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UBS zieht sich aus dem Iran-Geschäft zurück

Michael Braun 23. Januar 2006

Für Anleger ist der Iran eigentlich keine schlechte Adresse. Die Schweizer Großbank UBS steigt nun trotzdem aus dem Geschäft mit dem Land aus - vor allem wegen der politischen Unwägbarkeiten.

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Eingang zur Schweizer GroßbankBild: AP

Erst Mitte Dezember 2005 hat eine internationale Rating-Agentur den Iran neu bewertet - und zwar besser als zuvor. Er hat hohe Öl- und Gasreserven, und das bei deutlich gestiegenen Rohstoffpreisen. Dadurch wird der Iran zum interessanten Schuldner, da er keine Probleme haben dürfte, seine Schulden zu begleichen. Trotzdem zieht sich die UBS zurück, wie sie am Sonntag (22.1.2006) mitteilte.

Zu hoher Aufwand

Im Interview kommentieren will die Bank ihren Schritt nicht. Aber sie sagt, die Entscheidung, die Geschäfte mit dem Iran abzubrechen, sei nicht auf politischen Druck hin gefallen, auch nicht auf Druck der Amerikaner, sondern eine geschäftspolitische Entscheidung. Man habe Aufwand und Ertrag verglichen und sei zu dem Ergebnis gekommen, es lohne sich nicht.

Besonders hoch sei der so genannte "Compliance"-Aufwand gewesen, also der Aufwand, der betrieben werden muss, um die gesetzlichen und bankaufsichtsrechtlichen Voraussetzungen zu erfüllen. Das könnte, schlicht formuliert, auch bedeuten, dass die Bank sich in korrupten Systemen nicht mehr weiter bewegen will.

So bestätigt die UBS das nicht. Sicher ist jedoch, und das wird von anderer Seite gestützt, dass der Iran als Land mit einer korrupten religiösen Oberschicht gilt. Die UBS hat notgedrungen bestätigen müssen, wie negativ sie derzeit den Iran einschätzt. Dass die Geschäfte mit Syrien auch auf der Kippe stehen, hat die UBS ebenfalls bestätigt. Aber einen grundsätzlichen Wandel in der Informationspolitik, dass sie nun ihre Sicht von Länderrisiken veröffentlichen werde, den werde es nicht geben, sagte ein UBS-Sprecher.

Deutschland als zweitwichtigster Iran-Lieferant

Bisher ist nicht die Rede davon, dass deutsche Banken dem Beispiel der UBS folgen würden. Oliver Stoenner, Experte für Wachstumsmärkte bei der Commerzbank, weiß, dass Deutschland der zweitwichtigste Lieferstaat für den Iran ist: "Mit einem Import-Anteil von zwölf Prozent ist der Iran für uns ein ganz wichtiger Partner in dieser Region. Und das bezieht sich nicht nur auf große Unternehmen, sondern auch auf viele mittelständische Unternehmen, die dort aktiv sind."

Auch deren Außenhandel muss finanziert werden, deutsche Banken sehen das als wichtiges Geschäft an. Und auch als sicheres Geschäft. Denn die volkswirtschaftlichen Daten des Iran stimmen: Das volkswirtschaftliche Wachstum liegt mit rund sechs Prozent sehr hoch. Die Leistungsbilanz ist positiv, die Devisenreserven liegen bei rund 40 Milliarden Dollar, Tendenz steigend. Die Auslandsverschuldung, nach Maastricht höchstens 60 Prozent für Euroland-Staaten, liegt im Iran bei knapp zehn Prozent.

Pipeline vom Iran nach Indien

Das Land steht also gut da, es ist zahlungsfähig. Und es setzt sein Öl auch strategisch ein. "Das Top-Thema momentan ist beispielsweise eine Pipeline von Iran nach Indien. Und gleichzeitig hat man eben Abkommen mit China geschlossen, um die Energielieferungen in den nächsten Jahren zu sichern", sagt Stoenner von der Commerzbank.

Das Wichtige daran auch: China sitzt mit Vetorecht im Weltsicherheitsrat. Und wird schon wegen seiner Ölbasis immer an einer friedlichen Regelung der Konflikte in Iran interessiert sein.