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Ahoj Gastarbeitery!

Thomas Kirschner29. Oktober 2007

Während in der EU um eine erleichterte Einwanderung von Fachkräften gestritten wird, schreitet Tschechien zur Tat: Mit einer Green Card will das Land Gastarbeiter werben. Denn vielfach fehlt es an Arbeitskräften.

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Produktion von Fernsehern in der Nähe von Prag, Quelle: dpa
Produktion von Fernsehern in der Nähe von PragBild: picture-alliance/ dpa
Das tschechische Parlament in Prag, Quelle: dpa
Das tschechische Parlament in PragBild: picture-alliance/dpa

20 Millionen zusätzliche Arbeitskräfte brauche Europa in den kommenden 20 Jahren, heißt es aus Brüssel. Eine Prognose, die angesichts hoher Arbeitslosenzahlen und teils immer noch bestehender Übergangsfristen für Arbeitnehmer aus den neuen EU-Staaten paradox erscheint. Dennoch: an Zuwanderung führe kein Weg vorbei, unterstreicht auch der tschechische EU-Sozialkommissar Valdimir Spidla. "Die eigenen Arbeitkräfte reichen nicht aus", meint Spidla. "Wenn wir im Wettbewerb bestehen wollen, dann müssen wir qualifizierte Menschen herholen."

Steiler Aufstieg

Nach Jahren des steilen und stetigen Aufschwungs werden in Tschechien bereits jetzt in vielen Branchen die Arbeitskräfte knapp. Im Landesschnitt ist die Arbeitslosigkeit innerhalb eines Jahres von acht auf derzeit 6,4 Prozent gefallen. Das Wachstum stößt örtlich schon an seine Grenzen. Das bestätigt auch Zdenek Wolf von einer Metall verarbeitenden Firma in der Nähe von Pilsen. "Räumliche Kapazitäten haben wir und Aufträge gibt es genug, wir können sie nur nicht bewältigen und müssen sie ablehnen - es gibt nicht genug Arbeitskräfte", erklärt er. "Und das heißt, dass die Produktion anstatt zu wachsen auf dem Niveau des vergangenen Jahres bleibt."

138.000 offene Stellen registrieren die Arbeitsämter zurzeit. Es fehlen IT-Spezialisten, aber auch Facharbeiter, Fahrer und Reinigungskräfte. Seit vier Jahren schon versucht die Regierung daher, Arbeitnehmer auch im Nicht-EU-Ausland anzuwerben. Bislang erfolglos: statt erwarteter 12.000 Fachkräfte kamen gerade einmal 600.

Zu enger Rahmen

"Das Projekt aus dem Jahr 2003 hatte einen zu engen Rahmen, in den praktisch niemand hineingepasst hat", sagt Handelsminister Martin Riman. "Es richtete sich ja nur an Bürger einiger weniger Staaten, und selbst die mussten schon im Vorfeld einen Arbeitsplatz finden." Doch vom Ausland aus einen Job zu suchen, sei kaum möglich - allein schon, weil die Unternehmen ihre künftigen Mitarbeiter vorher sehen wollten.

Mit der neuen GreenCard soll nun alles besser werden. Die drei Jahre gültige kombinierte Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung soll bereits ab dem kommenden Jahr ausgegeben werden. Sie soll nicht nur die Zuwanderung für "Gastarbeitery”, wie man hierzulande sagt, erleichtern, sondern auch die Schwarzarbeit eindämmen. Und die BlueCard der Europäischen Kommission? Die liege noch allzu sehr im Blauen, meint Arbeits- und Sozialminister Petr Necas und kündigte an: "Tschechien wird ohne Rücksicht auf die Pläne der Europäischen Union sein Green-Card Projekt auf den Weg bringen."