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Trendwende in der amerikanischen Zinspolitik

9. August 2006

Die US-Notenbank hat ihre seit über zwei Jahren andauernde Serie von Zinserhöhungen vorerst unterbrochen. Die meisten Beobachter sehen darin ein Ende des Zinserhöhungszyklus.

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US-Notenbankchef Ben BernankeBild: picture alliance /dpa

Nach der Entscheidung der US-Notenbank Fed gegen eine weitere Zinserhöhung zeigen sich Analysten unsicher über die weitere Geldpolitik in den USA. Eine Reuters-Umfrage unter den 23 wichtigsten Händlern an der Wall Street ergab, dass 13 von ihnen davon ausgehen, die Fed habe den Zinserhöhungszyklus beendet. Vier Händler erwarten dagegen eine weitere Zinsanhebung im September.

Das Dilemma der Notenbanker

Die Fed steckt derzeit in einer Zwickmühle. Einerseits kühlt sich die US-Konjunktur ab: Im Frühjahr hatte die Wirtschaft nur halb so kräftig zugelegt wie am Jahresanfang. Andererseits klettern die Preise schon seit längerem schneller, als der Fed lieb ist. Die Notenbanker fürchten, dass der Rekordpreis beim Öl die Inflation weiter anheizt. Auch die Löhne in den USA steigen weiterhin kräftig.

Die Fed hatte am Dienstag (7.8.06) ihren Schlüsselzins unverändert bei 5,25 Prozent belassen. Weitere Zinserhöhungen wollen die Notenbanker von der Entwicklung von Wirtschaft und Inflation abhängig machen. Zuvor hatten die Notenbanker 17 Mal in Folge ihre Geldpolitik gestrafft.

Uneinigkeit in der Fed

Wegen einer deutlichen Verlangsamung des Wirtschaftswachstums und der jüngsten Schwäche am Arbeitsmarkt hatten Experten mehrheitlich mit dieser Entscheidung gerechnet. Innerhalb der Fed herrschte jedoch diesmal keine Einigkeit über den Kurs der Geldpolitik: Ein Mitglied des für die Geldpolitik zuständigen Ausschuss stimmte für eine Zinserhöhung; meist fallen die Zinsentscheidungen der Fed einstimmig.

Die US-Aktienmärkte büßten nach der Fed-Entscheidung zunächst ihre Gewinne ein. Anleger befürchteten angesichts der zunehmenden Inflation, dass die Fed zu ihrer Politik der Zinserhöhungen zurückkehren könnte, hieß es. Der Euro legte zum Dollar etwas zu.

Das Wirtschaftswachstum habe sich durch die Abkühlung des US-Immobilienmarktes, die hohen Energiepreise und die bisherigen Zinserhöhungen abgeschwächt, erläuterten die Währungshüter. Die bisherige Straffung der Geldpolitik werde voraussichtlich auch dazu führen, dass die Inflationsgefahr im Laufe der Zeit abnimmt. Dennoch blieben einige Inflationsgefahren bestehen, erklärte die Fed. Deshalb wollen die Notenbanker Ausmaß und Zeitpunkt weiterer Zinserhöhungen von dem Wirtschafts- und Inflationsausblick abhängig machen.

An den internationalen Aktienmärkten ging seit Monaten die Angst um, dass die Fed mit weiteren Zinserhöhungen das Wachstum der größten Volkswirtschaft der Welt abwürgt. Eine Verteuerung der Kredite hält Firmen von Investitionen ab und schmälert ihre Gewinne. Auch die Kauflust der Verbraucher nimmt ab, wenn sich Kredite verteuern. (stu)