Ukrainische "Geiseln des Kreml": Nicht nur Sawtschenko und Senzow
In russischen Gefängnissen sitzen Dutzende Häftlinge aus der Ukraine - für Kiew allesamt politische Gefangene. Drei von ihnen wurden bisher begnadigt. Diese und andere "Geiseln des Kreml" in einer Bildergalerie der DW.
Oleg Senzow
Der Filmregisseur stammt von der Krim. In Russland wurde ihm vorgeworfen, im Frühjahr 2014 auf der Krim eine terroristische Vereinigung gebildet zu haben. Senzow wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt, die er derzeit in Jakutsk absitzt. Er betont seine Unschuld. Mehrfach hat er erklärt, gefoltert worden zu sein. Für Senzow setzen sich weltweit Politiker und Kulturschaffende ein.
Aleksandr Koltschenko
Der 26-Jährige stammt ebenfalls von der Krim. Er war Mitangeklagter im "Fall Senzow". Wegen der "Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und der Planung von Terroranschlägen in Simferopol" wurde Koltschenko in Russland zu zehn Jahren Haft verurteilt. Er betont weiterhin seine Unschuld. Derzeit befindet er sich im Gefängnis der Stadt Kopejsk, im Gebiet Tscheljabinsk.
Aleksej Tschirnij
Auch der 34-jährige Aleksej Tschirnij stammt von der Krim und war ebenfalls Mitangeklagter im "Fall Senzow". Er bekannte sich schuldig und sagte gegen Oleg Senzow aus. Tschirnij kooperierte mit den Ermittlern und bekam letztlich sieben Jahre Haft. Anfangs saß er im Gefängnis in Magadan. Für eine psychiatrische Untersuchung wurde er jedoch inzwischen nach Moskau verlegt.
Gennadij Afanasjew
Auch der 25-jährige Gennadij Afanasjew lebte auf der Krim. Wegen der Mitgliedschaft in "Oleg Senzows Terrorgruppe" wurde er zu sieben Jahren Haft verurteilt. Afanasjew bekannte sich schuldig und kooperierte mit den Ermittlern. Später wurde bekannt, dass sein Geständnis unter Folter erzwungen wurde. Am 14. Juni 2016 wurde er von Präsident Wladimir Putin begnadigt und kehrte in die Ukraine zurück.
Mykola Karpjuk
Mykola Karpjuk wurde 1964 geboren und wohnte in der Region Rivne. Im März 2014 wurde er unter ungeklärten Umständen festgenommen. Ihm wird in Russland vorgeworfen, 1994 und 1995 an Kampfhandlungen gegen das russische Militär in Tschetschenien beteiligt gewesen zu sein. Karpjuk erklärte, er sei unter Folter verhört worden. Von einem Gericht in Grosny wurde er zu 22,5 Jahren Haft verurteilt.
Stanislaw Klych
Stanislaw Klych wurde im August 2014 auf der Reise ins russische Orjol festgenommen. Wie Mykola Karpjuk wurde ihm vorgeworfen, sich 1994 in Tschetschenien an Kämpfen gegen die russische Armee beteiligt zu haben. Während des Prozesses verhielt sich Klych unangemessen. Den Anwälten zufolge wurde er zuvor mit Psychopharmaka gefoltert. Ein Gericht in Grosny verurteilte ihn zu 20 Jahren Gefängnis.
Sergej Litwinow
Der 32-jährige Sergej Litwinow stammt aus Luhansk. Im Sommer 2014 wurde er verhaftet. Zunächst wurde ihm vorgeworfen, aus "politischem Hass" 30 Männer erschossen sowie acht Frauen vergewaltigt und ermordet zu haben. Später wurde ihm allerdings nur noch vorgeworfen, einen russischen Staatsbürger überfallen zu haben. Er wurde zu 8,5 Jahren Haft verurteilt und sitzt in der Region Rostow im Gefängnis.
Jurij Soloschenko
Der 73-jährige Rentner aus Poltawa wurde in Russland wegen angeblicher Spionage zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Jurij Soloschenkos Fall wurde im Geheimen verhandelt, deswegen sind viele Details unbekannt. Nach fast zwei Jahren Haft wurde er wie Gennadij Afanasjew von Russlands Präsidenten begnadigt. Soloschenko bekannte sich nicht schuldig. Mitte Juni kehrte er in die Ukraine zurück.
Nadija Sawtschenko
Die Militärangehörige Nadija Sawtschenko war unter den ersten politischen Gefangenen, die in die Ukraine zurückkehrten. Ein russisches Gericht hatte sie "wegen der Ermordung russischer Journalisten" zu 22 Jahren Haft verurteilt. Weltweit setzten sich Staats- und Regierungschefs für Sawtschenkos Freilassung ein. Am 25. Mai 2016 wurde sie von Russlands Präsidenten Wladimir Putin begnadigt.
Unterstützung für politische Gefangene
Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation "Memorial" sitzen in russischen Gefängnissen mindestens 20 ukrainische politische Häftlinge. Die meisten sind bereits von russischen Gerichten verurteilt. Viele Prozesse fanden im Gebiet Rostow statt. Jana Gontscharowa und eine Gruppe von Aktivisten waren bei allen öffentlichen Verhandlungen dabei und unterstützten die Gefangenen aus der Ukraine.