1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Tschüss Gulden

29. Januar 2002

Überwiegend gelassen haben sich am 28.1.2002 die Niederlande als erstes Land ganz auf den Euro umgestellt. Der jahrhundertealte Gulden verlor damit seine Eigenschaft als gesetzliches Zahlungsmittel.

https://p.dw.com/p/1lMd
Die 1-Cent-Münze mit der niederländischen Rückseite: Monarchin Beatrix im ProfilBild: EZB

Damit ist der so genannte Parallel-Umlauf zwischen altem und neuem Geld im ersten Euro-Staat beendet. Die Währungsumstellung sei in den Niederlanden glatter als erwartet verlaufen, erklärten Regierungsstellen und Marktorganisationen. Keine der vorab geäußerten Befürchtungen habe sich bestätigt, versicherte eine Sprecherin der Vereinigung mittlerer und kleiner Unternehmen (MKB). Die niederländische Justiz hat im Zusammenhang mit der Einführung des Euro 47 Millionen Euro (92 Mio. DM) beschlagnahmt. Dabei handele es sich zu einem Großteil um kriminelles Geld, das gewaschen werden sollte, sagte ein Polizei-Sprecher. Allein im Januar seien 59 Verdächtige festgenommen worden.

Preise rauf, Preise runter?

Die Niederländer benutzen bereits seit Wochen fast ausschließlich das seit Jahresanfang ausgegebene Geld. Verbraucherschützer kritisierten aber eine Reihe teils spektakulärer Preiserhöhungen im Rahmen der Euro-Umstellung und forderten eine Untersuchung. Bankpräsident Nout Willink schätzt allerdings, dass im Januar die Preise mit der Umstellung auf den Euro um 0,25 Prozent angestiegen sind. Nach seiner Ansicht habe die Wirtschaft die Kosten der Umstellung an die Kunden weitergegeben. Längerfristig könne aber mit einer Preissenkung gerechnet werden, weil die Vergleichbarkeit von Preisen die Konkurrenz fördere, sagte er in Utrecht.

Nationale Abschiede in Raten

In Deutschland ist der Euro bereits seit Jahresanfang alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel, wenngleich im Bundesgebiet noch bis 28. Februar mit Mark gezahlt werden. In Irland ist das Pfund noch bis 9. Februar gesetzliches Zahlungsmittel und in Frankreich der Franc noch bis 17. Februar. In Belgien, Luxemburg, Italien, Griechenland, Spanien, Finnland, Portugal und Österreich ist der 28. Februar der letzte Tag der Gültigkeit nationaler Banknoten und Münzen als gesetzliches Zahlungsmittel.

Noch Gulden in der Tasche?

Ihre Gulden und Cent können die Niederländer noch bis zum 1. April zur Bank tragen, wo sie kostenlos in Euro und neue Cent umgetauscht werden. Von da an bis zum 31. Dezember können die Banken dann Wechselgebühren verlangen. Die niederländische Zentralbank nimmt Guldenmünzen noch bis zum Jahr 2007 an, Banknoten gar bis zum Jahr 2032.

Touristen und Geschäftsleute aus den anderen Euro-Ländern können noch bis Ende März bei den nationalen Notenbanken kostenlos Gulden- und andere Geldscheine aus der Euro-Zone in das gemeinsame Geld tauschen. In Deutschland nehmen die Filialen der Landeszentralbanken Banknoten entgegen.

Währung mit Geschichte

Die jetzt abgelöste niederländische Landeswährung geht auf den silbernen Karolus-Gulden zurück, den Kaiser Karl V. 1521 prägen ließ. Er bildete die Grundlage für die Währung in den unter spanischer Herrschaft stehenden Nördlichen und Südlichen Niederlanden. Mit Bestätigung des selbstständigen Königreichs der Niederlande beim Wiener Kongress wurde der Gulden 1816 offiziell Landeswährung. (im)