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Politik

Trumps Politik der 140 Zeichen

Maximiliane Koschyk
3. Juli 2017

Beleidigungen, Besessenheit und legendäre Tippfehler wie #Cofveve: Ein digitales Archiv bringt Ordnung in das chaotische wie kontroverse Twitter-Verhalten von US-Präsident Donald Trump.

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Donald Trumps Twitter-Account mit "covfefe"-Tweet
Bild: Twitter/Arnd Riekmann

Als der ehemalige US-Präsident Barack Obama aus dem Amt ausschied, stand das Weiße Haus vor einer noch nie zuvor dagewesenen Herausforderung: Was tun mit dem digitalen Erbe, dass Obama auf sozialen Netzwerken hinterlassen hatte? Als erster Präsident hatte er beispielsweise einen offiziellen Twitter-Account bekommen.

Mit der Übergabe an seinen Nachfolger Donald Trump musste Obama auch diesen Twitter-Account abgeben. Seine Tweets wurden archiviert und Trump bekam den Zugang für den vermeintlich mächtigsten Twitter-Account aller Zeiten. Doch der neue Präsident interessiert sich auf Twitter gar nicht für die neue Adresse, sondern zwitschert lieber unter seinem privaten Nutzernamen @realDonaldTrump weiter. Und das mit nicht minder viel Aufmerksamkeit. Seine privat veröffentlichten Mitteilungen sind zum bevorzugten Kommunikationsmedium des Präsidenten geworden und werden mittlerweile sogar von Forschungsinstituten untersucht. 

Doch man muss nicht warten, bis Trump sein Amt aufgibt oder erste Studien veröffentlicht werden, um sich selbst ein besseres Bild seiner digitalen Aussagen zu machen. Der US-Informatiker Brendan Brown hat sich die Mühe gemacht, Trumps gesammelte Twitter-Historie von Anbeginn seiner Twitter-Aktivität in einem Internet-Archiv zu sichern.

Denn das "Trump Twitter Archive" ist nicht nur digitales Dokumentationszentrum, es ist gleichzeitig ein spannendes Recherchetool. Mit selbstgebauten Filteralgorithmen hat Brown angefangen, den chaotischen Nachrichtenschwall des US-Präsidenten zu sortieren. Herausgekommen sind einige Kernthemen, die Trump immer wieder zu beschäftigen scheinen.

Fake News und die bösen Medien

Trumps Verhältnis zu einer Vielzahl von Medienhäusern ist bekanntlich gespalten. Ein wiederkehrendes Thema für ihn sind Fake News, da seiner Meinung nach viele negative Medienberichte über ihn Falschmeldungen sind – egal, ob sie von unabhängigen Quellen bestätigt werden können oder nicht. Rund 60 Tweets hat er allein schon mit diesem Schlagwort abgefeuert.

Aber auch bestimmte Redaktionen geraten immer wieder in sein Zwitscher-Schussfeld. Über zwanzig Mal schon haben die seiner Meinung nach chronisch "versagenden" Redaktionen des Senders CNN und der Zeitung New York Times Schelte von ihm eingeheimst. 

Lieblingsbeleidigungen

Trump teilt auf Twitter nicht nur gegen Medienhäuser gern aus, auch mit einigen Prominenten hat er sich schon mehrfach angelegt. Dabei greift er immer wieder auf bestimmte Schimpfwörter zurück. Am meisten verwendet in seinem Wutrepertoire ist das Wort "loser", mit 234 Verwendungen, dicht gefolgt von "dumm" oder "Dummkopf" in 222 Tweets. "Schrecklich", "blöd", "schwach" und "unehrlich" sind auch schon über hundert Mal gefallen.

Immer eine Lösung auf Lager

Egal, ob es der Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko ist oder ein Einreiseverbot für Menschen aus vorwiegend muslimischen Ländern: Trump vertritt eine Politik der einfachen und radikalen Lösungsansätze, ungeachtet ihrer Durchsetzungsfähigkeit. Auch auf Twitter prahlt er gerne mit schnellen Ideen für schwierige Probleme, kann man in dem Trump-Archiv nachlesen. Dreh-und Angelpunkt seiner vermeintlich brillanten Ideen: Er selbst, nicht selten in der dritten Person.

Schneller, höher, stärker

Sein Ideenreichtum mag auch daran liegen, dass sich Trump auf Twitter als eine Überfigur postuliert, auch wenn viele seiner Behauptungen im starken Kontrast zu seinem tatsächlichen Verhalten stehen. Er habe "einen der höchsten IQs", er sei der "beste Bauherr", die "am wenigsten rassistische Person" überhaupt und mit Twitter könne auch keiner so gut umgehen wie er:

#Covfefe und andere Tastenklopse

Dass er es versteht, mit seinem Twitter-Account für Furore zu sorgen, ist mittlerweile unumstritten. Aber manchmal ist die Aufmerksamkeit gar ungewollt. Etwa als er vor einigen Wochen spät nachts einen Tweet abfeuerte, der so gar keinen Sinn ergab. 

Twitter Account US-Präsident Donald Trump
Mittlerweile ist dieser Tweet gelöschtBild: twitter.com/realDonaldTrump

Auch Tippfehler sind häufig in Trumps Tweets zu finden. Ab und an werden diese von Fehlern strotzenden Meldungen gelöscht und schon ein berüchtigter Tweet ging Brown dabei durch die Lappen. Seit er seinen Algorithmus automatisierte, wird nun jeder Tweet direkt nach der Veröffentlichung gesichert und "Covfefe" blieb auf die Sekunde genau in der Datenbank verzeichnet.

Schlimmer geht's nicht

Aber seine Verfehlungen im Nachrichtendienst sind in seinen Augen nichts gegen das, was ihm vermeintlich an Inkompetenz entgegengebracht wird. Dabei gibt es im Trump-Twitterversum vor allem drei Kategorien: Diejenigen, die etwas "am schlimmsten" machen, diejenigen, die "keine Ahnung haben" und diejenigen, die sich "über ihn lustig machen".

Oh, oh, die Obama-Obsession

Nicht nur wollte er seinem Vorgänger jahrelang nicht glauben, dass er in den USA geboren ist, auch sonst pflegt Trump eine Besessenheit mit Barack Obama, die schon lange vor seiner eigenen Kandidatur begann. Über sechzig Mal schon twitterte er allein über den Ex-Präsidenten, über 80 Mal fabulierte er über seinen Geburtsort. Dass Obama mit seinem privaten Twitter-Konto @BarackObama im weltweiten Follower-Ranking auf Platz drei und er selbst genau 30 Plätze weiter hinten rangiert, kann dabei kaum hilfreich sein.

Austeilen, aber nicht Einstecken

"So wie es in den Wald tönt, so schallt es auch heraus": Dieses deutsche Sprichwort trifft auch gut auf die Twitter-Gemeinschaft zu. Denn auch wenn der US-Präsident gerne andere kritisiert, mit Kritikern aus dem Netz kommt er nicht so gut zurecht. Wer ihn zu häufig auf seine Fehler hinweist, der wandert auf Trumps digitale Schwarzliste. Doch in dieser Hinsicht sind seine Gegner und Trump sich ähnlich: Abbringen lassen sie sich davon nicht. 

 

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