1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Iranischer Jubel über Trumps Sieg

Shabnam von Hein
10. November 2016

Iranische Politiker freuen sich über den Sieg von Donald Trump: Denn mit einem Geschäftsmann wollen die Iraner lieber verhandeln als mit einer Frau, die mit dem Rivalen Saudi-Arabien verbündet ist.

https://p.dw.com/p/2STMd
Jahrestag Besetzung US-Botschaft
Bild: IRNA

"Ein Geschäftsmann kann nicht gefährlich sein", twitterte Mohammad Abtahi nach der Wahl. Er ist der engste Vertraute des reformorientierten Ex-Präsidenten Mohammad Khatami. Abtahi, der nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl 2009 selbst im Gefängnis saß, war einer der ersten iranischen Politiker, die sich zum Sieg Donald Trumps äußerten.

Besonders für iranische Twitter-User kam das Lob überraschend, denn in zahlreichen Tweets hatten sie Trump mit dem ehemaligen iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad verglichen, der als Hardliner und Populist bekannt ist. Doch für Abtahi ist klar: "Trump ist der bessere Präsident und man kann als Geschäftsmann mit ihm besser verhandeln. Er wird sich der Weltordnung anpassen müssen. Er wird weder das Atomabkommen aufkündigen, noch einen neuen Krieg anfangen. Daher liegt Trumps Sieg liegt im iranischen Interesse". Damit bringt Abtahi die Haltung des politischen Establishments im Iran auf dem Punkt, das lange Sorge hatte, die USA würden womöglich in Syrien einmarschieren. Denn der Iran kämpft gemeinsam mit Russland an der Seite des syrischen Machthabers Baschar al-Assad.

Sorge vor Clintons Beziehungen zu Riad

Auch Ali Motahari, konservativer Vizepräsident im iranischen Parlament, ist froh über die Ankündigung Trumps, sich aus dem Nahen Osten rauszuhalten zu wollen. "Trump möchte bessere Beziehungen zu Russland. Seine Position im Syrien-Konflikt ist gut", argumentiert er. Und was Motahari am besten gefällt: Trump sei nicht gut auf den langjährigen Rivalen Saudi-Arabien zu sprechen.

Das enge Verhältnis von Hillary Clinton zu Saudi-Arabien und anderen sunnitischen Staaten am persischen Golf war dem schiitischen Iran ein Dorn im Auge. Als Außenministerin hatte Clinton zwar die Geheimverhandlungen über das Atomabkommen angefangen, doch die Unterzeichnung des Abkommens rechnen die Iraner US-Präsident Barack Obama an. 

Iran Kritik an den US Wahlen
Die USA bräuchten jemanden, der die Wahrheit sage, meinte der oberste religiöse Führer im Iran, Ayatollah Chamenei.Bild: picture-alliance/AP Photo

Atomabkommen wird halten

Um das Atomabkommen machen sich die iranischen Politiker anscheinend keine Sorgen. Und das, obwohl Donald Trump im Wahlkampf dieses Abkommen als "eine Katastrophe, die neu verhandelt werden muss" bezeichnet hat.

Allerdings hat Trump seine Haltung im Verlauf des Wahlkampfs relativiert, denn auch er hat Interesse an Geschäften mit dem Iran. Er kritisierte sogar amerikanische Politiker, die "nur zuschauen, wie europäische Geschäftsleute nach Teheran fliegen und dort Verträge abschließen".

Präsident Hassan Rouhani ist überzeugt: Das Atomabkommen ist nicht in Gefahr. Es sei durch einen Beschluss des UN-Sicherheitsrates genehmigt und könne nicht von einer einzigen Regierung geändert werden. Der in den USA promovierte iranische Außenminister Mohammad Javad Zarif folgte der gleichen Argumentation. Er betonte, die kommende Regierung in den USA müsse "internationale multilaterale Verpflichtungen achten". 

Die iranische Regierung hat erhebliches Interesse am Fortbestand des Atomabkommens, infolge dessen die Wirtschaftssanktionen gelockert und teilweise sogar aufgehoben wurden. Die Wirtschaft des Landes erholt sich langsam.

Selbst der oberste religiöse Führer im Iran, Ayatollah Ali Chamenei, der sonst keine lobenden Worte für die USA übrig hat, hatte Trump im Vorfeld der Wahl gelobt. Die USA bräuchten jemanden, der die Wahrheit "über die korrupten Eliten" sage.