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"Trump-Tagebücher entdeckt"

Rolf Wenkel
21. Juli 2017

…heißt es auf der Titelseite der Computerzeitschrift c't. In Anlehnung an die "Hitler-Tagebücher" des "Stern" gibt die Zeitschrift Tipps zum Erkennen von Fake News. Und das ist nötiger denn je.

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Symbolbild Fake News im Netz
Bild: picture alliance/dpa/F. Gabbert

Fake News - dieser Begriff hat das Zeug, zum Unwort des Jahres gewählt zu werden. Er kann für harmlose Satire gelten ("Chinesen wollen Berliner Flughafen BER kaufen und zu Ende bauen"), kann aber auch eingesetzt werden, die öffentliche Meinung zu manipulieren. Dies ist zum Beispiel im Wahlkampf in den USA geschehen. In sozialen Netzwerken wurde die Kandidatin Hilary Clinton seinerzeit immer wieder in Verbindung mit einem Kinderporno-Ring gebracht. Mit gefälschten Nachrichten, mit reißerischen Schlagzeilen, gefälschten Bildern und Behauptungen werden so Lügen und Propaganda verbreitet.

Fake News sollen Menschen beeindrucken. Die Leser sollen die Fake News anklicken, liken und weiterleiten. Dadurch wird Geld verdient. Kriminelle nutzen Fake News für Betrügereien. Um Fake-News schneller zu verbreiten, setzen die Verbrecher so genannte Bots ein - das sind mit Schadsoftware infizierte Rechner, die über den ganzen Globus verteilt sein können und deren Besitzer nicht ahnen, dass ihr PC für kriminelle Handlungen missbraucht wird.

Manche Fake News schleusen Computer-Viren ein. Ihre Schlagzeilen machen neugierig und verleiten dazu, einen angeblich weiterführenden Link anzuklicken - und schon hat man sich einen Schädling eingefangen. Mit dessen Hilfe spähen Kriminelle die persönlichen Daten der Nutzer aus. Das nennt man auch "Phishing".

Manipulationen im Wahlkampf

Fake News werden aber auch zur politischen Hetze eingesetzt. Falsche Behauptungen, erfundene Skandale sollen die Glaubwürdigkeit von Politikerinnen und Politikern erschüttern. In einem Wahlkampf ist das besonders gefährlich. Denn im Wahlkampf wollen die Menschen - wie sonst auch - ernsthaft und korrekt informiert werden. Politiker sind also darauf angewiesen, dass die Menschen ihnen glauben. Mit Fake News aber werden falsche Dinge behauptet. Es soll Stimmung gemacht werden. Menschen werden manipuliert.

Oft ist nicht einfach zu erkennen, ob es sich um eine echte Nachricht oder um Fake News handelt. "Vier Schritte können helfen", schreibt die Bundeszentrale für politische Bildung auf ihrer Webseite: "Genau hinsehen, selber denken, kritisch lesen und Quellen prüfen."

Genau hinsehen

Zum genauen Hinsehen rät auch Jo Bager, Redakteur des in Hannover erscheinenden Computermagazins c't. Ist die angebliche Sensationsnachricht mit Bildern versehen, rät Bager dazu, per Bildsuche zu überprüfen, ob das Bild nicht schon früher in einem ganz anderen Zusammenhang im Netz aufgetaucht ist. Wird in der angeblichen Sensationsnachricht auf andere Quellen oder Medien Bezug genommen, ist es ratsam, dort weiter zu recherchieren. "Gibt es andere Medien, die dazu berichtet haben? Falls nicht, ist das ein starkes Indiz für eine Fälschung", so Bager.

Inzwischen gehen auch wissenschaftliche Studien dem Phänomen Fake News nach, Medienhäuser und Verlage gründen Projekte, die Fakten überprüfen sollen, um sich gegen grassierende Verschwörungstheorien und alternative Wahrheiten zu wehren. Nährböden für Fake-News wie Facebook und Google setzen auf selbstlernende Algorithmen, die Lügen im Netz erkennen sollen.

Faktencheker

C't-Redakteur Jo Bager kennt eine ganze Reihe von Faktenchecki-Initiativen, die in letzter Zeit gegründet wurden. "Grundsätzlich würde ich für FacebookZDDK/Mimikama empfehlen, der Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch, der schon ein ziemlich großes Archiv von Fake-News-Meldungen hat, das man durchsuchen kann. Und wenn es sich bei einer Meldung um Flüchtlinge dreht, die angeblich irgendetwas Böses gemacht haben sollen, ist die Hoaxmap ein guter erster Ansteuerungspunkt."

Hat man eine Falschmeldung erkannt, rät Bager dazu, "dagegen zu halten". Denn: "Wir sollten die öffentliche Meinung nicht denjenigen überlassen, die am lautesten schreien. Aber bitte nicht die ursprüngliche Fake-News-Meldung nochmal mit dem Hinweis 'das ist falsch' publizieren, weiterleiten oder teilen." Denn Erkenntnisse aus der Wirkungsforschung weisen stark drauf hin, dass sich Fake News insbesondere durch Wiederholung unbewusst als Fakten in den Köpfen festsetzen. Besser sei es, einen Screenshot von der Falschmeldung anzufertigen und nur diesen zu publizieren. "Möglichst auch mit einer neuen Überschrift, damit nicht wieder diese Fake News wiederholt wird."

In den USA hatte Facebook vor den US-Präsidentschaftswahlen mehrere Faktenfinder ins Boot geholt, die Nachrichten checken sollten. In Deutschland soll das im Vorfeld der Bundestagswahl auch passieren. Hierzulande hat Facebook aber nur einen Partner, nämlich das RecherchenetzwerkCorrectiv, ist aber noch auf der Suche nach weiteren Partnern. Allerdings helfen die großen Ansätze nur begrenzt, weil der Faktor Mensch die größte Rolle spielt: "Die meisten Fake News zielen darauf ab, die Leser wütend zu machen, denn wütende Menschen klicken und teilen viel", beobachtete c't-Redakteur Jo Bager. Oft helfe es oft schon, ein paar Minuten zu warten, bevor man eine Meldung teilt. Diese Zeit könne man damit verbringen sich zu fragen, ob die Inhalte wahr sind.