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UEFA Nations League sorgt für Kritik

28. März 2017

Die Nationalteams beklagen ohnehin schon einen zu engen Terminkalender - und jetzt kommt auch noch die UEFA Nations League. Vereine und Verbände schieben sich gegenseitig die Schuld für die hohe Belastung der Spieler zu.

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Deutschland Länderspiel Deutschland vs. Ungarn in Gelsenkirchen
Bild: picture alliance/dpa/M. Becker

DFB-Teammanager Oliver Bierhoff versteht den Nutzen nicht, laut FC Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge "braucht die keiner". Doch entgegen aller Kritik von Seiten der Nationalmannschaften und der Vereine wird von der Europäischen Fußball-Union (UEFA) im kommenden Jahr ein weiterer Wettbewerb eingeführt, der die Diskussion über Belastung und Übersättigung auf die Spitze treibt. Die Nations League soll ab September 2018 grundsätzlich die Freundschaftsspiele ersetzen - und (noch) höhere Umsätze garantieren. An der neuen Serie nehmen alle 55 UEFA-Nationen teil, eingeteilt nach dem Koeffizienten in vier Ligen mit jeweils vier Dreier- oder Vierer-Gruppen. Um den genauen Modus zu erklären, braucht auch der Europaverband mehrere Powerpoint-Folien. Das Entscheidende: Am Ende gibt es ein Final-Four mit den vier besten Teams aus der "ersten" Liga. Zudem werden über Play-offs vier Tickets für die EURO 2020 vergeben.

Bierhoff: "Irgendwann knallt es"

"Man hat am Ende das Gefühl, die UEFA muss nochmal Geld erwirtschaften und macht deshalb den Wettbewerb", sagte Bierhoff der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Der Europameister von 1996 warnte generell: "Irgendwann knallt es dann mal." Erfunden hat die Nations League übrigens der mittlerweile gesperrte Ex-UEFA-Präsident Michel Platini.

Frankreich UEFA EURO 2016 Deutschland - Ukraine Löw und Bierhoff
Bundestrainer Löw und Teammanager Bierhoff könnten auf die Nations League gut verzichtenBild: picture alliance/augenklick/firo Sportphoto

Der neue Wettbewerb werde dazu beitragen, die Qualität und das Renommee des Nationalmannschaftsfußballs zu steigern, bewirbt die UEFA das Projekt etwas sperrig. Schließlich könnten Nationen wie Belgien, die Schweiz oder Kroatien ihren ersten "bedeutenden" Titel gewinnen. Ob die zur Teilnahme gezwungenen Verbände das tatsächlich auch so sehen, muss sich aber erst noch zeigen. Und Zweifel sind erlaubt - zumindest, was den DFB angeht. 

Die vergangenen Länderspiele der deutschen Weltmeister waren nicht mehr ausverkauft, den Confed Cup des Weltverbandes FIFA - der Stellenwert scheint mit dem der Nations League vergleichbar - will der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am liebsten abschaffen. "Man sollte das Rad nicht überdrehen und es nicht ausreizen. Das geht auf Dauer nicht. Man muss aufpassen und gucken, dass man nicht völlig überzieht", sagte Bundestrainer Joachim Löw.

Streit zwischen Verbänden und Klubs

Bayern Münchens Vorstandschef Rummenigge äußerte am Dienstag in Athen in seiner Funktion als Vorsitzender der einflussreichen europäischen Klubvereinigung ECA: "Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem unsere Spieler zu oft auf dem Platz stehen. Wir müssen die Belastung reduzieren. Es muss mehr um den Fußball, und weniger um das Finanzielle und Politische gehen."

Karl-Heinz Rummenigge Vorsitzender ECA
ECA-Vorsitzender Karl-Heinz RummeniggeBild: picture-alliance/dpa/T. Stavrakis

Wo der Fußball dafür ansetzen muss, darüber streiten sich die Verantwortlichen. Während FIFA und UEFA ihre Turniere in den Himmel loben, kritisieren die Vereinsvertreter die immer neuen Ideen. "Fakt ist, dass zusätzliche Spieltermine vor allem aus Entscheidungen von UEFA und FIFA resultieren. Lösungsansätze zur Reduzierung von Belastungen sollten daher auch zu allererst dort ansetzen", sagte Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL).

Immerhin ist ein weiteres Schreckgespenst zumindest vorerst vom Tisch: Weil die UEFA mehr Geld für die Spitzenklubs in der Champions League locker macht, sprechen die großen Vereine nicht mehr von einer eigenen Superliga - also einem Wettbewerb ohne die "Kleinen" aus Europa.

"Es gibt keine Diskussion über eine Superliga, das kann ich bestätigten", sagte Rummenigge: "Wir sind glücklich, unter dem Dach der Europäischen Fußball-Union zu bleiben und mit ihnen zusammenzuarbeiten."

asz/ck (sid, dpa)