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Tunesier feiern Jahrestag der Revolution

14. Januar 2012

Tausende Menschen haben in Tunesien den ersten Jahrestag des Sturzes von Langzeitherrscher Zine el Abidine Ben Ali gefeiert. Aber rundum zufrieden mit den neuen politischen Verhältnissen sind die Tunesier nicht.

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Menschen bei Kundgebung in Tunesien (Foto:dpa)
Freude über die erkämpfte FreiheitBild: picture-alliance/dpa

Mit Stolz und Fahnen schwenken sind tausende Tunesier friedlich durch die Straßen gezogen, auf denen sie vor einem Jahr ihre Freiheit erkämpft hatten. Ausgelassen feierten sie den ersten Jahrestag ihrer Revolution, die zum Auftakt des so genannten "Arabischen Frühlings" wurde.

Unter dem Druck anhaltender Proteste gegen die Einparteienherrschaft und Unterdrückung war der jahrzehntelang autoritär herrschende Präsident Zine el Abidine Ben Ali am 14. Januar 2011 nach Saudi-Arabien geflüchtet.

Amnestie für Gefangene

Anlässlich des Jahrestags ließ die neue Regierung 9000 Häftlinge vorzeitig frei. Zudem wurde die Todesstrafe von 122 Verurteilten in lebenslange Haft umgewandelt worden.

Demonstranten mit Fahnen (Foto: dpa)
Neben den Freudenfeiern waren auch kritische Stimmen zu hörenBild: picture-alliance/dpa

Am Rande der offiziellen Feiern kam es in der Hauptstadt Tunis aber auch zu Protestkundgebungen. "Verschwinde", riefen mehrere tausend Demonstranten in Erinnerung an die wichtigste Parole der Proteste, die schließlich zur Flucht Ben Alis führten.

Kritik an der sozialen Lage

Zugleich forderten sie "Arbeit, Freiheit, Würde" und riefen zur Fortsetzung des Kampfes für soziale Gerechtigkeit auf. "Wir haben die Revolution gegen die Diktatur gemacht, um unser Recht auf ein würdiges Leben durchzusetzen", sagte ein Teilnehmer.

Kritik gab es auch an der Einladung von Algeriens Staatsoberhaupt Abdelaziz Bouteflika und des Emirs von Katar zu den offiziellen Feierlichkeiten. Bouteflika regiert nach Ansicht von Menschenrechtlern mit ebenso autoritärer Macht wie früher Ben Ali in Tunesien. Der Emir von Katar, Scheich Hamad bin Chalifa al-Thani, wird verdächtigt, die islamistische Ennahda-Bewegung illegal im Wahlkampf unterstützt zu haben.

Menschenrechtler an der Staatspitze

Sie hatte Ende Oktober die ersten freien Wahlen in Tunesien mit großem Vorsprung gewonnen. Mit Präsident Moncef Marzouki steht jetzt ein Menschenrechtler an der Staatsspitze.

Seine laizistisch eingestellte Mitte-Links-Partei bildet zusammen mit der religiösen Ennahda-Partei und den Sozialdemokraten eine Koalition.

uh/gmf (afp,dpa,dapd)