnung liegen.

Auch in Deutschland gibt es nach Angaben des BWE einen kräftigen Zubau an Windkraft. "In diesem Jahr erwarten wir 3,5 Gigawatt an Windkraftleistung an Land und rund ein Gigawatt im Bereich der Offshore Windenergie", sagt Albers. Damit werde in Deutschland die Strommenge von rund drei großen Atom- oder Kohlekraftwerken ersetzt. Und auch für das nächste Jahr rechnet Albers mit einem Zubau von über drei Gigawatt.

Infografik Windenergie 2014
In Asien, Afrika und Lateinamerika ist der Zuwachs stark. In den OECD-Ländern verlangsamt sich die Dynamik.

Windbranche sorgt sich um verlässliche Politik

Trotz der großen Wachstumszahlen kämpft die Branche auch mit Schwierigkeiten. In den vergangenen Jahren habe es in Europa und den USA ein starkes Auf und Ab gegeben - "die unzuverlässigen Märkte waren Gift für die Hersteller", so Albers.

Der Bundesverband Windenergie wünscht sich stabile Rahmenbedingungen und in Europa eine koordinierte Industriepolitik für Erneuerbare Energien. Als Beispiel für eine verfehlte europäische Industriepolitik nennt Albers die Deutsche Solarindustrie: "Nahezu 70 Prozent der Firmen sind in Konkurs gegangen. Diese interessante Wirtschaftbranche haben wir praktisch freiwillig aufgegeben und den Chinesen geschenkt." Jetzt sei es deshalb wichtig, darauf zu achten, dass nicht die gleiche Entwicklung mit der europäischen Bioenergie und Windindustrie passiere.

Die Verunsicherung der Windenergie-Branche ist vor allem in Europa und Deutschland groß. Durch eine geplante Umstellung des Fördersystems wird für 2016 mit einem starken Markteinbruch gerechnet. Mit dem Wegfall des Heimatmarktes würde die "Deutsche Technologieführerschaft aufs Spiel gesetzt", mahnt auch WWEA-Generalsekretär Stefan Gsänger im DW-Interview.