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Tödliche Anschläge auf Schiiten

2. März 2004

Inmitten von Massen schiitischer Pilger und Prozessionszüge haben sich am Dienstag (2.3.) im Irak und in Pakistan mehrere Explosionen ereignet. Mindestens 150 Menschen sollen getötet worden sein.

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Panik während des PilgerfestesBild: AP


Bei Anschlägen im Irak sind am Dienstag (2.3.2004) rund 150 Menschen getötet worden. Aus der innerirakischen Stadt Kerbela, dem heiligen Zentrum der Schiiten, wurden nach mehreren Explosionen mindestens 70 Tote und hunderte von Verletzten gemeldet, berichtete der arabische TV-Sender El Dschasira. Bei einem schiitischen Schrein in einem Vorort von Bagdad kamen gleichzeitig nach Augenzeugen 75 Menschen durch drei schwere Explosionen ums Leben, meldete der Sender. Damit sind die Attentate vom Dienstag das schwerste Blutbad seit dem Sturz von Präsident Saddam Hussein vor fast einem Jahr.

Vermutlich drei Selbstmordattentäter

In Bagdad hat es sich nach Angaben der lokalen Miliz um drei Selbstmordattentäter gehandelt, die sich mit Sprengstoffgürteln unter die Menge gemischt hatten. Zum Zeitpunkt der Explosionen waren dort nach Darstellung von Augenzeugen zehntausende von Menschen versammelt.

Der Anschlag ereignete sich auf dem Höhepunkt des Aschura-Festes, bei dem Schiiten aus aller Welt des Märtyrertodes ihrer spirituellen Leitfigur Imam Hussein gedenken. In Kerbela, wo sich derzeit hunderttausende von Gläubigen aufhalten, sind nach einem Bericht der iranischen Nachrichtenagentur IRNA zahlreiche Pilger aus dem Nachbarland Iran unter den Opfern. An den Schauplätzen herrschten nach den Explosionen Panik und Chaos.

Auch in Pakistan Anschläge auf Prozessionszug

Fast zeitgleich mit den Anschlägen auf Schiiten im Irak haben Bewaffnete in der pakistanischen Stadt Quetta das Feuer auf einen schiitischen Prozessionszug eröffnet. Dabei wurden mindestens 17 Menschen getötet und 33 verletzt, wie die Behörden mitteilten. Nach Polizeiangaben ereignete sich der Zwischenfall in einem Stadtviertel, in dem sich hunderte Menschen versammelt hatten, um das schiitische Fest Muharram zu feiern. Offenbar wurde auch ein Sprengsatz verwendet, der eine Explosion auslöste. Das Fest Muharram in Pakistan ist gleichbedeutend mit dem Aschura-Fest der Schiiten in Irak.

Erste Pilgerfahrt im Irak seit Kriegsende

Nach dem Sturz des irakischen Machthabers Saddam Hussein im April 2003 hatten die schiitischen Gläubigen im Irak dieses Jahr erstmals wieder die Möglichkeit, das Aschura-Fest in Kerbela zu feiern. Mit der Zeremonie gedenken die Schiiten des Todes des Imam Hussein im Jahr 680 bei Kerbela. Hussein gilt ihnen als der legitime Nachfolger Mohammeds. Der Enkel Mohammeds soll mit 72 seiner Getreuen von seinem Rivalen Jasid in einen Hinterhalt gelockt und im nachfolgenden Kampf enthauptet worden sein.

Die Stadt Kerbela liegt im Kernland der irakischen Schiiten. Zusammen mit dem Wallfahrtsort Nadschaf gehört Kerbela zu den wichtigsten heiligen Städten der Schiiten nach Mekka und Medina in Saudi-Arabien. (ali)