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Politik

Ist Uganda noch der "Brotkorb Afrikas"?

Sella Oneko
20. Oktober 2017

Uganda ist bekannt als der "Brotkorb Afrikas". Aber große Flüchtlingszahlen und Dürreperioden machen dem Land zu schaffen. Vor allem im Norden leiden viele Menschen unter Hunger.

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Uganda Maispflanze
Bild: DW/S. Oneko

Grundstücke für Flüchtlinge

Auf dem Weg in den Distrikt Arua im Norden Ugandas ist die Landschaft üppig grün. Seit Juni hat es ohne Unterbrechungen geregnet. Wer hier entlang fährt, würde kaum vermuten, dass viele Menschen in der Region nicht genug zu essen haben.

Doch gerade der Norden Ugandas steht vor gewaltigen Herausforderungen: Täglich kommen hier zwischen 300 und 500 Menschen an, die vor den anhaltenden Kämpfen im Nachbarland Südsudan fliehen. Inzwischen leben rund 1,3 Millionen Flüchtlinge in Uganda. Hier in Arua werden die Neuankömmlinge auf den Feldern angesiedelt. Es wurden bewusst keine Camps gebaut. Stattdessen bekommt jede Flüchtlingsfamilie ein Stück Land zugeteilt, auf dem sie leben und das sie bewirtschaften kann. Die Vertriebenen sollen in der Lage sein, sich selbst zu versorgen - das ist die Idee der ugandischen Regierung.

Nahrungsmittelhilfen sind knapp

"Die Regierung bemüht sich sehr und sie hat einen Aktionsplan entwickelt, bei dem die Ernährungssicherheit an erster Stelle steht", sagt Andrea Padberg von der Deutschen Welthungerhilfe im DW-Interview. "Aber die Ressourcen sind extrem knapp. Das hat viele Gründe, auch die hohen Flüchtlingszahlen". Im Juni richtete Uganda ein Gipfeltreffen aus, um Gelder für die Flüchtlingshilfe einzuwerben. Auch Vertreter der Europäischen Union nahmen teil und versprachen Unterstützung.

Ein riesiger Topf Maisbrei in einem Zentrum für südsudanesische Flüchtlinge
Dem Welternährungsprogramm fehlt das Geld, um die Flüchtlinge zu versorgenBild: DW/S. Oneko

Unterstützung, die dringend benötigt wird: Dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) fehlen nach eigenen Angaben 62 Millionen Euro, um die Flüchtlinge in Uganda zu versorgen. Das Geld für Nahrungsmittelkäufe reicht demnach gerade einmal bis Ende November. "Wir würden finanziell gerne flexibler sein, um vorausschauend planen zu können. Nur so können wir die Tagesrationen für die Menschen sichern", sagt El-Khidir Daloum, Ugandas WFP-Programmdirektor.

Ein wachsender Markt

Dabei ist Uganda ein landwirtschaftlich produktives Land: Vor allem im Südwesten ist der Boden fruchtbar und das Klima günstig. Dort wachsen Mais, Maniok und Kochbananen. Uganda ist auch der zweitgrößte Kaffee-Exporteur des Kontinents. Seit einiger Zeit werden außerdem immer mehr Milchprodukte hergestellt und unter anderem nach Kenia geliefert, das selbst eine große Milchindustrie hat.

"In Ugandas Südwesten gibt es große landwirtschaftliche Flächen, 80 oder auch 200 Hektar groß. Es regnet viel. Die Viehzucht läuft gut und deshalb wird mit relativ geringem Aufwand ein beträchtliches Ergebnis erzielt", sagt Rinus van Klinken, Projektleiter der Stiftung niederländischer Freiwilliger (SNV) im DW-Gespräch. Im benachbarten Kenia werde anders produziert: Die Milch komme von Kleinbauern, die sie wiederum an Molkereien verkauften. Das sei aufwendiger und teurer als in Uganda.

Junge Mütter mit Babys auf dem Schoß im Flüchtlingslager Bidi Bidi
In Kursen lernen südsudanesische Mütter, ihre Kinder richtig zu ernährenBild: DW/S. Oneko

Dürre und Hunger

Doch 70 Prozent der Ugander, die auf dem Land leben, bauen vor allem für den Eigenbedarf an. Und das macht sie abhängig vom Klima. Wenn das Wetter nicht mitspielt, bleibt die Ernte und damit das Einkommen aus. Dann fehlt den Bauern das Geld, um auf dem Markt einzukaufen - selbst wenn es genügend Lebensmittel gibt.

Was das für Folgen hat, lässt sich vor allem in Karamoja im Nordosten Ugandas beobachten. Viele Menschen hier sind Viehzüchter, die von der Milch dem Fleisch ihrer Tiere leben. 2016 und Anfang 2017 litt die Region unter einer schweren Dürre. Die Tiere finden nichts zu fressen, die Ernten bleiben aus. Viele Einwohner von Karamoja sind unterernährt und von Lebensmittelhilfen der Regierung oder internationaler Organisationen abhängig. "Uganda hat viel erreicht in den vergangenen zehn Jahren, aber es sind immer noch vor allem viele Kinder chronisch unterernährt. Das ist alarmierend", sagt Andrea Padberg von der Welthungerhilfe.

Das Klima und die Abhängigkeit der Kleinbauern und Viehhirten vom Wetter werde sich in naher Zukunft nicht ändern, sagt Padberg. "Wir werden sicher immer öfter längere Dürrephasen erleben, die den Lebensunterhalt der Bauern bedrohen. Also müssen wir stärker mit ihnen zusammenarbeiten und ihnen alternative Anbaumethoden zeigen, die widerstandsfähiger sind".