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Trick or Treat

Christina Bergmann1. November 2007

Schon auf dem Nachhauseweg am Nachmittag begegneten mir eine erwachsene Biene und ein ausgewachsenes Gespenst. In einem Cabrio fuhren ein Tiger, ein Dalmatiner und ein Delfin winkend vorbei - es war Halloween.

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Bild: DW
Fernschreiber Christina Bergmann

Die Vorbereitungen in der Nachbarschaft hatten schon vor längerem begonnen. Plötzlich hingen Geister in den Bäumen, ragten Grabsteine aus dem gepflegten Vorgarten, lagen Knochen am Wegesrand. Da konnten wir uns natürlich nicht lumpen lassen. Wir sind zwar nicht hier aufgewachsen, aber durchaus anpassungsfähig. Also kauften wir einen gruseligen Wegweiser, auf dem ein einäugiger Piratenkopf steckt - er leuchtet im Dunkeln.

Außerdem zwei Tüten Nylon-Spinnennetze. Denn wenn Deutsche was machen, dann machen sie es richtig. Also legten wir das Spinnennetz nicht nur so ein bisschen über die Büsche. Sondern zogen es, wie es sich gehört, weit, weit auseinander, von einem Fensterladen zum anderen, über die Büsche, bis auf den Rasen. Und hüllten so die ganze Seite des Hauses in weißes Gewebe. Die Aktion wurde am letzten Sonntag zum Nachbarschaftsevent. Man kam und staunte. So hatte man das ja noch gar nicht gesehen.

Die beiden Lampen an der Tür wurden gegen Schwarzlicht eingetauscht. An Halloween kam noch ein grün leuchtender Totenschädel dazu. Kürbis-Gesicher-Papiertüten, mit Teelichtern im Inneren, wiesen den Weg zur Tür. Im Haus flackerten Kerzen.

Und wer klopfte, dem öffnete eine Hexe mit langen schwarz-weißen Haaren, spitzem Hut und wallenden Gewändern die Tür. Wer sagt, dass sich an Halloween nur die Kinder verkleiden? Die staunten dann auch nicht schlecht. Manch einer vergaß glatt, "Trick or Treat" zu sagen, also: "Süßes, sonst gibt’s Saures", sondern stand nur mit großen Augen da. Und einmal versicherte eine Mutter ihrer kleinen Elfe schnell: "Das ist nicht echt, Liebes."

Das gruselige Haus

Von vielen aber bekamen wir Komplimente für das gruselige Haus. Besonders der Totenschädel gefiel. Und wir hatten viel Spaß an den kleinen Prinzessinnen, Hexen, Teufeln und Zauberern. Die meisten waren in Begleitung ihrer Eltern, nahmen brav nur eins von den Süßigkeiten und bedankten sich artig. Ein lustloser Zauberer allerdings gab einen Knusperriegel wieder zurück mit den Worten: "Den mag ich nicht."

Je später der Abend, desto größer wurden die Kinder. Auch zwei erwachsene Nachbarn schauten vorbei – sie verzichteten ganz auf den Süßkram und tranken ein Bier. Unser Sohn zog mit seinen Freunden derweil selbst von Haus zu Haus. Die Jungs hatten gruselige Masken, erschreckten kleine Kinder - und erhielten dafür auch noch eine Belohnung.

Ihre Tüten platzten aus allen Nähten, als sie nach zwei Stunden wiederkamen. Damit ging dieses Halloween für uns zu Ende. Für viele andere aber ging zu dieser Zeit die Party richtig los. Halloween ist der Tag, an dem neben dem 4. Juli und Silvester in den USA am meisten gefeiert wird.