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Tschechisch-deutsche duale Berufsausbildung

29. Januar 2002

– Zweisprachige Ausbildung mit IHK-Abschluss seit sieben Jahren in Tschechien

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Prag, 28.1.2002, RADIO PRAG, deutsch

Die Möglichkeit, eine duale Berufsausbildung zu absolvieren, existiert Dank einer Initiative einiger deutscher Banken und Unternehmen seit sieben Jahren in der Tschechischen Republik. Seitdem unterstützt die Abteilung Berufsbildung der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer in Prag die vor Ort ausbildenden Unternehmen vor allem durch die Beratung, Sicherung und Koordinierung beim Durchführen der Berufsausbildung und dem Abnehmen der IHK-Prüfungen. Der Leiter der Abteilung Petr Havlik und die Mitarbeiterin Andrea Vosolova standen Marion Riese Rede und Antwort.

Mittlerweile bilden insgesamt 24 deutsche und tschechische Unternehmen sowie 5 Banken insgesamt 126 Azubis aus. Zu ihnen gehören Firmen wie Siemens, Bayer, Europapier-Bohemia oder Christ Car Wash Plzen als auch die Dresdner Bank oder die Commerzbank.

Angeboten werden beispielsweise eine Ausbildung zum Bankkaufmann, Industriekaufmann, Kaufmann im Außenhandel und Kaufmann im Einzelhandel. Diese Berufsausbildungen, welche in deutscher und tschechischer Sprache stattfinden, sind ähnlich organisiert wie in Deutschland. Neben der praktischen Ausbildung in einer Bank oder in einem Unternehmen findet die theoretische Ausbildung blockweise in den Berufsschulen statt, wobei das Verhältnis von Theorie und Praxis etwa 1 zu 1 ist.

Gerade in der heutigen Zeit, mit einer immer weiter fortschreitenden Globalisierung und dem Zusammenschluss Europas bekommt diese Ausbildung, die mit der deutschen IHK-Prüfung abschließt, einen ganz neuen Stellenwert. Dazu Petr Havlik:

"Diese Prüfung hat auch natürlich einen symbolischen Teil. Es ist eine Verbindung zwischen der Tschechischen Republik und der Europäischen Union."

Nach der bestandenen IHK-Abschlussprüfung erhalten die jungen Tschechen vom deutschen Botschafter in Prag ihre Abschlussdiplome überreicht, die in allen EU-Ländern anerkannt werden. Daneben legen die Absolventen aber auch noch eine Abschlussprüfung, das so genannte Absolutorium ab, welches durch das hiesige Bildungsministerium anerkannt und somit ein Bestandteil des tschechischen Bildungssystems ist.

Aber auch dem heute so relevanten Problem des Facharbeitermangels wird entgegen gewirkt. So bietet sich den Firmen die Möglichkeit, innerhalb von zwei ein halb bis drei Jahren qualifizierte Mitarbeiter auszubilden und nur wenige der Absolventen wurden von "ihren" Betrieben, welche die gesamten Kosten für das Ausbildungsprogramm tragen, bisher nicht übernommen. Doch hören Sie Andrea Volsova selber:

"Die Studenten haben in den Unternehmen schon gearbeitet, also sie kennen sich aus."

Wie uns Herr Havlik mitteilte, ist die Kapazität der Ausbildungsplätze noch nicht ausgeschöpft. Vielleicht liegt dies an den Anforderungen, welche die Bewerber mitbringen sollten. Neben dem Abiturzeugnis, guten Kenntnissen der deutschen und Grundkenntnisse der englischen Sprache müssen eine Aufnahmeprüfung, als auch ein Vorstellungsgespräch in der Firma bestanden werden.

Ist diese Hürde erst einmal genommen, stehen den Azubis verantwortliche Ausbilder, die sich auf ihre Tätigkeit in einem Seminar der Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer vorbereitet haben, zur Seite."

Auf die abschließende Frage, was das Besondere an der tschechisch-deutschen Ausbildung sei, antwortete uns Herr Havlik:

"Wir haben gute Absolventen, die die tschechische Wirtschaft braucht." (ykk)