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Politik

Trittin: "Wir müssen uns profilieren"

27. Januar 2018

Die Grünen sind gut aufgestellt, um als progressive Kraft für Ökologie und Gerechtigkeit zu punkten, sagt der Grüne Jürgen Trittin im DW-Interview. Er rechnet damit, dass die Große Koalition zustande kommt.

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Jürgen Trittin Berlin Deutschland
Bild: Getty Images/S.Gallup

Deutsche Welle: Herr Trittin, auf dem Parteitag der Grünen sind erstmals zwei Vertreter des realpolitischen Flügels zu Parteichefs gewählt worden: Robert Habeck und Annalena Baerbock. Die Vertreterin des linken Flügels, Anja Piel aus Niedersachsen, ging leer aus. Dass Robert Habeck gewählt würde, war ja eigentlich klar. Aber die große Mehrheit für Annalena Baerbock ist doch überraschend. Für Sie auch? 

Jürgen Trittin: Ich habe mit diesen Ergebnissen auch in dieser Größenordnung gerechnet. Ich finde, dafür, dass Anja Piel nur drei Wochen Zeit hatte, sich vorzubereiten, ist das für sie doch auch ein anständiges Ergebnis. Und jetzt haben wir zwei Vorsitzende, die mit überzeugenden Ergebnissen gewählt wurden.

Wo werden die Grünen denn jetzt in der Zukunft ihre Schwerpunkte setzen als kleinste Oppositionspartei?

Erstens bei den Themen, die wir als einzige aufgreifen. Das ist etwa: Wie kommt man endlich zu einem wirklichen Klimaschutz durch einen Kohleausstieg? Wie schaffen wir es, Fahrverbote zu verhindern durch eine Verkehrswende? Wie entgiften wir unsere Landwirtschaft durch eine andere Art der Produktion? Aber wir werden auch eine Antwort geben müssen auf die existenziellen Verunsicherungen, die die Menschen umtreiben. Wir müssen uns profilieren als progressive Kraft für Ökologie und Gerechtigkeit. Und dafür sind wir, denke ich, ganz gut aufgestellt.  

Es könnte sein, dass es mit der Großen Koalition von CDU, CSU und SPD nicht klappt. Wenn der Mitgliederentscheid der SPD nach den Verhandlungen negativ ausfällt, stellt sich dann die Lage für die Grünen auch noch einmal neu, bevor es zu Neuwahlen kommt? Kann es dann nochmal Gespräche über ein Jamaika-Bündnis der Grünen mit CDU, CSU und FDP geben?

Ich glaube, zu dem Thema Jamaika hat der FDP-Vorsitzende Christian Lindner im vergangenen November alles gesagt, als er die Gespräche verließ. Das kann man bedauern - ich tue das. Ich denke, die Ergebnisse waren besser als das, was jetzt wohl bei der Großen Koalition herauskommt. Ich rechne jetzt damit, dass es zur Großen Koalition kommt. Und die Frage von Neuwahlen wird sich wohl erst stellen, wenn die drei angeschlagenen Vorsitzenden von CDU, CSU und SPD zurücktreten.

Jürgen Trittin, Bundestagsabgeordneter und früherer Bundesumweltminister, gehört zum linken Flügel der Grünen.

Das Interview führte Jens Thurau.