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Kicken für Toleranz

Aygül Cizmecioglu (dh)27. März 2009

Ein Dialog zwischen Juden und Muslimen scheint im Nahen Osten nur schwer möglich. Tausende Kilometer entfernt, in Berlin, zeigt ein Fußballverein, dass ein friedliches Miteinander sehr wohl funktioniert.

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Die Weiß-Blauen tragen auf ihrem Trikot einen verfremdeten Davidstern als Vereinswappen und müssen sich immer öfter Anfeindungen erwehren, Foto:dpa
Alle TUS Makkabi Spieler tragen auf ihrem Trikot einen verfremdeten Davidstern als VereinswappenBild: picture-alliance / dpa

Die jungen Männer von TUS Makkabi sind alle zwischen 20 und 24 Jahren alt. Sie dribbeln mit Bällen und machen Taktikübungen. Ein ganz normaler Fußball-Verein ist der TUS Makkabi dennoch nicht. In der einzigen deutsch-jüdischen Fußball-Mannschaft Berlins kicken Juden, Christen und Muslime gemeinsam. Claudio Offenberg ist seit fünf Jahren Trainer hier: "Es gibt bei uns eine einzige Hierarchie und das ist eine sportliche. Es gibt keinerlei andere Hierarchien, weder nach Herkunft noch nach Religion. Das spielt absolut keine Rolle. Das drückt sich zum Beispiel darin aus, dass wir auf unseren Trikots keine Werbung tragen, sondern da steht "Respekt im Spiel" drauf."

Ein Neuanfang

Der Makkabi Deutschland wurde ursprünglich 1903 von deutsch-jüdischen Sportvereinen als deren Dachverband gegründet. Er war Gründungsmitglied der "Maccabi Welt Union", die 1921 als Weltsportverband jüdischer Sportler ins Leben gerufen wurde. Einst ziemlich erfolgreich, wurden viele Spieler während des Holocaust ermordet. In den 1970-er Jahren versuchte der Verein einen Neuanfang und öffnete sich auch Spielern mit anderen Konfessionen. Heute spielt die Mannschaft in der obersten Amateurklasse der Stadt - der Berlinliga. Genau diese sportliche Qualität reizte auch Iman Mazdak. Der gebürtige Afghane suchte eine Herausforderung und landete über eine Empfehlung letzten Sommer bei TUS Makkabi. "Es gibt wenige Moslems, zwei, drei Spieler in der Mannschaft und da hatte man schon die Befürchtung, dass man eventuell in die Außenseiter-Position gedrängt werden könnte. Was aber nicht der Fall war. Ich muss sagen, ich wurde sehr gut angenommen, sowohl vom Trainer als auch von den Mitspielern", sagt Mazdak.

Szene aus dem Freundschaftsspiel zwischen 1. FC Union Berlin Amateure - TUS Makkabi am 08.02.2009 in Berlin, Foto: dpa/Patschinksi
Freundschaftsspiel zwischen 1. FC Union Berlin Amateure - TUS Makkabi am 08.02.2009 in BerlinBild: picture-alliance / City-Press GmbH

Jetzt kickt Mazdak als Mittelfeldspieler beim TUS Makkabi, genauso wie Alain Haag. Der 23-jährige ist Deutscher jüdischen Glaubens. Er ist in Berlin geboren, doch seine Mutter stammt aus Israel. Einige seiner Verwandten wohnen noch in Israel. Wenn die Konflikte im Gazastreifen, zwischen Juden und Muslimen hoch kochen, spüre man das auch in der Mannschaft, sagt Alain Haag. Natürlich diskutiere man dann darüber, aber sie versuchen die politischen Themen vom Fußballplatz fern zu halten.

Anfeindungen sind nicht selten

Doch manchmal ist das bei TUS Makkabi nicht so einfach, denn seit Jahren hat der Verein mit fremdenfeindlichen Angriffen zu kämpfen. Antisemitische Anfeindungen von gegnerischen Spielern gehören für Alain Haag leider dazu. "Beim Fußballspiel gab es natürlich mal so einen Spruch "Scheißjude". Da muss man aber drüber stehen", sagt er, "aber da sind unsere eigenen moslemischen Spieler die Ersten, die sich dagegen stellen und sagen, was soll dass, warum sagt ihr das."

Und genau um diesen Zusammenhalt geht es bei TUS Makkabi. Selbst wenn viele der Spieler nicht religiös sind, wird an Feiertagen wie Hanukka, dem jüdischen Lichterfest oder Weihnachten, nicht trainiert. Moslemische Spieler sind zum Beispiel beim Zuckerfest entschuldigt. Das sei alles eine Frage des Respekts, sagt Alain Haag. Als ich beim TUS Makkabi anfing, habe er eher Unterschiede zwischen dem Judentum und dem Islam gesehen. Aber nach den Jahren, fährt er fort, seien viele Gemeinsamkeiten herausgekommen und das sei erstaunlich. Weder er, noch seine muslimischen Mitspieler würden zum Beispiel Schweinefleisch essen. Das war ihm vorher nicht bewusst, sagt Haag.