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Trio für den Frieden

Das Gespräch führte Petra Tabeling15. Januar 2003

"Wir sind mutig, aber nicht tollkühn", betont Rupert Neudeck im DW-WORLD-Interview nachdem Moskau ihm, Günter Wallraff sowie Norbert Blüm die Einreise nach Tschetschenien verweigerte. Doch das schreckt das Trio nicht ab.

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Neue Mission für die Menschenrechte: Rupert NeudeckBild: AP

Herr Neudeck, Sie haben Ende letzten Jahres Ihren Vorsitz der Hilfsorganisation "Cap Anamur" abgegeben und wollen in diesem Jahr, zusammen mit Norbert Blüm und dem Schriftsteller Günter Wallraff, auf neue Mission gehen. Wie soll die aussehen?

Unser Vorhaben wird total unabhängig sein. Das ist Absicht. Es soll ein Versuch im rein humanitären Menschenrechtsauftrag sein. Wir werden dieses Projekt daher auch aus eigener Tasche bezahlen.

Was genau haben Sie vor?

Wir wollen die Aufmerksamkeit für bekannte, aber auch für erst gar nicht entdeckte Menschenrechtsverletzungen schärfen und wir wollen diese nicht rein akademisch herstellen. Wir haben uns für das Jahr 2003 drei bis vier Projekte vorgenommen.

Ihre erste Reise nach Tschetschenien ist misslungen. Ihnen wurde die Einreise verweigert...

Durch die Tatsache, dass das sehr stark in den Medien und in der Öffentlichkeit widergespiegelt wurde, sind wir guten Mutes. Unser Außenminister Fischer hat das zu seiner Sache gemacht. Ich bin zuversichtlich, dass uns das im zweiten Anlauf gelingen wird. Wir werden den Verhinderern nicht den Gefallen tun, es nicht mehr zu versuchen.

Wer sind die "Verhinderer" ihrer Meinung nach?

Die Moskauer Regierung spielt eine Rolle, aber wir wollen das nicht qualifizieren. Es hat auch etwas mit dem dortigen Geheimdienst zu tun. Wir möchten, dass das auf dem bevorstehenden Treffen Putins im Februar mit der Bundesregierung wieder ins Lot gebracht wird. Fischer hat ein Interesse daran, denn er hält diesen Vorfall für ein schlechtes Signal für die deutsch-russischen Beziehungen. Wir werden jetzt wieder die Visa bei der russischen Botschaft beantragen und uns um ein Gespräch mit dem russischen Botschafter bemühen. Das soll Anfang Februar geschehen.

Wir wollten auch zunächst nach Inguschetien, dem kleinen tapferen Nachbarland Tschetscheniens, da hat bisher die Einreise immer geklappt. Man muss dann sehen, ob wir von dort aus nach Tschetschenien kommen, aber das können auch nicht Diplomaten oder Journalisten vorbestimmen, die dasselbe versuchen. Wir sind mutig, aber nicht tollkühn.

Was haben Sie in Tschetschenien vor?

Wir wollen nach Grosny und uns ein Bild machen vor Ort. Mit Leuten sprechen, ihre Lebensbedingungen erkunden und das dann der Öffentlichkeit vorlegen.

Wie sehen ihre anderen geplanten Reisen aus?

Darüber will ich noch nichts sagen.

Die Zusammensetzung ihrer Mitstreiter ist recht ungewöhnlich. Warum gehen Sie zusammen mit dem ehemaligen Arbeitsminister Norbert Blüm und Günter Wallraff auf die Reise?

Norbert Blüm und Rupert Neudeck
Norbert Blüm und Rupert NeudeckBild: AP

Wir haben uns in den letzten 20 Jahren oft gesehen und getroffen. Sie sind sehr unkompliziert, keiner hat ein Problem damit, auf einem Lehmboden und einer einfachen Matte zu schlafen. Das sind die besten Voraussetzungen für derartige Unternehmungen. Außerdem sind wir alle Pensionäre.